Viersen Erdorfs emotionaler Abschied

Viersen · Der Leiter der Anne-Frank-Gesamtschule geht in den Ruhestand. "Die Schüler werden mir am meisten fehlen", sagt der bewegte Direktor auf seiner Verabschiedung, bei der Kollegen und Schüler Lobeshymnen auf ihn singen.

 Abschied aus dem aktiven Schuldienst: Rainer Erdorf (rechts), Leitender Direktor der Anne-Frank-Gesamtschule, wird von Viersens Bürgermeister Günther Thönnessen verabschiedet.

Abschied aus dem aktiven Schuldienst: Rainer Erdorf (rechts), Leitender Direktor der Anne-Frank-Gesamtschule, wird von Viersens Bürgermeister Günther Thönnessen verabschiedet.

Foto: busch

Es machte fast den Eindruck, als würde die Anne-Frank-Gesamtschule nach den am Wochenende beginnenden Sommerferien für immer schließen. Doch Rainer Erdorf, der scheidende Schulleiter, wehrte sich vehement gegen den Rummel, den es bei seiner zweieinhalbstündigen Verabschiedung um seine Person gab. "Die Schule lebt nicht von ihrem Schulleiter allein, auch er ist nur ein Teil von ihr", sagte der 62-Jährige, der nun in den Ruhestand geht. Kollegen, Schüler und Eltern verpassten ihm einen würdigen Abschied — und lobten ihn in den allerhöchsten Tönen.

Er habe einen "sehr profunden Witz", sagte Bürgermeister Günther Thönnessen, zudem "hat er eine hohe Akzeptanz, da er ausgleichend und besonnen ist". Der Leitende Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Düsseldorf, Ulrich Graf, bescheinigte Erdorf, dass er die Schule in den vergangenen Jahren exzellent geleitet habe. Die Vorsitzende des Lehrerrats, Annegret Gayk, würdigte "seine Menschlichkeit, seine Menschenkenntnis und sein pädagogisches Können".

Nachdem Erdorf 1996 als Abteilungsleiter für die Oberstufe gekommen war und sich lediglich für ein Intermezzo an die Gesamtschule Espenstraße (1999 bis 2001) verabschiedet hatte, würde nun "die Seele der Schule gehen", wie Annegret Gayk meinte. "Dein Vorbild hat uns motiviert", sagte sie. "Durch dich entstand eine Atmosphäre des Vertrauens und des Wohlwollens."

Nicht nur unter seinen Kollegen, sondern auch bei Schülern ist Rainer Erdorf extrem beliebt. In einem Video ehrten sie ihn als den besten Lehrer der Schule, wenn nicht sogar der Welt — wofür er abschließend auch einen Preis, einen kleinen goldenen Oscar, erhielt.

"Es ist überwältigend, erleben zu dürfen, was sie über mich denken", sagte der Lehrer für Latein, Deutsch und Pädagogik. "Es ist kein Geheimnis, dass ich gerne an diese Schule gekommen bin." Der Unterricht habe ihm am meisten Spaß gemacht. "Ich bin Lehrer geworden, weil ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollte. Von ihnen habe ich viel gelernt, mit ihnen habe ich viel gelacht." Sie seien sein Lebenselixier gewesen. "Sie werden mir am meisten fehlen."

Dafür hat er nun Zeit, den vielen Vorschlägen seiner Schüler in seinem Privatleben zu folgen. "Machen Sie eine Weltreise", riet ihm Schülersprecher Diamant Gashi. "Machen Sie Bungee-Jumping in Australien, bauen Sie einen Schneemann in der Antarktis oder fahren Sie die Route 66 in den USA entlang." Was genau Rainer Erdorf davon umsetzen wird, ist noch sein Geheimnis. "Aber ich werde die Zeit nutzen, um tatsächlich viel zu reisen", sagt er.

(RP)
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