Augmented Reality in Solingen Virtuelle Zeitreise ins Mittelalter auf Schloss Burg

Solingen · Besucher von Schloss Burg in Solingen können via Handy in die Welt vor vielen Jahrhunderten eintauchen. Augmented Reality ermöglicht eine Symbiose aus Hightech und Historie.

 Werner Koch (Excit3d), Gregor Ahlmann (Wissenschaftlicher Referent Schloss Burg) und Klaus Hinger (Schlossbauverein).

Werner Koch (Excit3d), Gregor Ahlmann (Wissenschaftlicher Referent Schloss Burg) und Klaus Hinger (Schlossbauverein).

Foto: Meuter, Peter (pm)

Zusammen mit seinem weißen Ross steht Graf Adolf V. von Berg plötzlich mitten drin im Rittersaal von Schloss Burg. Und wenn es sich auch so verhält, dass die beredten Erzählungen des adeligen Herren über die wohl berühmteste Schlacht des Mittelalters vor allem seine Sicht der Dinge schildern dürften –  die animierte Computerfigur mit dem roten bergischen Löwen auf der Brust lässt ihre Besucher doch gleichzeitig eintauchen in eine schon vor langer Zeit untergegangene Welt.

Eine Welt von mächtigen Regenten, Rittern und jeder Menge Fußvolk. Worringen vor den Toren Kölns, am 5. Juni 1288: An diesem Tag fügen Adolf V. und der Herzog von Brabant gemeinsam mit bergischen Bauern dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg, der anschließend über ein Jahr auf Schloss Burg gefangen gehalten wird, eine vernichtende Niederlage bei.

Wobei das unter der Bezeichnung Schlacht von Worringen in die Geschichte eingegangene Gemetzel gut 730 Jahre später nach wie vor die Besucher von Schloss Burg in den Bann zieht. Im Rittersaal kündet beispielsweise ein riesiges Wandgemälde von der damaligen Auseinandersetzung, die ab sofort auch digital nachempfunden werden kann. Denn seit Neuestem bietet Schloss Burg seinen Gästen eine App, mit deren Hilfe eben jener virtuelle Adolf V. von der historischen Schlacht berichtet.

Gleichwohl soll dies nur der Anfang einer umfassenden Neuausrichtung des Museums auf Schloss Burg sein. Wie der wissenschaftliche Referent Gregor Ahlmann und der Schatzmeister des Schlossbauvereins, Klaus Hinger, am Donnerstag bei der Vorstellung der App betonten, sind in den kommenden Jahren zusätzliche Hightech-Neuerungen eingeplant.

So besteht die Absicht, die Anwendungen der App, die erst mal nur im Rittersaal funktionieren, sukzessive auf andere Teile des geschichtsträchtigen Gemäuers auszuweiten. Und darüber hinaus können sich die Verantwortlichen vorstellen, gleichsam technisch durchzustarten – in Form von 3D-Brillen, die die Besucher regelrecht abtauchen lassen in die Welt vor über sieben Jahrhunderten, sowie bei virtuellen Ritterturnieren, an denen sich Menschen überall auf dem Globus beteiligen können.

Hinter dieser computeranimierten Zeitreise in das bergische Mittelalter steht wiederum das Solinger Startup-Unternehmen „Excit3d“. Die junge Firma, die gerade ein paar Jahre alt ist und im Gründer- und Technologiezentrum an der Grünewalder Straße in Höhscheid sitzt, hat in den zurückliegenden Monaten die neue Schloss-Burg-App entwickelt.

Dabei schufen die Entwickler aus Adolf V., so wie er auf dem Wandgemälde verewigt ist, mithilfe der modernem 3D-Drucktechnik zunächst ein digitales Abbild des Grafen. Und in einem zweiten Schritt wurde die Figur dann in die App eingebaut, so dass Adolf nunmehr samt Pferd und vor dem Hintergrund des Rittersaals auf den Smartphones sowie Tablets der Schloss Burg-Besucher erscheint.

Erste Kontakte zwischen „Excit3d“ und dem Schlossbauverein waren bei der Solingen-Messe 2018 geknüpft worden. „Im Anschluss daran haben wir mit der Arbeit an der App begonnen“, erinnerte sich „Excit3d“-Geschäftsführer Werner Koch am Donnerstag an die Anfänge der Kooperation zwischen Hightech und Historie.

Eine Zusammenarbeit, die für den Schlossbauverein wichtiger Bestandteil des neuen Museumskonzepts ist. Dieses soll moderne pädagogische Ansätze umfassen und parallel zur augenblicklich laufenden Millionen-Sanierung von Schloss Burg das bergische Wahrzeichen fit für die Zukunft machen.

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