Solingen Hilfe für Opfer von Einbrüchen

Solingen · Menschen, bei denen Fremde ins Zuhause eingedrungen sind, kämpfen danach häufig mit Ängsten. Unterstützung beim Umgang mit den Erlebnissen bekommen sie bei der Polizei und bei Rechtsanwältin Gisela Thoms von der Opferschutzorganisation "Der Weiße Ring".

Die Haustür steht einen Spaltbreit offen, das Schloss ist geknackt, die Zimmer sind verwüstet – wer einmal Opfer eines Einbruchs geworden ist, kennt das beklemmende Gefühl, in seiner Privatsphäre verletzt worden zu sein. Plötzlich stirbt die Illusion, in den eigenen vier Wänden sicher sein zu können.

Eine solche Erfahrung verarbeiten Menschen sehr unterschiedlich. Manche erleiden ein Trauma, werden gar arbeitsunfähig, andere stecken das Erlebte schnell weg. Darüber zu sprechen, es loszuwerden, das empfiehlt sich für jedes Einbruchsopfer. Bei ihrer Beratung und Betreuung leisten Polizei und spezialisierte Organisationen Unterstützung. Worauf kommt es an?

"Wichtig für Opfer ist, grundsätzlich zu verstehen, dass fast alle Einbrüche Zufallstaten sind. Sie werden wegen der Beute begangen, und fast nie, um dem Opfer direkt zu schaden", sagt Axel Wiehager, der bei der Polizei Wuppertal für den Opferschutz zuständig ist. Sich das zu verdeutlichen, könne vielen Menschen helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Andersherum könne eine Traumatisierung des Opfers aber vor allem dann auftreten, wenn klar ist, dass es im Vorfeld der Tat beobachtet worden ist: "Passiert der Einbruch etwa innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums, wenn gerade mal niemand zu Hause war, könnte das bedeuten, dass der Täter Haus und Bewohner beobachtet hat", beschreibt Wiehager eine dafür typische Situation.

Doch das Bild, das er vom Großteil der Einbrecher zeichnet, spricht eine andere Sprache: Die meisten Einbrecher seien scheu, hätten Angst, entdeckt zu werden. Sie würden schnell und willkürlich handeln und in 40 Prozent der Einbruchsversuche aufgeben.

Besuch von der Polizei

Entwickelt ein Opfer aber dennoch Ängste, etwa allein in der Wohnung zu sein oder beobachtet zu werden, müssen diese manchmal behandelt werden. "Um das zu beurteilen und bei der Sicherung des Wohnraums zu beraten, sind die Bezirksbeamten angewiesen, Einbruchsopfer zu besuchen", sagt Wiehager. Dabei würden sie die Hilfe des "Weißen Rings" anbieten.

Die Rechtsanwältin Gisela Thoms ist Solingens stellvertretende Leiterin der bundesweit agierenden Organisation. "Unsere Hauptaufgabe ist es, Opfern eine Gesprächsmöglichkeit zu bieten." Darüber hinaus leiste der Verein Rechtsbeistand – etwa, um vor Gericht für die Entschädigung der Opfer zu streiten. Thoms arbeitet bei deren Betreuung auch eng mit der Ohligser Diplom-Psychologin Angelika Wieschhues zusammen. Und die kann beruhigen: "Das anfängliche Gefühl, nach einem Einbruch im Zuhause nicht mehr sicher sein zu können, ist gut therapierbar." Wieschhues betont, dass sie trotz jahrelanger Geschäftspraxis nur wenige Einbruchsopfer therapeutisch betreuen musste.

(RP)
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