Rechtsstreit in Wermelskirchen Schmied Luzon will im Eifgental bleiben

Wermelskirchen · Rechtsstreit zwischen der Stadt Wermelskirchen als Vermieterin und dem Spanier mit dem selten gewordenen Handwerk ist noch nicht ausgefochten. Luzon hofft auf eine Lösung und auf die Anerkennung seiner Tätigkeit.

 Die Schmiede (vorn)  mit Wohnhaus  (hinten) im Eifgen.

Die Schmiede (vorn)  mit Wohnhaus  (hinten) im Eifgen.

Foto: Udo Teifel

Wenn Juan Manuel Herrera Luzon seine für den Rest seiner Tage vom Ruß geschwärzten Finger zeigt, sagt er: „Das ist mein Laptop.“ Der nach seinen Angaben Deutschlands einzig verbliebener, gewerblich tätige Blankwaffenschmied versorgt Kunden wie Burschenschaften, Filmemacher, Mittelalter-Fans oder Militärs mit Schwertern, Dolchen, Degen und Säbeln. Er lebt und arbeitet unter „befremdlichen Umständen“. So betreibt Luzon sein Haus mit nur einer funktionierenden Steckdose, pflichtige Rauchmelder sucht man vergebens. Seine Visionen, die er vor elf Jahren bei seinem Umzug von Solingen nach Wermelskirchen in die Gebäude Eifgen 8 (Wohnhaus) und 9 (Schmiede) entwickelte, sieht Luzon gefährdet: Ein Einvernehmen mit der Stadt Wermelskirchen als Vermieter scheint nicht möglich.

Das Amtsgerichtsverfahren, ausgelöst von Luzons Widerspruch, urteilte, dass die Stadt sowohl die Mietvertragskündigung als auch eine folgende Räumungsklage zurückziehen muss. Mit Verweis auf ein laufendes Verfahren hält sich die Stadtverwaltung zurück. Auf Anfrage dieser Redaktion sagt der Technische Beigeordnete, Thomas Marner, nichts zu den Hintergründen, kündigt jedoch an: „Wir haben das erste Verfahren verloren und stellen uns nun für das weitere Vorgehen juristisch neu auf.“

Juan Manuel Herrera Luzon bedauert, dass „Gespräche in Ruhe“ nicht möglich sind: „Mein Beruf hält mich hier – wo soll ich mit 61 Jahren denn noch hin.“ Luzon lebt von seiner Frau getrennt, seine 41-jährige erkrankte Tochter macht die Buchhaltung. „Ich bin ja fast Analphabet, war schon mit zwölf Jahren in der Schmiede tätig. Seit 53 Jahren lebe ich in Deutschland und das ist meine Heimat geworden.“ Der Schmied bittet um Anerkennung seines seltenen Handwerks: „Ich halte eine über 900 Jahre alte Kultur aufrecht und würde gerne ein entsprechendes Museum im Eifgen eröffnen.“ Luzon verweist auf Besichtigungen seiner Schmiede oder kostenlose Führungen für Kindergeburtstage und auf die Arbeitsplätze, die von ihm abhängig seien. So fertige er Rohlinge für Solinger Firmen oder beauftrage andere Gewerke für einzelne Arbeitsschritte an seinen Produkten. Er habe gehört, dass die Stadt sogar mutmaße, er würde gar nicht als Schmied arbeiten: „Knapp 4000 Euro bezahlte Gewerbesteuer für die Schmiede sagen das Gegenteil.“ Einen „Tag der offenen Tür“ mit einer spanischen Band und Essen aus seinem Herkunftsland habe er sich fest vorgenommen, damit sich jeder von seiner Arbeit überzeugen und er Unterstützer finden könne.

Das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter ist von einem Hin und Her geprägt, berichtet der Schmied. Zwischenzeitlich gestand ihm eine Vereinbarung zu, fünf Jahre mietfrei im Eifgental zu leben, weil er die Häuser in Eigenleistung mit Freunden bewohnbar gemacht hatte. Für den ins Auge gefassten Mietkauf erhöhte Luzon die Miete um 300 Euro. „Jetzt wird mir gesagt, dass das nicht gilt, weil keine notarielle Beglaubigung für die Verständigung existiert“, berichtet der 61-Jährige. Seit dreieinhalb Jahren zahle er monatlich knapp über 1000 Euro an Kaltmiete. Als Vermieter käme die Stadt ihrer Verpflichtung zur Sanierung von Dach, Heizung und Strominstallation mit geschätzten Gesamtkosten von 110.000 Euro nicht nach. Einigkeit über einen Kaufpreis lasse sich genauso wenig herstellen, bedauert Juan Manuel Herrera Luzon: „Der von einem Gutachter vor Gericht genannte Wert geht von 185.000 Euro aus. Ziehe ich die Sanierungskosten davon ab, bleiben 75.000 Euro übrig – die Stadt will aber 125.000 Euro von mir.“ Obendrein habe er gar kein Interesse an dem oberhalb der Gebäude gelegenen Wäldchen, dass die Stadt unbedingt für 1,30 Euro pro Quadratmeter mit verkaufen wolle. „Mir geht es um das, was ich gemietet habe. Der Wald gehört nicht dazu – was soll ich damit“, betont Luzon. Auflagen habe er stets erfüllt.

 Schmied Juan Manuel Herrera Luzon an seinem Schmiedehammer.   Foto: Stephan Singer

Schmied Juan Manuel Herrera Luzon an seinem Schmiedehammer. Foto: Stephan Singer

Foto: Stephan Singer

Diverse Investoren wären schon auf dem Areal zur Besichtigung gewesen – unter anderem gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Bleek, so Luzon. Es habe sogar geheißen, dass das Gelände für den Bau einer Jugendherberge genutzt werden solle. Der Schmied hofft auf eine Lösung.

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