Tierschutz in Viersen Fledermäuse vor dem Feuer-Tod retten

Viersen · Brennholzstapel gehören zu den Plätzen, die sich die kleinen Säuger zum Überwintern aussuchen. Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz in Viersen erklärt, was Kaminbesitzer tun sollten, um die Tiere zu schützen.

 Manuela Menn leitet die Fledermaus-Ambulanz in Viersen. Wer eins der kleinen Säugetiere in einem Holzstapel findet, kann sie kontaktieren. 

Manuela Menn leitet die Fledermaus-Ambulanz in Viersen. Wer eins der kleinen Säugetiere in einem Holzstapel findet, kann sie kontaktieren. 

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Die Temperaturen fallen und so mancher freut sich darüber, am Abend gemütlich vor dem offenen Kamin zu sitzen oder sich den Rücken am Kachelofen wärmen zu können. Dass diese Momente unter Umständen für Fledermäuse tödlich enden können, ist vielen dabei nicht bewusst. Es besteht die Gefahr, dass die Tiere bei lebendigem Leib verbrennen. Dabei kann es auf ganz einfache Weise verhindert werden, dass die kleinsten Säugetiere der Welt ein Opfer der Flammen werden und qualvoll verenden. Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz in Viersen erklärt, wie.

Die Problematik des Ganzen liegt beim Brennholz. Fledermäuse halten einen Winterschlaf und suchen sich entsprechende Quartiere. In der Regel sind dies Höhlen. Doch da es davon nicht überall welche gibt, gehen die Tiere auch Kompromisse ein. Brennholzstapel sind einer davon. Brennholz lagert in der Regel einige Zeit ab. Die einzelnen Scheite bilden beim Stapeln immer Hohlräume, in die die Tiere hinein schlüpfen können. Sie suchen sich einen ruhigen Platz innerhalb der Holzstapel und klammern sich mit ihren Minikrallen fest. Während des Winterschlafes fällt die Körpertemperatur bei den Fledermäusen entsprechend ab. Das heißt, die Tiere befinden sich in einer Art Starre. Sie klemmen mit ihren Händchen und Füßchen an einem Scheit fest. Dabei fallen sie nicht besonders auf, da sie aufgrund ihrer bräunlichen Fellfarbe bestens getarnt sind und sich mit dem Braun des abgelagerten Holzes vermengen.

Wer einen Holzscheit aus seinem Stapel zieht, dem entgeht daher sehr leicht, dass eine kleine Fledermaus mit einem Gewicht von wenigen Gramm an ihm pappt. Wird nun das Holz ins Haus getragen, steigt zwar die Temperatur, aber bis die Fledermaus-Körpertemperatur soweit gestiegen ist, dass sich die Tiere wieder bewegen können, vergeht einige Zeit. „Die Tiere haben einen Mechanismus, mit dessen Hilfe sie ohne Kraftanstrengung irgendwo hängen. Sie können ihre Fußgelenke in dem Moment, in dem sie durch Störung wach werden, nicht einfach schütteln und vom Scheit lösen. Sie sind quasi wie fest mit dem Holzstück verbunden“, erklärt Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz.

Selbst wenn die Tiere also wollten, kommen sie in der warmen Wohnung nicht sofort aus ihrer Position heraus. Der Mensch wiederum, der die Holzscheite in den Ofen wirft, merkt oftmals gar nicht, dass sich eine Fledermaus auf einem Stück Holz befindet. Alles wandert mit Schwung in den Ofen, wo die kleinen Säugetiere bei vollem Bewusstsein und ohne eine Chance auf Rettung qualvoll verbrennen. Wer sein Brennholz ins Haus holt, sollte die einzelnen Scheite deshalb einfach genau unter die Lupe nehmen und zudem kurz abklopfen, bevor es ins Haus geht. So haben auch überwinternde Spinnen und andere Insekten die Chance, ihren Schlafplatz zu verlassen oder abzufallen.

Vor dem Verfeuern kann ein zweiter Blick samt einem kurzen Aufstoßen auf dem Boden nicht schaden. Klemmt eine Fledermaus am Scheit, sollte dieses vorsichtig zurückgelegt werden an eine Stelle im Holzstapel, die in der nächsten Zeit nicht für das Verheizen gedacht ist. „Aufgrund der Frostgefahr sollte das Holzstück dabei rund einen Meter über der Erde gelagert werden. Liegt es am Boden und es friert, erfriert die Fledermaus auch“, informiert Menn.

Eine Fledermaus sollte nicht mit Gewalt vom Holzscheit abgezogen werden. Die Gefahr, dass dabei eins der kleinen Gelenke gebrochen wird, ist zu groß. „Wer eine Fledermaus entdeckt und unsicher ist, kann jederzeit die Fledermaus-Ambulanz kontaktieren. Wir beraten und organisieren im Bedarfsfall auch einen Fahrdienst, um aus dem Winterschlaf gerissene Tiere zu versorgen“, sagt Menn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort