Wermelskirchen Kommentar: Land der Dichter und Kopierer

Wermelskirchen · Der Fall Goldschmidt zeigt, dass es längst nicht mehr "nur" um Plagiate bei einer Doktorarbeit oder sonstigen wissenschaftlichen Abhandlungen geht. Es geht um den Umgang mit Quellen, um den Umgang mit einer Flut von Informationen, die übers Internet heutzutage jedem jederzeit zugänglich sind.

Damit rückt der Fall Goldschmidt ganz nah, denn er bewegt sich damit nicht mehr nur auf akademischem Parkett. Auch in den weiterführenden Schulen vor Ort, vor allem im Gymnasium, werden Arbeiten geschrieben, bei denen Quellen seriös ausgewertet und korrekt zitiert werden sollten (!). Dies setzt aber voraus, dass solche Arbeiten nicht per Mausklick und "Copy-Paste" zum Beispiel aus Wikipedia einfach herauskopiert werden. Dies zu erkennen, sind die Lehrer heutzutage gefordert. Keine leichte Aufgabe. Dem Betrug, denn ein solcher ist auch dies, hinterherzulaufen, ist das Eine. Viel wichtiger ist es aber, Schülern und offensichtlich im Nachgang auch Studenten und angehenden Doktoren beizubringen, wie man Quellen seriös und qualifiziert auswählt und diese dann tunlichst auch selbst (!) auswertet und korrekt zitiert. Wissenschaftsethik kann aber nur "in den Kinderschuhen", mithin in der Schule frühzeitig vermittelt werden. Wenn aber Schüler, die ihre Arbeiten aus Wikipedia kopieren und Erwachsene, die Doktorarbeiten mit Superillu-Auszügen füllen, Bestnoten bekommen, dann ist aus Deutschland mittlerweile das Land der Dichter und Kopierer geworden.

(RP)
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