Viersen Grillsaison ohne Reue

Viersen · Interview RP-Redakteurin Helga Seifert sprach mit Ökotrophologin Monika Becker über die steigende Zahl übergewichtiger Kinder und die Aktion der Niederrheinwerke Viersen und Rheinischen Post, ihnen Hilfestellung im Kampf gegen die Pfunde zu geben.

Die Zahl übergewichtiger Kinder nimmt stetig zu. Ist diese Entwicklung überhaupt noch zu stoppen, und wenn ja, in welcher Form?

Becker Die Aktion „Fit in den Frühling“ ist eine erste Hilfestellung. Erfolg ist nur zu erreichen, wenn das Kind jene Gewohnheiten ablegt, die zu den überflüssigen Pfunden geführt haben. Die Eltern müssen ein anderes Essverhalten fördern und ihr Kind zu Bewegung aktivieren.

Wie bringen Eltern ihre Kinder dazu, Verzicht zu leisten?

Becker Bei unserem letzten Kochtermin stellten wir uns dem aktuellen Thema „Grillen und Gartenparty“. Mollige Kinder müssen nicht auf Gartenpartys verzichten. Das Grillen ist eine kalorienärmere Nährstoffzubereitung, da hier ohne zusätzliche Fettzugabe Speisen zubereitet werden. Dick machen hier vor allem die beliebten Würstchen, Kräuterbutter auf hellem Brot sowie Salate mit Mayonnaisedressing.

Welche Speisen sind geeignet?

Becker Eltern sollten darauf achten, dass die Speisen einen nicht so hohen Fettgehalt haben. In der Praxis heißt das, die Speisen müssen entfettet werden. Eigentlich ganz einfach. Wenn das Salatdressing aus Mayonnaise besteht, tauschen wir sie gegen ein fettreduziertes Produkt aus. Ohne auf Geschmack zu verzichten, kann die Mayonnaisemenge noch reduziert und durch Magerjoghurt ersetzt werden. Ein geschmacklicher Unterschied ist kaum festzustellen.

Dürfen die Kinder auch Fleisch essen?

Becker Traditionell erwartet natürlich jeder beim Grillen Fleisch. Sehr fetthaltige Fleischsorten wie Bauchfleisch, Nackenkoteletts oder Würstchen sollten nicht auf den Grill kommen. Ein Kind ständig darauf hinzuweisen, dies oder das nicht zu dürfen, macht nur unzufrieden und animiert das Kind, heimlich verbotene Speisen zu essen. Mageres Fleisch gelingt mariniert besonders gut, verträgt aber wenig Hitze. Deshalb den Rost etwas höher hängen. Auch ist darauf zu achten, dass das Marinierte vor dem Grillen gut abgetrocknet wird, damit nichts in die Glut tropft, sonst raucht‘s. Beim Wenden niemals ins Fleisch stechen, dabei tritt der Saft aus, und das Fleisch wird zäh und trocken. Tipp: Fleisch für den Grill sollte nicht zu kalt sein, sondern Zimmertemperatur haben. Lässt man es nach dem Garen kurz ruhen, bleibt es schön saftig.

Welche Speisen sind denn sonst noch für die Glut geeignet?

Becker Ideal zum Grillen sind fleischige Gemüsesorten wie Auberginen, Paprika, Zucchini und auch Pilze. Gemüse verträgt jedoch nur wenig Hitze, deshalb mit größerem Abstand zur Glut rösten. Lagerfeuer-Atmosphäre verbreiten Maiskolben und Kartoffeln, die in Alufolie gewickelt direkt auf der heißen Kohle gegart werden. Auch fettarme Fischsorten bieten sich zum Grillen an.

Was ist als Dessert geeignet?

Becker Während unserer Aktion haben wir versucht, den Kindern die in den Speisen enthaltenen Zuckermengen bewusst zu machen. Die Geschmacksnerven gewöhnen sich an weniger Zucker, und oft kommt der Eigengeschmack dann besser heraus. Das gilt für unser erfrischendes Erdbeergetränk aus tiefgefrorenen Früchten, verdünnt mit Orangensaft. Dekoriert mit bunten Wedeln oder Früchten ist der Cocktail perfekt. Originell ist es auch, frisches Obst mitzugrillen (Apfel, Birnen, Pfirsiche, Ananas, Bananen). Der Grillrost sollte blitzsauber sein, damit das Obst nicht nach Fleisch schmeckt. Die Früchte einfach bei nicht zu starker Hitze und mit viel Abstand zu Glut grillen. Auf diese Art lassen sich Obstspieße einfach und kalorienarm zubereiten.

(RP)
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