Fußball Frauenfußball-Versteher mit Herz

Neuss · Jürgen Ferch (49) vom TuS Grevenbroich ist "Ehrenamtler des Jahres" im Kreis 5 Grevenbroich/Neuss.

 Die Ehrung im TuS-Klubheim: (v.l.) Fußball-Vorsitzender Friedel Geuenich, Jürgen Ferch, Hermann-Josef Koch, TuS-Präsident Lothar Zimmermann.

Die Ehrung im TuS-Klubheim: (v.l.) Fußball-Vorsitzender Friedel Geuenich, Jürgen Ferch, Hermann-Josef Koch, TuS-Präsident Lothar Zimmermann.

Foto: L. berns

Als Oberstabsfeldwebel am Fliegerhorst Nörvenich gilt für Jürgen Ferch das Prinzip von Befehl und Gehorsam. Doch bei seinen Mädels versagt die harte Kante. "Die verstehen es, einen um den kleinen Finger zu wickeln", sagt der Berufssoldat mit einem sanften Lächeln.

Auf die Beine gestellt hat der beim TuS Grevenbroich als Koordinator für den Mädchen- und Frauenfußball tätige Herzarbeiter trotzdem eine ganze Menge. Verdienter Lohn ist die Auszeichnung "Ehrenamtler des Jahres" im Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss. Dass die Wahl auf ihn gefallen ist, hat den 49-Jährigen fast erschlagen.

"Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet." Denn seine aktive Fußballkarriere bei der SG Gustorf/Gindorf endete bereits vor dem Eintritt in den Seniorenbereich. Erst über seinen inzwischen im Tor der ersten Mannschaft stehenden Sohn Kai fand er als Trainer den Weg zurück auf den Platz. Als er den Stammhalter in der C-Jugend in die fußballerische Selbstständigkeit entließ, beendete Tochter Kathrin mit der Idee, Mädchenfußball im TuS zu etablieren, den geplanten Ruhestand. Im Nu stellte sie ihrem Papa die geforderten 14 Mädels auf das Feld. Alles keine Rastellis an der Kugel, aber mit ansteckender Begeisterung bei der Sache. Das genügte Jürgen Ferch. Was 2007 mit der U17-Mannschaft als Abenteuer begann, fand im vergangenen Jahr mit dem Aufstieg der zu Damen gereiften Spielerinnen in die Bezirksliga seinen vorläufigen Höhepunkt.

Kathrin, bei den E2-Jungen des TuS inzwischen selbst ins Trainergeschäft eingestiegen, ist immer noch dabei, Ehefrau Andrea fungiert als Betreuerin. Eine schöne Geschichte. Die freilich noch weitere Kapitel vertragen könnte, findet Ferch. Er ist mit seinen Fußballerinnen ("Die sind nicht so wehleidig wie Jungs.") noch längst nicht fertig. Die Kooperation mit der Hans-Sachs-Gesamtschule in Orken läuft bereits, "das sind allerdings primär Jungs im Alter zwischen elf und zwölf" (Ferch), in der kommenden Saison will der TuS zudem eine weibliche U15 in den Spielbetrieb schicken.

Damit nicht genug. Ferch, der mit seiner so fußballbegeisterten Familie in Elsen wohnt, träumt davon, eine vom gesamten Rhein-Kreis getragene Auswahlmannschaft auf die Beine zu stellen. Und zwar nicht zwangsläufig unter dem Dach des TuS Grevenbroich oder des lokalen Branchenführers SV Hemmerden, sondern vereinsübergreifend. "Ein Förderverein für den Frauenfußball im Kreis wäre eine tolle Sache", sagt er. "Damit wäre hier einiges möglich, vielleicht sogar mal der Aufstieg in die Bundesliga." Er könnte sich jedenfalls sehr gut vorstellen, ein solch großes Projekt anzuschieben. Den dazu nötigen Enthusiasmus bringt er auf jeden Fall mit.

Für den Moment gilt ein beträchtlicher Teil seiner Aufmerksamkeit indes der nach wie vor von ihm trainierten Bezirksliga-Truppe des TuS. Die steht in der Gruppe drei nämlich als Zwölfte auf einem Abstiegsplatz. Zwar hat die Holzheimer SG ihre Mannschaft bereits zurückgezogen, doch zum Klassenverbleib müsste im Endklassement wohl schon ein einstelliger Tabellenrang her. Ferch kennt das Problem: "Wir hatten viele Verletzte, konnten noch nie zweimal hintereinander mit der gleichen Mannschaft spielen." Genauso war's im Vorjahr: "Und da haben wir es am Ende auch geschafft."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort