Solingen Hedderich-Pavillon abgerissen

Solingen · Dienstag wurde die Konstruktion aus Glas und Stahl eingestürzt. Ein Bagger setzte damit einen Schlussstrich unter die jahrelange Diskussion über den Erhalt des denkmalgeschützten Bauwerks.

Abriss des Hedderich-Pavillons
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Für die einen war er ein schützenswertes Kulturgut, für die anderen nur ein unschöner 50er Jahre-Kasten: Zum Hedderich-Pavillon gab es geteilte Meinungen. Seit gestern ist der Stahl-Glas-Bau an der Kölner Straße Geschichte. Um Punkt acht Uhr rückt ein Bagger dem Pavillon zu Leibe. Erst klirren die Glasscheiben, dann packt der hydraulische Greifarm das Dach und reißt das gesamte Bauwerk innerhalb von Sekunden nieder. An den Ort des Geschehens zieht es am nasskalten Dienstagmorgen nur wenige. Die haben aber etwas zu sagen. "So geht die Kultur dahin", höhnt ein Passant, als sich die Staubwolke um das abgerissene Gebäude langsam verzogen hat. Ein anderer ruft: "Dafür hat der Stadtrat so oft getagt. Das hätte man auch schneller haben können."

Inzwischen liegen die Überreste des denkmalgeschützten Gebäudes in der selben Baugrube, in die am Sonntag das Turmhotel stürzen soll. Für manche Solinger ist das auch mit Wehmut verbunden, teilen sie mit dem gesamten Areal doch ihre persönliche Geschichte. "Ich war 31 Jahre lang Hausinspektor im Turmcenter", erzählt Arno Güttel, während er nachdenklich den Abriss des Pavillons beobachtet. Für ihn geht in diesem Dezember eine Ära zu Ende. Unter den Zuschauern ist an diesem Morgen auch Sascha Reichert. Er war der letzte Mieter im Pavillon. "Beim Abriss zusehen ist fast ein bisschen wie am Sterbebett Händchen halten", sagt Reichert, der hier sieben Jahre lang seine Kunstwerke ausgestellt hatte. Im August 2009 war er ausgezogen und hatte der Stadt die Schlüssel übergeben.

Mit dem Anrücken des Abrissbaggers endet eine lange Debatte, über die viele Bürger nur den Kopf schütteln konnten. "Das hätte man nie unter Denkmalschutz stellen dürfen", sagt ein Mann auf dem Weg zur Bushaltestelle. Peter Butz, der die Nachricht vom Abriss aus der Zeitung erfuhr, sieht das differenziert: "Der Baustil ist schon typisch für die 50er Jahre und hätte gut zu den Gebäuden am Südpark gepasst", wendet er ein, betont aber gleichzeitig: "Die Vernunft hat wohl gesiegt. Man hätte den Pavillon nicht auf Kosten des Steuerzahlers einlagern können." Sascha Reichert hat sich den Hedderich Schriftzug vom Dach mit nach Hause genommen. Für ihn als Mieter bleibt der Pavillon etwas Besonderes: "Ich bin dankbar, dass ich die kleine Bude haben durfte."

(ied)
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