Korschenbroich Schüler zeigen mit Ausstellung jüdische Schicksale

Korschenbroich · Die Ausstellung "Gegen das Vergessen" im Kultur-Bahnhof Korschenbroich spürt den Schicksalen jüdischer Familien in Korschenbroich nach der Reichspogromnacht nach. 57 Realschüler der Geschichtswerkstatt und der Geschichtskurse der Q 2 des Gymnasiums haben recherchiert, geforscht und die Präsentation konzipiert. Sie folgten dabei den Stolpersteinen: diese erinnern an die Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Auch die Gedenkveranstaltung anlässlich der Ausstellungseröffnung wurde von den Schülern gestaltet.

 57 Schüler der Realschule Korschenbroich und des Gymnasiums haben recherchiert, geforscht und eine Ausstellung konzipiert.

57 Schüler der Realschule Korschenbroich und des Gymnasiums haben recherchiert, geforscht und eine Ausstellung konzipiert.

Foto: Lothar Berns

Mit Rollenspielen und Standbildern haben sie das Schicksal der jüdischen Brüder Alfred, Bruno und Kurt Winter dargestellt. Die drei Jungen lebten mit ihren Eltern und weiteren vier Geschwistern in der Steinstraße in Korschenbroich — bis zur Pogromnacht. "Wir möchten die deutsche Geschichte herunterbrechen auf unsere Heimatstadt Korschenbroich und sie an Namen und Gesichtern festmachen", sagte Nina Otten, Leiterin des Kultur-Bahnhofs.

Bruno Winter wanderte schon früh nach Chile aus. Statt der ersehnten Ausreisepapiere nach Chile erhielten die übrigen Familienmitglieder den Deportationsbefehl ins Ghetto Riga. Kurt und seine Freundin Hilde Zander heirateten kurz entschlossen, um den Transport gemeinsam anzutreten. Zwei Wochen später schon mussten Kurt und Alfred weiter ins Lager Salaspils. Bewegend war die Abschiedszene, die die Schüler nachspielten.

Tom Schneider (16) hat in dem Rollenspiel Alfred Winter verkörpert: "Es ist berührend, sein Leben darzustellen. Man denkt viel intensiver über die Judenverfolgung nach als im Unterricht." Bürgermeister Heinz Josef Dick war es wichtig, dass sich gerade die junge Generation mit dem Holocaust auseinandersetzt: "Es gibt immer noch zu viele Menschen, die vor Rassismus nicht zurückschrecken." Alfred und Hilde haben den Holocaust überlebt. Hilde heiratete später den lettischen Juden Willy Sherman und zog mit ihm nach Israel, wo sie 2011 starb. Um das Erlebte verarbeiten zu können, hat sie ihre Erinnerungen aufgeschrieben. Regina Hüskes, Mitglied der Friedensinitiative Korschenbroich, hat Hildes Tochter Ruthy in Israel besucht. Sie sei im Schatten ihrer traumatisierten Eltern aufgewachsen, sagte sie. "Die psychischen Folgen des Krieges wirken noch in der zweiten und dritten Generation nach", so Hüskes.

(drlp)
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