Viersen Besser mit Stress umgehen

Viersen · Stress ist eigentlich eine normale Sache, die zum Leben gehört. Die Stresssituation kann jedoch auch ausarten. Die Wirtschaftspsychologin Silke Niemeyer gibt Tipps, damit es erst gar nicht soweit kommt.

Die Prüfung steht an, das Referat muss vor großem Publikum gehalten werden, eine wichtige Besprechung nähert sich. So verschieden die Situationen, die Reaktionen sind gleich: Schweißnasse Hände, das Gefühl von Atemnot stellt sich ein, das Herz klopft schneller. Körperlich Reaktionen auf eine Situation, die aus welchen Gründen auch immer Stress macht.

"Das ist eine ganz normale Geschichte. Sie ist uralt. Der Körper fährt hoch, er bereitet sich auf Flucht oder Angriff vor. Flucht oder Angriff sind es heute weniger, aber der Mensch reagiert genauso wie vor Hunderten von Jahren", erklärt Wirtschaftspsychologin Silke Niemeyer. Ihr Tipp in solchen Situationen lautet Bauchatmung. Das tiefe Atmen in den Bauch hinein und wieder hinaus schafft Ruhe. Dazu sollte positiv darüber gedacht werden, wie die kommenden Minuten oder Stunden ablaufen könnten. Das gilt auch für Momente in denen Menschen meinen, alles wachse ihnen über den Kopf. Ruhe bewahren, schauen was ist wichtig, sortieren, delegieren und dann an die Arbeit gehen. Normaler Stress kommt und geht dabei wie eine Wellenbewegung.

Es gibt Phasen der Anspannung, aber auch Phasen der Erholung. Wie in diesen entspannt wird, hängt von jedem Menschen persönlich ab. Für den einen ist es der gemütliche Spaziergang, für den anderen Sport. Der nächste liest und wieder andere machen es sich vor dem Fernseher bequem oder treffen sich mit Freunden. Wobei Sport besonders effektiv ist, um die durch Stress hervorgerufen körperlichen Reaktionen wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. "Die Mittagspause kann sogar sinnvoll genutzt werden. Hier ist es wichtig den Arbeitsplatz räumlich und gedanklich zu verlassen. Raus aus der Situation", empfiehlt Niemeyer. Gefährlich wird es, wenn diese normale Wellenbewegung von Stress und Erholung nicht mehr funktioniert.

Es ist ein schleichender Prozess, der nicht von heute auf morgen abläuft. Wer die Erholung nicht mehr hinkriegt, erfährt zunächst eine erhöhte Leistungssteigerung. Doch dann kommen die ersten Einbrüche. Leistungseinbußen beginnen. Der Betroffene will aber soviel leisten, wie immer. Er strengt sich mehr an. Erholung gibt es jedoch nicht mehr. Von da an beginnt ein Teufelskreis. An diesem Punkt geht es außerdem körperlich und geistig bergab.

Ein anderer Nebeneffekt: Der soziale Rückzug. Die totale Erschöpfung, das bekannte Burnout-Syndrom ist da. "Immer auf sich achten. Ein Leben ohne Stress ist eine Illusion, aber man kann lernen damit umzugehen", lautet daher der Tipp von Niemeyer. Ein jeder Mensch sollte achtsam mit sich umgehen. Wer nicht früh genug die Notbremse zieht, braucht fachliche Hilfe. Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Ein- und Durchschlafstörungen sind unter anderem Anzeichen, dass ein Gang zurückgelegt werden sollte.

"Man sollte schauen, was macht mir Stress, wie gehe ich damit um. Bewältigungsstrategien müssen entwickelt werden und das kurz- als auch langfristig", weiß Niemeyer von Berufswegen. Stressfaktoren liegen dabei oft in der Übertreibung. Man wolle perfekt sein, ein jeder solle einen mögen, das funktioniere nicht, betont die Wirtschaftspsychologin. Sie selber ist in der Prävention tätig, damit es erst gar nicht zum Burn Out kommt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort