"Er ist die Zukunft" Mit Christian Lindner ist wieder zu rechnen

Berlin · Christian Lindner ist zurück, FDP-NRW-Landeschef, künftiger Fraktionschef und angesichts der desolaten Lage der CDU in NRW wohl auch Oppositionsführer gegen die Rot-Grüne Landesregierung. "Auf Wiedersehen" lauteten seine letzten beiden Worte, als er vor exakt einem halben Jahr als Generalsekretär zurücktrat. Nun ist er wieder da.

FDP-Chef Porträt: Das ist Christian Lindner
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Christian Lindner – der Überflieger

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Foto: dpa/Focke Strangmann

Er betritt in Berlin gemeinsam mit Parteichef Philipp Rösler, von dem er sich Ende vergangenen Jahres im Streit getrennt hatte, die Bühne im Foyer des Thomas-Dehler-Hauses zur gemeinsamen Pressekonferenz. Rösler wirkt aufgeräumt, Lindner nachdenklich. Ganz überwiegend steht Lindner mit verschränkten Armen, leicht nach vorne gebeugt, das Kinn auf zwei Finger gestützt. Er meidet jede Geste, die als triumphierend gewertet werden könnte.

Mit vor die Mikrofone tritt auch Wolfgang Kubicki, FDP-Wahlsieger aus Schleswig-Holstein vom vorvergangenen Wochenende. Am Tag nach seinem eigenen Wahlsonntag hatte sich Kubicki noch mit dem Hinweis entschuldigen lassen, er müsse seinen Rausch ausschlafen. Hätte Kubicki die Runde nicht mit seinen üblichen Sprüchen aufgelockert, wäre der gemeinsame Auftritt des Parteichefs und seinem ehemaligen General verkrampft geraten.

Rösler räumt artig ein, dass die beiden Wahlerfolge für die Liberalen in Kiel und in Düsseldorf jeweils der Verdienst der Spitzenkandidaten gewesen seien. Für die Bundes-FDP seien die guten Ergebnisse nur "Vorschussvertrauen". Er lobt den jeweils eigenständigen Kurs der Liberalen in den Ländern, lobt auch, dass Lindner die richtigen Botschaften im Wahlkampf gesetzt habe. Lindner guckt, als wollte er sagen: "Hättest du mal mehr auf mich gehört." Sagt er aber nicht. Heute ist Zusammenhalt angesagt.

Lindner selbst begründet seinen Wahlerfolg mit der "Prinzipienfestigkeit" der FDP an Rhein und Ruhr. Zugleich lässt er aufblitzen, wo er die Zukunft der FDP sieht. Es gebe eine große Gruppe ehemaliger Friedrich-Merz- und Wolfgang-Clement-Wähler, die auf der Suche seien. "Diesen Menschen konnten wir ein politisches Angebot machen."

Das Verhältnis zwischen Rösler und Lindner ist keineswegs gekittet. Aber die beiden haben sich vorgenommen, öffentlich keinen Konflikt mehr auszutragen. Lindner lässt sich nicht dazu hinreißen, Strategiefragen für die Zukunft der Bundes-FDP zu beantworten. "Ich erteile öffentlich keine Ratschläge", sagt er und sagt auch: "Es ist bekannt, das Philipp Rösler und ich ein ordentliches Verhältnis haben. Es war kein persönliches Zerwürfnis", ergänzt er im Rückblick auf seinen Abgang als Generalsekretär. Anerkennung klingt anders.

Rösler bleibt ein Parteichef auf Bewährung. "Er ist noch nicht in ruhigem Fahrwasser", sagt ein führendes Parteimitglied. Von einem Putsch will die Führungsriege aber nichts wissen: "Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, jetzt eine neue Führungsdebatte anzufangen."

Ein Präsidiumsmitglied erklärt: "Das wichtigste Thema für die nächsten Monate ist Geschlossenheit." Das war auch die Verabredung bei der Präsidiumssitzung zuvor: Personaldebatten meiden. Kubicki, der sein Herz immer auf der Zunge trägt, tunkt dem Parteichef zum Ende des gemeinsamen Auftritts dann doch noch einen ein. "Ich bin die Vergangenheit, er ist die Zukunft", sagt Kubicki über sich und Lindner. Rösler kommt nicht vor.

(qua)
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