Skandic-Wohnideen Von Stühlen und der weiten Welt

Dhünn · Werner Neumann zieht sich nach 40 Jahren aus dem Familiengeschäft in Dhünn zurück – sein Sohn hat bereits übernommen. Gemeinsam haben sie mit Skandic eine Erfolgsgeschichte geschrieben.

 Die starken Männer hinter Scandic in Dhünn: Geschäftsführer Tom Neumann und Vater Werner Neumann.

Die starken Männer hinter Scandic in Dhünn: Geschäftsführer Tom Neumann und Vater Werner Neumann.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Regale reichen bis zur Decke der großen Halle. Werner Neumann deutet im Vorübergehen auf die Kartons mit Kinderstühlen, auf verpackte Betten, Kinderzimmer, Schreibtische. „Das wird von hier aus quer durch Deutschland verschickt, auch in andere europäische Länder“, erzählt der 79-Jährige und weist auf die Verpackstation hin und auf die Lastwagen, die beinahe im Minutentakt auf dem Hof vorfahren. Dann deutet Neumann auf den Bildschirm, auf dem gerade eine neue Bestellung aufblinkt. In der Weihnachtszeit verlassen hier bis zu 2000 Pakete täglich das Lager, auch an normalen Tagen schickt Familie Neumann von der großen Halle in Dhünn aus hunderte Bestellungen in die Welt. „Die meisten Menschen verbinden mit Skandic den Laden in der Kurve“, sagt Werner Neumann. Aber in den vergangenen Jahrzehnten haben er und seine Familie das kleine romantische Geschäft mit dänischem Flair in ein riesiges Versandhaus verwandelt – ohne den beschaulichen Familienbetrieb aufzugeben. „Wir sind kein anonymer Großkonzern, wir sind ansprechbar“, sagt Neumann. Und das wollte er immer sein.

Werner Neumann war noch ein Kind als er mit seinem Bruder und seiner Mutter von Danzig nach Deutschland floh und schließlich auf einem Bauernhof in Hebbinghausen einquartiert wurde. „Mit den Jahren ist Dhünn meine Heimat geworden“, sagt er. Daran änderte auch die Heirat nach Dabringhausen nichts. Damals hatte er mit seinem Bruder in Dhünn bereits gebaut, eine Lehre zum Schreiner absolviert, spielte Fußball, war dem Gesangverein beigetreten und hatte sich schließlich in der scharfen Kurve rauf nach Hülsen selbstständig gemacht – mit Fenstern, Türen und Toren. „Das Handwerk war mein Leben“, sagt er. Dazu kam eine frühe Leidenschaft für Dänemark – dank unzähliger Familienurlaube und Reisen mit seiner Frau. Als er dann eines Tages in einem Geschäft stand mit kleinen, dänischen Möbeln, da machte es „Klick“. „Ich hatte schlaflose Nächte“, erinnert er sich. Am Ende stand fest: Er würde umsatteln. Die Bauelemente würden in den Hintergrund rücken und er würde sich den schmucken Möbeln aus dem Norden widmen.

1989 eröffnete er in Dhünn Skandic. „Das Gebäude war eine Ruine“, erzählt er, „ich habe richtig geschuftet, um daraus etwas zu machen.“ Heute stellt er mit seinen Kindern und seiner Schwiegertochter auf rund 600 Quadratmetern Möbel, schöne Dinge zum Leben, Kinderspielzeug und Haushaltswaren aus. „Qualität“, sagt er, „darauf kommt es uns an.“ Deswegen sei die Familie nie aufgesprungen auf den Billig-Zug. Die Kunden wissen das zu schätzen. Viele seien hunderte Male auf Touren zur Talsperre oder zum Wandern an dem Geschäft vorbeigefahren, bevor sie zum ersten Mal die Schwelle übertreten und staunen, erzählt Schwiegertochter Tanja Neumann.

Als Werner Neumann 60 wurde, gab er seine Firma an Sohn Tom ab – ebenfalls Schreiner. „Das war eine richtig gute Entscheidung“, sagt er, „denn mit ihm kamen neue Ideen.“ Und die drehten sich vor allem um das Internet. Damals, als noch die wenigsten an den Erfolg dieses neuen Vertriebsweges glaubten, bot Skandic erste Produkte online an. Die wenigen Pakete trugen sie zum Geschäft in Dhünn, um sie zu verschicken. Genau einen Artikel boten sie damals den Kunden an: den Stokke-Stuhl. Heute finden Interessierte im Internet bei Skandic 15.000 verschiedene Artikel. In der großen Halle in Dhünn sind rund 47.000 Artikel auf Vorrat gelagert. „Aber das Geschäft würden wir nie aufgeben“, sagt Neumann, „wir wollen den Kontakt zu den Menschen.“

Ende des Monats geht er nun in den Ruhestand – seine täglichen Besuche im Laden gehören dann der Vergangenheit an. „Hier und da werde ich sicher noch helfen können“, sagt er lachend, „vielleicht kann ich mal was bauen, wie neulich die Terrasse.“ Denn das Handwerk, das ist seine wahre Leidenschaft geblieben.

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