Interview mit Ulrike Sokul Solinger Bloggerin empfiehlt Bücher im Netz

Solingen · Rund 1100 Follower interessiert, welche Lektüre Ulrike Sokul in ihrem Blog „Leselebenszeichen“ vorschlägt.

 Rund 1100 Follower interessiert, welche Lektüre Ulrike Sokul in ihrem Blog „Leselebenszeichen“ vorschlägt. Rund 400 Titel hat die Gräfratherin bisher besprochen.

Rund 1100 Follower interessiert, welche Lektüre Ulrike Sokul in ihrem Blog „Leselebenszeichen“ vorschlägt. Rund 400 Titel hat die Gräfratherin bisher besprochen.

Foto: Fred Lothar Melchior

Welche Bücher haben Sie gerade in Arbeit oder frisch rezensiert?

Sokul Zum einen „Die verlorenen Wörter“ von Robert Macfarlane, zum anderen „Der Bücherdrache“ von Walter Moers – als Band und als Hörbuch. Moers mag ich gerne, er zählt zu meinen zehn Lieblingsautoren. Beim Hörbuch widme ich mich dann nur noch der Qualität des Sprechers: Wie vielstimmig ist er? Andreas Fröhlich beherrscht die Kunst; er kann von ganz zart bis zum Drachenschnauben.

Wie schnell gehen die Rezensionen online?

Sokul Ich schreibe oft auf Vorrat. Manchmal versuche ich Bücher thematisch zu bündeln. Ich möchte im Sommer aber auch freie Zeit für meinen Garten haben.

Wie viele Bücher lesen Sie pro Woche?

Sokul Zwei bis drei. Das Lesen geht schnell bei mir; für 60 Seiten mit durchschnittlicher Schriftgröße brauche ich eine Stunde. Ich lese mehr, als ich besprechen kann. Das Rezensieren dauert; meine Besprechungen sind unüblich lang.

Das macht aber auch das Besondere an Ihrem Blog aus. Wie viele andere gibt es in Deutschland? Und existiert so etwas wie ein Ranking?

Es gibt eine Liste mit 1000 aktiven Buch-Bloggern und ihrer jeweiligen Reichweite. Da stehe ich auf Platz 63. Das ist schon ganz ordentlich. Ich habe etwa 1100 Follower. Alle folgen freiwillig; keiner ist gekauft.

Angefangen haben Sie im Januar 2013 bei null. Wie kam es zum Blog, und was waren die ersten Titel?

Sokul Dazu gehörten „Der Tigerbericht“, ein Buch über Zen-Buddhismus, und „Die Brandungswelle“, ein Roman. Besprechungen habe ich aber schon vorher geschrieben – und sie beigelegt, wenn ich mich um eine neue Stelle im Buchhandel beworben habe. Auf Wordpress bin ich durch einen Bekannten gekommen, der mir meine Seite eingerichtet hat. Danach habe ich mir auch andere Blogs angesehen.

Wie sind Sie an die Bücher gekommen?

Sokul Ich habe alle interessanten Verlage angeschrieben. Da haben sich die kleinen Verlage als großzügig erwiesen, die großen als kleinlich. Ihnen war die Zahl der Follower wichtig. Auch, ob man in sozialen Netzwerken präsent ist. Auch heute kommen die Großen der Branche nicht unaufgefordert auf mich zu. Die großen Verlage achten zudem nur selten auf die Qualität einer Rezension, die kleinen schon. Sie übernehmen dann auch Teile auf ihrer Homepage.

Kann man mit einem Bücher-Blog Geld verdienen?

Sokul Im Prinzip ja, wenn es auch nicht viel ist. Man kann Provisions-Links einbauen, die zu Amazon oder Thalia führen, aber das lehne ich ab – unter anderem, weil dies dem lokalen Buchhandel schadet. Ich finde die Konzentration im Verlagswesen sehr bedenklich. Die kleinen Verlage sind mit ihrer Vielfalt doch das Salz in der Suppe. Die einzige Werbung, die bei meinem Blog erscheint, wird von Wordpress gesteuert.

Die „Leselebenszeichen“ haben eine große Bandbreite. Sie stellen Sachbücher und Romane vor, Lyrikbände, Kinderbücher und Kalender. Gibt es etwas, was fehlt?

Sokul In den nächsten Wochen werde ich Science Fiction als neue Kategorie einfügen. Ich fange an mit Bänden von Becky Chambers, der Tochter einer Astrobiologin und eines Raumfahrt-Ingenieurs. Ich lese auch Krimis, aber was ich partout nicht mag, sind Thriller mit brutalen Serienkillern. Mir reicht die Tagesschau: Da habe ich den Schrecken der Menschheit.

Hatten Sie schon Kontakt zu Solinger Autoren?

Sokul Ich habe bisher erst ein Solinger Buch besprochen: „Flussrauschen“ von Lilian Muscutt. Für Naturmagisches habe ich ein Faible. Wir werden demnächst einen Kaffee zusammen trinken.

„Vor allem möchte ich Bücher loben und bejubeln und weiterempfehlen, doch gelegentlich übe ich auch negative Kritik“, heißt es in Ihrer Selbstdarstellung „Über mich“. Welches Buch ist Ihnen besonders unangenehm in Erinnerung geblieben?

Sokul Von den rund 400 Rezensionen auf „leselebenszeichen“ sind nur vier negativ. Ich schreibe ganz selten Verrisse, habe aber auch die im Köcher. Das schlimmste Buch war gleich am Anfang des Blogs „Feuchtgebiete“. Die Autorin wusste: Wenn ich noch ein Tabu breche, wird es ein Bestseller.

Über was sind Sie besonders zufrieden, wenn Sie auf Ihren Blog blicken?

Sokul Es gibt ganz wenige Blogs mit einer derart substanziellen Kommentar-Konversation. Pro Rezension kommen 20 bis 70 Zuschriften. Zwischen den Jahren bedanke ich mich zudem bei meinem Publikum. Ich bin Resonanz gewohnt, aber da kommt eine große Welle von Lob.

Kennen Sie Ihre Follower?

Sokul Zu 90 Prozent sind es Blogger, die Bloggern folgen. Viele sind musisch, naturverbunden, kreativ und unkonventionell. Bei Kinderbüchern lesen oft Mütter und Großmütter die Besprechungen.

Was passiert mit den Büchern, nachdem Sie sie besprochen haben?

Sokul Ich behalte nur die absoluten Lieblingssachen. Vor zwei Jahren habe ich beispielsweise einen Stapel Kinderbücher an die Stadtbibliothek gegeben. Einen weiteren würde ich gerne dem Kinderhospiz Burgholz spenden.

Wo haben Sie die „Feuchtgebiete“ entsorgt?

Sokul Der Band war nur geliehen. Ich habe ihn zurückgegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort