Mensch + Stadt in Wermelskirchen Wo „Whiskey“ der Held der Kinder ist

Wermelskirchen · Im Evangelischen Jugend- und Schullandheim Neuemühle hat Sarah Wichterich-Jessome die Leitung übernommen. Kinder sollen sich in dem Haus zuhause fühlen – das ist das vorrangigste Ziel der 33-Jährigen. Dabei spielt das Essen eine wesentliche Rolle, ist die gelernte Köchin überzeugt.

 Sarah Wichterich-Jessome, hier mit Mischling Whisky, hat das Schullandheim Neuemühle übernommen.

Sarah Wichterich-Jessome, hier mit Mischling Whisky, hat das Schullandheim Neuemühle übernommen.

Foto: Jürgen Moll

Gerade ist eine Gruppe, die in Wermelskirchen ihre Herbstfreizeit verbringt, unterwegs auf eines Tagesausflug in der bergischen Region. Das gibt Sarah Wichterich-Jessome die Gelegenheit zu einem Gespräch bei einer Tasse Kaffee. Die 33-Jährige hat die Leitung im Evangelischen Schullandheim Neuemühle von ihrer Tante Monika Weyer übernommen und bei Belegung des Hauses reichlich zu tun. Nicht nur für Speis’ und Trank will gesorgt sein: In Zeiten von Corona müssen auch die Zimmer und sanitären Anlagen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden.

Die Pandemie und der Shutdown führten dazu, dass Sarah Wichterich-Jessome ihre Arbeit in der Praxis erst jetzt nach und nach aufnimmt – formell trat sie ihre Vollzeitstelle bereits am 1. Mai an. Davor unterstützte sie ihre Tante regelmäßig und kennt das Schullandheim seit Kindesbeinen: „Wir waren aufgrund der familiären Verbindung als Kinder häufig hier“, berichtet Sarah Wichterich-Jessome, die mit ihren zwei Schwestern in Wermelskirchen aufwuchs.

„Ich habe mich in dem Haus schon immer wohl gefühlt und ich möchte, dass sich die Kinder hier zuhause fühlen – das will ich denen geben“, betont die Sarah Wichterich-Jessome ist vorrangigstes Ziel: „Es macht unheimlich Spaß – ich liebe es, mit den Kindern zusammen zu sein.“ Dabei krault sie ihren Hund „Whiskey“ hinter den Ohren: „Der neunjährige Rüde ist bei den Gästen der Held – das schafft schöne Kindheitserinnerungen.“ Und ein wichtiger Wohlfühl-Faktor wäre das Essen, ist die gelernte Köchin überzeugt: „Ich freue mich immer, wenn mir die Kids eine gemalte Urkunde für meine Küche überreichen.“

In das Schullandheim kommen Schulklassen und Kinder- sowie Jugendfreizeiten – teils für mehrere Tage, teils über das Wochenende. Neben zwei Wohnzimmern stehen ein Kicker- und Tischtennis-Saal, ein Aufenthalts- und Speisesaal nebst Küche sowie im Obergeschoss diverse Schlafzimmer mit unterschiedlichen Bettenzahlen (von einem bis acht, insgesamt 40 Betten) zur Verfügung. „Dazu haben wir eine Pilgerwohnung, die vor allem von Wanderern des Jacobsweges genutzt wird. Die wird gerade renoviert. Ist die fertig, sind es insgesamt 44 Betten“, erläutert Sarah Wichterich-Jessome. Aber: „Derzeit dürfen wegen Corona nur maximal 20 Gäste gleichzeitig im Haus sein.“

Die ruhige Lage in einer Senke im Wald („wie ein Märchenhaus“, meint Sarah Wichterich-Jessome) wird von den Besuchergruppen geschätzt. Wanderwege liegen direkt vor der Haustür, Feuerstelle und Grillplatz sowie ein Spielplatz und eine Seilbahn, die Sarah Wichterich-Jessoms Onkel Volker Niemz ehrenamtlich mit Spenden baute, gehören zum Haus abseits von Verkehr oder Alltagshektik. „Hier bieten sich genauso Sommerfeste wie Nachtwanderungen an. Hier wird das Handy weggesteckt, hier können Kinder Kinder sein, im Bach spielen und sich dreckig machen“, beschreibt die Hausleiterin Sarah Wichterich-Jessome.

Private Feiern sind in dem Schullandheim möglich, wie die 33-Jährige sagt: „Vor Corona waren wir stets ausgebucht. Die Leute mögen es, dass sie das Haus für sich haben.“ Das gelte ebenso für Familienfreizeiten, bei denen die Teilnehmer sich in der Regel selbst versorgten und die Küche eigenständig genutzt werde. Grundsätzlich wolle sie die Wermelskirchener gerne mehr in das Geschehen rund um das Schullandheim einbinden: „Es scheint immer ein wenig vergessen, obwohl auch Wermelskirchener Schulen das Haus gerne nutzen.“ Und weiter: „Ich würde der neuen Bürgermeisterin schon gerne sagen, dass kein ähnliches Haus in Wermelskirchen nötig ist – besser wäre es doch, das vorhandene zu unterstützen.“

Unterstützt wird Sarah Wichterich-Jessome bei der Arbeit von ihrer Cousine Manuela Strünning. „Sie ist mein ‚Bob, der Baumeister‘“, meint die Hausleiterin mit einem Lachen: „Und darüber hinaus packt sie immer mit an. Renovierungen sind natürlich ein Dauerthema in diesem Gebäude.“

Sarah Wichterich-Jessome besuchte die Wermelskirchener Hauptschule, absolvierte in Bitburg ihre Ausbildung zur Köchin und arbeitete danach im „Plaza“-Hotel in Trier. Als sie ihren Ehemann Trevor Jessome kennenlernte, zog sie nach Kanada, wo sie vier Jahre lebte. Das Ehepaar hat einen Sohn und siedelte vor fünf Jahren von Kanada nach Wermelskirchen um.

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