Solingen Schüler lassen Mercedes-Sterne glänzen

Solingen · Sieben Schüler aus dem Städtedreieck lernen in den Herbstferien den Beruf des Oberflächenbeschichters kennen.

400 anerkannte Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland. Doch nur ein Bruchteil davon wird von Schülern auch wahrgenommen, wenn sie sich am Ende ihrer Schullaufbahn für eine Ausbildung entscheiden. Die übrigen Berufe spielen häufig kaum eine Rolle, weil sie nicht bekannt sind und unklar ist, was sich dahinter verbirgt. Das gilt auch für den Beruf des Oberflächenbeschichters.

Sieben Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse aus Solingen, Remscheid und Wuppertal nutzten in dieser Woche die Möglichkeit, das zu ändern. In einem Gemeinschaftsprojekt des zdi-Zentrum BeST (Bergische Universität Wuppertal), der BIA Kunststoff- und Galvanotechnik GmbH & Co. KG und der HSO Herbert Schmidt Oberflächentechnik GmbH & Co. KG lernten sie den Arbeitsbereich der Kunststoffgalvanik kennen. Ziel solcher Kooperationen ist es, die Schüler für technische und naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren und den zukünftigen Bedarf an Fachkräften zu decken.

"Damit soll ein Bild im Kopf der Schüler von diesem Berufsbild entstehen", erklärt Lea Pistorius von der Wirtschaftsförderung Solingen, die als "Türöffner" zu den Unternehmen fungiert hat. Die Schüler nahmen aus eigenem Interesse während der Schulferien fünf bis sechs Stunden am Tag an dem Projekt teil. Dazu verpflichtet waren sie nicht.

An den ersten beiden Tagen erstellten die Jugendlichen an der Universität Wuppertal am Computer ein 3D-Modell eines Mercedes-Sterns, das sie mit einem speziellen Drucker ausdruckten. Bei einer Betriebsbesichtigung bei BIA lernten die Teilnehmer die Arbeit in einem Galvanik-Betrieb kennen und damit das, was man umgangssprachlich "verchromen" nennt. Anschließend galvanisierten die Jugendlichen bei HSO eigenständig die 3D-Teile.

Zum Abschluss prüften sie bei BIA mit Hilfe chemischer Tests die Dicke der verschiedenen Schichten und damit die Qualität ihrer Arbeit. "Es war verblüffend, wie sich die Oberfläche des Gegenstands durch das Aufbringen von Kupfer, Nickel und Chrom in den verschiedenen Verfahren entwickelt hat", berichtet Thomas Semrau, Zehntklässler der Hauptschule Barmen-Südwest. "Ich finde den Beruf sehr interessant und vielseitig und würde ihn gern ausüben", sagt er. Sabine Weyersberg, Ausbildungsleiterin bei BIA, lobt die hohe Motivation der Schüler. Sie bestätigt: "Diesen Beruf kennen nicht viele, deshalb erhalten wir eher wenige Bewerbungen dafür."

Daher hofft sie, dass der eine oder andere Teilnehmer sein Interesse aufrecht erhält, bis es ernst wird mit der Berufswahl. Das Interesse der Jugendlichen überzeugte auch Andreas Prinz, Laborleiter bei HSO, sich an dem Projekt zu beteiligen: "Ich hoffe, dass das Berufsbild dadurch in den Fokus rückt und wir so neue Auszubildende bekommen" und fügt an: "Bei der Arbeit mit Chemikalien gibt es ja bei manchen Schülerinnen und Schülern auch Berührungsängste." Vielleicht habe die Woche geholfen, diese Meinung zu revidieren.

(RP)
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