Autorin aus Niederkrüchten Anekdoten aus dem Leben einer Logopädin

Niederkrüchten · Die Niederkrüchtener Logopädin Carolin Sandner hat ein Buch über ihren Praxis-Alltag geschrieben. „Hauen Sie sich auf die Flöte und singen Sie!“ ist druckfrisch im Juli erschienen.

 Die Logopädin und Autorin Carolin Sandner.

Die Logopädin und Autorin Carolin Sandner.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

„Hauen Sie sich auf die Flöte und singen Sie!“ Mit diesem heiter wirkenden Satz betitelt die Niederkrüchtener Autorin Carolin Sandner ihr neues Buch, das im Juli im Charles Verlag, Bedey Gruppe, erscheint. Was klingt wie ein witziger Geheimcode, ist Ausdruck einer schweren neurologischen Erkrankung, die sich in einer eklatanten Sprachstörung manifestiert.

Die 45-jährige Carolin Sandner ist seit 2003 Logopädin. Nebenbei schreibt und veröffentlicht sie seit 2018 Gedichte, Kurzgeschichten, Sachbücher und Romane. In ihrer logopädischen Praxis in Niederkrüchten wird viel gesprochen und das Sprechen geübt, werden die Verwechslung von Lauten, das Stottern und Stammeln und vieles mehr behandelt. Da kommt es zu unbeabsichtigt witzigen Äußerungen. „Hauen Sie sich auf die Flöte und singen Sie“, war ein Satz, den ein Klient zu Sandner sagte, als sie stark erkältet in die Praxis kam. Was er vermutlich meinte: „Hauen Sie sich ins Bett und schlafen Sie.“ Aufgrund seiner Wernicke-Aphasie kam jedoch ein ganz anderer Satz heraus. Diese Form von Aphasie führt dazu, dass der Klient viele Begriffe deutlich nennen kann, sie aber zu abstrusen Sätzen verbindet. Im Verlaufe ihrer Behandlung gewinnen sie ihre Sprache wieder.

Von diesen und anderen Herausforderungen einer Logopädin berichtet Sandner in ihrem „erzählenden Sachbuch“, wie sie ihr 160 Seiten umfassendes Buch charakterisiert. Da erfährt man auch, warum ein elfjähriger Junge während der Sitzung ausrastete, weil Sandner einen gestreiften Pullover trug, was es mit einem 18-Jährigen anstellt, wenn er mehrfach hintereinander zur Behebung seiner Sprachstörung den Satz „Dichtes Fichtendickicht“ wiederholen soll, oder dass ein Schlaganfallpatient ohne Sprache durchaus noch „Griechischer Wein“ schmettern kann. Sandner erklärt die Sprachstörungen anhand der Fälle aus ihrer Praxis. „Ich bin gerne Logopädin“, sagt Sandner, die sich zunächst zur Erzieherin ausbilden ließ, bevor sie zur Logopädie wechselte.

Die Idee, ihre logopädischen Erfahrungen in einem Buch zu versammeln, entstand so: Auf ihrer Facebook-Seite hatte sie eine Anekdote aus der Praxis gepostet und erreichte damit eine überraschend große Zahl von Interessierten. Diese waren sich einig: „Schreib doch mal ein Buch darüber“, forderten sie Sandner auf. „Ich bin ein umtriebiger Mensch, ein Hans Dampf in allen Gassen“, beschreibt sich Carolin Sandner. Und so schafft sie es, neben ihrem Hauptberuf Logopädin beispielsweise lustige Gedichte zum Thema „Erwachsen werd ich nie“ zu verfassen, sich erotische Kurzgeschichten auszudenken, über ihre Erfahrungen mit elektromagnetischen Strahlungen zu berichten oder Fantasyromane zu veröffentlichen.

Sandner wird nach dem Erscheinen ihres Buches Lesungen in der Gemeindebücherei in Niederkrüchten und in der Buchhandlung Doetsch in Dülken organisieren. Die Termine werden noch bekannt gegeben.

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