Solingen „Volkskrankheit Nummer eins“

Solingen · Dr. Werner Holl und Dr. Fokko de Haan weisen zum Bluthochdrucktag darauf hin, wie gefährlich die Krankheit ist. Jeder zweite Erwachsene sei betroffen – oftmals ohne es zu wissen.

Dem Bluthochdruck (medizinisch: Hypertonie) ist der kommende Samstag, 17. Mai, weltweit gewidmet. Herzspezialist Dr. Fokko de Haan (59) und Nierenspezialist Dr. Werner Holl (48) machen aus diesem Anlass auf die weitverbreitete, aber oftmals unterschätzte Krankheit aufmerksam. Sie kann Männer und Frauen gleichermaßen treffen.

Wie viele Menschen haben zu hohen Blutdruck?

De Haan Bei den Erwachsenen ist Schätzungen zufolge jeder Zweite betroffen. Viele wissen allerdings gar nicht, dass sie zu hohen Blutdruck haben.

Was sind die Folgen von Bluthochdruck?

Holl Sie können tödlich sein. Zu hoher Blutdruck ist die Volkskrankheit Nummer eins. Die meisten Menschen in Deutschland sterben nicht an Krebs, sondern an Erkrankungen, die durch hohen Blutdruck verursacht werden können, vor allem Herzinfarkt und Schlaganfall. Bluthochdruck führt unbehandelt in der Regel zu Organschäden. Meistens trifft es das Herz, sehr häufig aber auch die Nieren.

Woran merkt man, dass der Blutdruck zu hoch ist?

De Haan Die Anzeichen sind eher unspektakulär. Man fühlt sich häufig müde und schlapp, ist nicht mehr so leistungsfähig wie sonst und kommt bei Anstrengung schnell außer Puste. Selbst viele Hausärzte kommen bei diesen Symptomen nicht immer darauf, dass zu hoher Blutdruck die Ursache sein kann.

Holl Zum Teil wird der Bluthochdruck aber auch erst festgestellt, wenn bereits Organschäden vorliegen. Insbesondere bei Nierenerkrankungen kann es sein, dass der Bluthochdruck erst durch sie hervorgerufen worden ist. Andererseits kann Bluthochdruck auch zu Nierenerkrankungen führen.

Was kann man tun, um zu hohen Blutdruck zu vermeiden?

De Haan Ganz wichtig ist das richtige Verhalten, denn der Bluthochdruck hängt stark mit dem Lebensstil zusammen. Wer übergewichtig ist, viel Fett und Salz isst und sich kaum bewegt, riskiert, an zu hohem Blutdruck zu erkranken. Ausgewogene Ernährung und Sport sind daher gute Maßnahmen zur Vorbeugung. Wer zu dick ist, sollte sein Gewicht durch Nahrungsumstellung langsam reduzieren. Nicht alle Risikofaktoren lassen sich allerdings beeinflussen. Es gibt zum Beispiel eine familiäre Vorbelastung, wenn viele in der Familie zu hohen Blutdruck haben.

Was kann man tun, wenn die Krankheit da ist?

Holl Auch dann sind eine ausgewogene Ernährung und Bewegung wichtig. Ab einem bestimmten Grad des Hochdrucks muss er zusätzlich jedoch mit Medikamenten reguliert werden. Und zwar dauerhaft. Es hilft nichts, die Tabletten nur so lange zu nehmen, bis der Blutdruck wieder in Ordnung ist, denn nach Absetzen der Medikamente schnellt er meist sofort wieder in die Höhe. In der Regel müssen die Medikamente nach Erkennen der Krankheit das Leben lang genommen werden.

Ist es nicht schädlich, dauerhaft Tabletten zu nehmen?

Holl Nicht die Tabletten, sondern der Bluthochdruck ist der Feind. Die Tabletten sorgen dafür, dass Organschäden vermieden oder zumindest eingedämmt werden und dadurch die Lebenserwartung erhöht wird. Ohne Tabletten sinkt hingegen die Lebenserwartung. Mittlerweile sind die Medikamente auch so gut, dass man für jeden Patienten das Passende finden kann.

Wer sollte sich jetzt mal den Blutdruck messen lassen?

De Haan Eigentlich jeder. Denn Bluthochdruck kann auch schon in jungen Jahren entstehen, vor allem bei Jugendlichen oder Kindern, die leider oft schon übergewichtig sind.

Welcher Blutdruck ist normal?

De Haan Bei erwachsenen Menschen, die keine weiteren Erkrankungen haben, bis zu 140 zu 90, gemessen in Millimeter an der Quecksilbersäule. Grundsätzlich gilt: Schon eine kleine Absenkung um fünf Millimeter kann das Schlaganfallrisiko um 30 Prozent verringern.

Susanne Genath führte das Gespräch.

Berichterstattung zum Thema Herzinfarkt im Internet unter www.rp-online.de/solingen

(RP)
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