Aufgefallen Jedes Spiel kann ins Auge gehen

Von Volker Koch Wäre heute der 15. Mai, der TSV Bayer Dormagen stünde in der Aufstiegsrunde zur Handball-Bundesliga, hätte zunächst zwei Spiele gegen den Nordzweiten - dort tobt zur Zeit ein Vierkampf zwischen Hildesheim (30:8 Punkte), Stralsund (28:6), Delitzsch (28:8) und Aurich (28:10) - und im Erfolgsfalle dann gegen den Drittletzten der Ersten Liga - vor dem WM-Pause die HSG Düsseldorf - zu bestreiten. Wollen das Niveau bis Saisonende halten: Dormagens Trainer Kai Wandschneider und seine Schützlinge. Foto: Pfliegensdörfer

Von Volker Koch Wäre heute der 15. Mai, der TSV Bayer Dormagen stünde in der Aufstiegsrunde zur Handball-Bundesliga, hätte zunächst zwei Spiele gegen den Nordzweiten - dort tobt zur Zeit ein Vierkampf zwischen Hildesheim (30:8 Punkte), Stralsund (28:6), Delitzsch (28:8) und Aurich (28:10) - und im Erfolgsfalle dann gegen den Drittletzten der Ersten Liga - vor dem WM-Pause die HSG Düsseldorf - zu bestreiten. Wollen das Niveau bis Saisonende halten: Dormagens Trainer Kai Wandschneider und seine Schützlinge. Foto: Pfliegensdörfer

Eine Möglichkeit, an die Bayer-Trainer Kai Wandschneider allerdings keinen Gedanken verschwendet. Und auch die Frage, wie lange sich seine Schützlinge auf dem zweiten Tabellenplatz, den sie am Samstag mit dem 33:26-Sieg bei der SG Leutershausen eroberten, halten können, beschäftigt den Dormagener Handball-Lehrer nur am Rande: "Klar schaue ich hin und wieder auf den Spielplan und auf das Restprogramm unserer Konkurrenten. Aber die volle Konzentration gilt dem nächsten Gegner."

Der heißt SG Oftersheim/Schwetzingen und stellt sich am 12. Februar im TSV-Bayer-Sportcenter vor. Denn das ursprünglich für Sonntag vorgesehene Gastspiel bei Spitzenreiter Melsungen wurde auf Wunsch der Nordhessen - Trainer Trtik und Kreisläufer Hruby sind bei der WM in Tunesien - auf den 4. Mai verlegt. Weg von Karneval, was Wandschneider nicht ungelegen kommt, denn genau zu diesem närrischen Termin kassierte der TSV im Vorjahr mit dem 16:29 in Melsungen eine seiner fürchterlichsten Klatschen überhaupt.

Solche Debakel haben die Bayer-Handballer bislang sich und ihren Anhängern erspart: "Das ist der Unterschied zur vergangenen Saison, als wir mehrmals hoch verloren haben", meint Wandschneider, "wir sind offensichtlich mental stärker geworden, scheinen kritische Phasen in einem Spiel besser bewältigen zu können und bewahren mehr Ruhe." So auch am Samstag in Leutershausen, als die Unparteiischen Bayer im ersten Durchgang mit gleich sieben "allerdings berechtigten" (Wandschneider) Zeitstrafen bedachten.

"Dass wir das unbeschadet überstanden haben, daran ist Leutershausen letztlich zerbrochen", hat der Trainer im Nachhinein erkannt und verweist darauf, dass die Hausherren durchaus nicht in der sich selbst verpassten Außenseiterrolle waren: "Die hatten vorher immerhin 8:0 Punkte geholt." Trotzdem will er den zweiten Tabellenplatz nicht überbewerten: "An der grundsätzlichen Ausgangsposition hat sich nichts geändert. Gut war nur, dass wir endlich mal so eine Chance wahrgenommen haben."

Denn in der vergangenen Saison endeten solche Gelegenheiten, zur Spitze aufzuschließen, meist mit solch fürchterlichen Debakeln wie in Melsungen. Ein Zeichen dafür, dass der TSV stabiler geworden ist und sich deshalb dort oben festsetzt? Wandschneider bleibt vorsichtig: "Diese Liga ist so gefährlich, da kann jedes Spiel ins Auge gehen." Er will den Kampf um den Relegationsplatz auch nicht auf ein Duell mit der SG Kronau/Östringen oder einen Dreikampf mit der TSG Friesenheim reduzieren: "Balingen liegt mit sechs Punkten Rückstand in Lauerstellung, wie stark die sind, hat man ja bei unserem hauchdünnen Sieg gesehen."

Selbst Bundesliga-Absteiger ThSV Eisenach hat er trotz sieben Zählern Rückstand nicht abgeschrieben: "Die haben sich wieder gefangen und ein relativ einfaches Restprogramm. Die werden nicht mehr allzu viele Punkte abgeben." Das Restprogramm mit den Gastspielen in Gelnhausen (nach dem 35:31-Sieg in Aue jetzt 6.), Werratal (13.), Willstätt (9.), Eisenach (7.), Kronau/Östringen (3.), Balingen (5.), Melsungen (1.) und Hüttenberg (18.) spricht eindeutig gegen den TSV Bayer. Nur Friesenheim (in Balingen, Hüttenberg, Dormagen, Oftersheim, Kronau, Obernburg, Leutershausen, Willstätt und Eisenach) hat ähnlich schwere Aufgaben vor der Brust.

Kronau/Östringen nuss hingegen nur noch sieben Mal auswärts antreten (in Eisenach, Werratal, Groß-Bieberau, Aue, Kornwestheim, Melsungen und Gelnhausen). Ebenfalls noch neun Auswärtsspiele stehen der MSG Melsungen/Böddiger bevor, darunter mit Balingen, Friesenheim, Oßweil und dem Lokalduell in Gensungen nicht gerade leichte Aufgaben (außerdem noch Oftersheim, Obernburg, Werratal, Groß-Bieberau und Aue), doch das Polster von sieben Punkten Vorsprung scheint zu groß, um die Nordhessen noch gefährden zu können.

Landet Bayer am Ende nur wie im Vorjahr auf Rang vier? Auch das könnte Wandschneider noch verschmerzen. Eines jedoch nicht: "Jeder von uns wäre enttäuscht, wenn wir anfingen, schlechten Handball zu spielen. Aber ich denke, wir werden das Niveau bis Saisonende halten können."

(NGZ)
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