Jazz-Festival Wöhlers kleine Nachtmusik

Viersen · Der Schauspieler bezaubert mit seinen Freestyle-Cover-Songs in einer mäßig gefüllten Festhalle.

 Der Schauspieler griff in der Festhalle zum Mikrophon und begeisterte in einer intimen Atmosphäre.

Der Schauspieler griff in der Festhalle zum Mikrophon und begeisterte in einer intimen Atmosphäre.

Foto: Jörg Knappe

Es ist 22 Uhr. Ganz schön spät für einen Auftritt, sagt Gustav Peter Wöhler. Er spielt zum ersten Mal auf einem Jazzfestival, er ist aufgeregt, und Jazz – das sagt er hinterher auch ganz ehrlich – macht er auch keinen. Nicht die besten Voraussetzungen, um ein kritisches Jazzpublikum auch zu begeistern, aber es gelingt – mit einem charmanten, unprätentiösen Sänger und exzellenten Musikern: Kai Fischer am Klavier, Olaf Casimir am Bass und Mirko Michalzik an der Gitarre.

Die Band spielt ausschließlich ihr persönliches Best-Of der Popmusik in eigenwilligen Interpretationen im Singer-Songwriter-Stil und mit hervorragenden Soli. Hier koppeln sie dann auch an den Jazz an. Zum Tanzen taugt das nicht, aber zum Lauschen, Mitwippen und manchmal auch Mitklatschen.

Wer Wöhler aus seinen Fernsehrollen kennt, oft als Bösewicht eher düster und grimmig, wird überrascht, wie uneitel und bodenständig der Schauspieler auf der Bühne steht. Er singt mühelos, die Stimme wie ein geschliffener Stein, ohne Ecken und Kanten. Manchmal setzt er an zu imitieren, Mick Jagger, Bono, Jonny Cash – andeutungsweise nur, mit Augenzwinkern und zeigt, dass er weiß, was er mit seiner Stimme machen kann. Zwischendurch plaudert er über sich und die ausgewählten Songs.

Wöhler startet mit Nick Drakes „From the Morning“. Es ist, als müsse er sich erst wach spielen zu so später Stunde. Drei bis vier Lieder plätschern gemächlich dahin. Bei „Mother‘s little helper“ von den Rolling Stones bricht dann aber doch das Eis.

Spätestens bei seiner eigenwillig-schönen Version von „Bridge over troubled water“ (Simon & Garfunkel) hat er sie alle gepackt. Seine Version von „I still haven‘t found what I‘m looking for“, U2) kann dem Original nicht das Wasser reichen, aber Jonny Cashs „Ring of Fire“ begleitet auf Slide-Gitarre und die fetzige Freestyle-Version von „Message in a bottle“ (Police) sind hörenswert.

Mit den passenden Zeilen aus Rio Reisers „Junimond“ – „es ist vorbei, bye,bye“ – beendet der Autodidakt seine Zugabe.

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