Galopp Vom Sieg in Neuss zum Triumph in Paris

Neuss · Altano galt als hoffnungsloser Fall – nun ist er mehrfacher Sieger in Europa-Gruppe-Rennen und dem Prix du Cadran.

 Zweimal Altano: Am 6. Oktober 2013 siegte der Wallach mit Eduardo Pedroza beim Qatar Prix du Cadran in Paris–Longchamp (l.) – am 31. Januar 2010 gewann Altano mit Jose Luis Silverio auf der vom Schnee bedeckten Galopprennbahn am Hessentor in Neuss.

Zweimal Altano: Am 6. Oktober 2013 siegte der Wallach mit Eduardo Pedroza beim Qatar Prix du Cadran in Paris–Longchamp (l.) – am 31. Januar 2010 gewann Altano mit Jose Luis Silverio auf der vom Schnee bedeckten Galopprennbahn am Hessentor in Neuss.

Foto: F. Sorge/K.-J. Tuchel

Altano galt als hoffnungsloser Fall — nun ist er mehrfacher Sieger in Europa-Gruppe-Rennen und dem Prix du Cadran.

Galopp: Vom Sieg in Neuss zum Triumph in Paris
Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Wenn morgen ab 13.30 Uhr auf der Neusser Allwetterbahn der erste Renntag der Saison 2014 am Hessentor gestartet wird, dann finden sich in den zehn Rennen viele Pferde mit überschaubarem Leistungsvermögen ein. Für die Ultra-Zocker und Gelegenheitsbesucher ist das im Grunde egal. Für die "Feinschmecker" unter den Besuchern nicht.

Dass auch bei vermeintlich weniger bedeutenden Renntagen interessante Pferde laufen können, beweist das Beispiel des mittlerweile acht Jahre alten Wallachs Altano. Er schaffte es vom ersten Sieg in Neuss für 1000 Euro bei winterlicher Witterung bis zum Sieg in Europas wichtigsten Langstreckenrennen, dem Prix du Cadran über vier Kilometer in Paris-Longchamp am 6. Oktober 2013 mit einer Gage von 171 420 Euro. Es ist auch die Geschichte eines vermeintlich hoffnungslosen Falles mit vielen gesundheitlichen Problemen bis zum mehrfachen Sieger in Europa-Gruppe-Rennen und dem Prix du Cadran als Höhepunkt.

Altano stammt aus der Zucht des Gestüts Ittlingen des Möbelhändlers Manfred Ostermann und der Jährling Altano nahm erst einmal den üblichen Weg, wechselte vom heimischen Gestüt in Werne/Lippe in den Rennstall von Peter Schiergen in Köln. Von dort übernahm ihn die Tierärztin Ingrid Hornig. Sie bekam ihn vom Züchter geschenkt, denn es plagten ihn wiederkehrende Infektionen der oberen Atemwege, wovon der Kehlkopf betroffen war, "was Veränderungen des Gaumensegels nach sich gezogen hat," bemerkt seine jetzige Besitzerin. "Dann kam ein Chip im Fesselgelenk hinzu, der operativ entfernt wurde." Die Weichen in Richtung Reitpferd schienen gestellt. "Da ich Altano eine weitere Narkose und Operation ersparen wollte wurde er zudem kastriert."

Das alles geschah im Sommer 2009. "Ich habe ihm eine Pause gegeben, erst einmal auf die Wiese gestellt. Schließlich gab ich ihn zu Andreas Wöhler nach Gütersloh ins Training, um zu sehen, ob es als Rennpferd Sinn macht." An den ersten Start am 31. Dezember 2010 in Neuss erinnert sich Ingrid Hornig noch ganz genau: "Bei drei Grad und Regen, er war fürchterlich. Platz vier war aber recht ordentlich." Bereits vier Wochen später, am 31. Januar 2010 folgte der erste Sieg. Auf der Neusser Sandbahn deklassierte er zur Siegquote von 60:10 mit Jockey Jose Louis Silverio den Rest des Feldes und es folgte der Wechsel zur Grasbahn mit großem Erfolg. Bis zum Sieg im Deutschen St. Leger 2012 und 2013 und zu jenem ersten Oktobersonntag 2013 in Paris. "Es war unbeschreiblich," schwärmt Ingrid Hornig, "dieser Renntag mit dem Prix de l'Arc de Triomphe ist schon etwas ganz Besonderes. Ich kam mir vor wie im Märchen. Altano gibt alles zurück, was wir an Aufwand in ihn investiert haben."

Und mit fast 400 000 Euro bei zwölf Siegen mit dem Auftakt in Neuss hat es sich auch finanziell gelohnt. Er wird weiter Rennen laufen, denn selbst Altano kann als Wallach keine Stuten beglücken. Neuss aber bleibt mit der Geschichte dieses Pferdes untrennbar verbunden.

(NGZ)
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