Jazzfestival in Viersen Volles Haus für Till Brönner

Viersen · Zum Jazzfestival kamen – trotz junger Band – am Freitagabend nur rund 600 Besucher. Glücklich waren die Organisatoren dann aber mit dem Samstag: Die Festhalle war mit 1500 Gästen ausverkauft.

Zum Jazzfestival kamen — trotz junger Band — am Freitagabend nur rund 600 Besucher. Glücklich waren die Organisatoren dann aber mit dem Samstag: Die Festhalle war mit 1500 Gästen ausverkauft.

Das 27. Jazzfestival Viersen ist vorbei. Eine von Viersens wichtigsten Veranstaltungen in puncto Außenwirkung erlebt wie schon in den vergangenen Jahren immer wieder Veränderungen. Das ist gut so: Ein Festival sollte ein lebendiges Ereignis sein und keine statische Einrichtung. Das betrifft nicht nur die programmatische Ausrichtung und deren Vermittlung, regional und überregional. Die Glücksfälle von Viersen heißen Ali Haurand und WDR. Ohne den Sender mit seinem Interesse für die guten Arbeitsmöglichkeiten vor Ort und seinen TV Ausstrahlungen gäbe es das Festival genauso wenig wie ohne Ali Haurand, der unermüdlich an seiner Jazzmessage arbeitet.

Die stilistische Öffnung des Festivals wird mit dem Ziel weiter vorangetrieben, auch jüngeres Publikum an das große Ereignis heranzuführen und das Festival damit zukunftsfähig zu machen. Zweifellos ein Spagat für Veranstalter und Organisatoren, der jedes Jahr aufs Neue zu leisten ist. Die programmatische Gelenkigkeit wird allerdings vom Publikum nicht ohne weiteres mitgemacht: Für die über das Kultur-Extra-Abo gekommenen "neuen" Jazzbesucher waren die Konzerte von China Moses und Till Brönner maßgeschneidert — nach Brönners Konzert war jedoch für die meisten Besucher der Abend beendet. Das Abschlusskonzert von Jesse Milliner und Band fand somit fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Eingefleischte Jazzfans hingegen tun sich mit stilistischen Veränderungen sehr schwer.

Programmatisch hat Viersen 2013 die erprobte Linie vorsichtig weiterentwickelt. Dass der Besuch am Freitag gegenüber dem Samstag mit den Abo-Besuchern nicht zu vergleichen sein würde, war im Vorfeld eigentlich klar — es hätten aber durchaus ein paar mehr Jazzfreunde Platz gehabt. So spielte die grandiose WDR-Big-Band vor halb gefülltem Saal, ein Schicksal, welches sie mit den anderen Gruppen des Abends teilte. Wegen "Lukas Graham" waren natürlich mehr junge Leute gekommen. Auf den großen Ansturm — auch aufgrund der Sonderreglung für Leute unter 25 Jahren — wartete man allerdings vergeblich.

Für die jungen Besucher kostete das Freitagsticket 15 Euro — doch nur rund 45 Besucher nahmen diese Möglichkeit auch wahr. Anscheinend gibt es in dieser Altersgruppe in Bezug auf das Festival Vorbehalte— oder die jungen Erwachsenen sind aus Ausbildungsgründen einfach nicht mehr vor Ort oder kommen nur in Einzelfällen deswegen "nach Hause". Dennoch: Ein Anfang ist gemacht. In diesen Punkten wird in den nächsten Jahren viel Kreativität bei den Machern des Festivals gefragt sein.

Ein ohne Einschränkungen geglücktes Programm sorgte im Ernst-Klusen Saal und im Festhallenkeller für viel Begeisterung. Junge Musiker aus Deutschland boten tolle Konzerte und präsentierten Jazz den unterschiedlichsten Ansätzen. Als das Trio "Three Fall" um 1 Uhr nachts seinen Auftritt beendete und das verbliebene Publikum immer noch nach einer Zugabe verlangte, kamen die drei Kölner Musiker diesem Wunsch nach, setzten sich mit Bassklarinette, Posaune und kleiner afrikanischer Trommel mitten in den Raum und spielten ihre Zugabe. Das Publikum brachten sie in Bewegung, kaum einer saß still. Die Besucher ließen sich vom Groove der Musik anstecken. Am Ende marschierte das Trio weiterspielend aus dem Raum. Ein schöne Schlussszene für das 27. Jazzfestival Viersen. Mehr Fotos im Internet unter www.rp-online.de/viersen

(n-o)
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