Wermelskirchen CDU: "Wir sind jetzt wach!"

Wermelskirchen · Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Dr. André Prusa erwartet eine "super Oppositionsarbeit", in der künftig die unbequemen Fragen gestellt werden. Der Bürgermeister sieht die CDU eher im anhaltend-dramatischen Absturz.

 Ein angespannter Rainer Deppe am Wahlabend.

Ein angespannter Rainer Deppe am Wahlabend.

Foto: Moll

Eine Hochburg sieht anders aus. Wermelskirchen zählt — seit der Landtagswahl 2012 — nicht mehr als "schwarze" Hochburg: Die CDU hat auch bei dieser Wahl wieder verloren. Nur 5636 Bürger gaben Rainer Deppe ihre Stimme, vor zwei Jahren waren es noch 7895. Auch die Zweitstimmen-Verluste waren am Sonntag dramatisch: Die CDU stürzte von 6612 auf 4339 Stimmen ab. "Seit 1999 beobachte ich den Niedergang der CDU in Wermelskirchen und im Kreis. Das setzt sich konstant fort. Das ist beeindruckend. Trotz dieser dramatischen Entwicklung der CDU gibt es keine personellen Konsequenzen oder Veränderungen", meinte Bürgermeister Eric Weik gestern zum Ausgang der Landtagswahl.

Er befürchtet für die nächsten fünf Jahre nichts Gutes für Wermelskirchen. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren der Minderheitsregierung Rot-Grün ,light" erlebt — die abgeschwächte Form also. Jetzt gibt es Rot-Grün pur. Und das werden die Menschen spüren." Denn Verschuldung werde nun in einer anderen Dimension zelebriert: "Wenn das den Wählern bisher nicht klar war, jetzt wird es ihnen klar." Auf NRW sieht er eine ganz schwierige Entwicklung zukommen. "Das bevölkerungsreichste Bundesland ist auf Industrie und Dienstleistung angewiesen. Aber an NRW könnte der EU-Stabilitätspakt scheitern, wenn die Verschuldung steigt." Und darunter hätten besonders die hoch verschuldeten Kommunen zu leiden.

Stetiger Niedergang

Die SPD habe quasi keinen Wahlkampf in Wermelskirchen geführt, und trotzdem verliere die CDU alle Stimmbezirks-Hochburgen. "In einigen Wahlbezirken, wie im Autohaus Messink, hat die FDP die CDU eingeholt. Das ist dramatisch." Und er sehe auch kein Auf und Ab, sondern einen stetigen Niedergang der CDU Wermelskirchen: "Das schwächt letztlich auch den Kreis."

Es tue schon weh, gesteht sich der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Dr. André Benedict Prusa ein — und versucht trotz alledem bei diesen Hiobsbotschaften eine gute Nachricht zu festigen: Rainer Deppe hat's eben doch geschafft. Dennoch: "Wir haben einen Achtung-Gong bekommen. Jetzt sind wir wach!", verkündete er angriffslustig. Er habe keine Panik, dass Deppe und die anderen Christdemokraten keine super Oppositionsarbeit leisten würden. Sie hätten vielleicht zu sehr mit der Regierungsarbeit geliebäugelt. "Wir können künftig die unbequemen Anfragen stellen. Rainer Deppe wird sich, das weiß ich, für den ländlichen Raum stark machen." Und hier sieht er eben den Vorteil: Ob über Straßen, Energieversorgung, Qualitätssicherung bei Schulen — darüber könnte im Detail gesprochen werden. "Wir werden zuarbeiten", versprach er.

Im Wahlkampf seien seiner Ansicht nach klassische Fehler gemacht worden: "Wir haben nur über Schulden und Sparen gesprochen. Unsere christlich-soziale Kompetenz ist überhaupt nicht rüber gekommen."

(RP/url)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort