Korschenbroich gegen Rechtsextremismus 500 Bürger gemeinsam für Toleranz und Zivilcourage

Ein deutliches Zeichen für Fremdenfreundlichkeit setzten am Donnerstag Abend rund 500 Teilnehmer an der großen Auftaktveranstaltung gegen Rechtsextremismus.

Bei herrlichem Frühsommerwetter eröffneten die evangelischen Pfarrer Wehmeier und Grotepaß gemeinsam mit den katholischen Pfarrern Müller und Dr. Damblon den ökumenischen Gottesdienst auf dem Kirchplatz vor der St.-Andreas-Kirche. Dabei erinnerte Pfarrer Alois Müller an das "unmissverständliche Gebot - Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst." "Fremdsein frisst die Seele auf" machte der Herrenshoffer Pfarrer Dr. Albert Damblon deutlich. Eindringlich warnte er vor "dummen Parolen wie Deutschland den Deutschen", in denen der Teufel stecke und erinnerte daran, dass "vor Gott alle Menschen Fremde sind, weil Himmel und Erde allein Gott gehören".

Große Plakate mit Portraits von Menschen aus aller Welt hatten Schüler und Schülerinnen von Hauptschule, Realschule und Gymnasium gebastelt und mitgebracht. Um die Kraft, andere Menschen zu akzeptieren, den Mut, nicht weg zu sehen, baten die Schüler in selbst erarbeiteten Fürbitten und erinnerten daran, dass Jesus durch seinen Einsatz für die Armen Vorbild gegeben habe. Musikalisch führte der Glehner Gospelchor "Get Joy" durch den Gottesdienst, den der Chor des Gymnasiums mit einem gefühlvoll vorgetragenen "irischen Abschiedssegen" beendete. Für die zahlreiche Teilnahme und damit das entschiedene Eintreten für Toleranz und Weltoffenheit dankte Bürgermeister Heinz Josef Dick allen Anwesenden.

Bewusst - so Dick - habe man den 10. Mai als Datum gewählt für die Auftaktveranstaltung zu einer ganzen Reihe von deutlichen Aktionen für Fremdenfreundlichkeit: 68 Jahre nachdem die Nationalsozialisten mit der Bücherverbrennung Vielfalt und Freiheit zerstörten, wolle man bewusst einen Kontrapunkt setzen und Farbe bekennen für Toleranz und Weltoffenheit. Ermutigend sei es, zu sehen, dass die Bürger Korschenbroichs für ein "Nie wieder" eintreten. Vor allem sei es gut zu wissen, dass die Veranstaltung von den verschiedensten Organisationen der Stadt mitgetragen würden, dass sich Kirchengemeinden, Schulen, Parteien und Vereine beteiligten, um gemeinsam zu zeigen: "Wir in Korschenbroich sind gegen Rechtsextremismus."

Zur Teilnahme an weiteren geplanten Veranstaltungen, etwa dem Abend mit hebräischen Liedern im Sandbauernhof am 8. Juni lud Dick herzlich ein. "Wer Synagogen anzündet, muss wissen, dass der Rechtsstaat unnachgiebig eingreift und sich die Mehrheit der Menschen mit Abscheu von den Tätern abwendet", erklärte der Landtagsabgeordnete Dr..Hans-Ulrich Klose in seiner Ansprache. Entschieden gelte es, die Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen, sich mit den totalitären Ideen von Rechts und Links auseinanderzusetzen und in jeglichem Totalitarismus einen Anschlag auf die friedliche und freiheitliche Gesellschaft zu sehen. Die allgemeine Zunahme an Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft erfordere zudem neue Antworten auf alte Fragen.

Stärker noch gelte es, christlich-humanistische Werte in den Erziehung einzubeziehen: "Erziehung zum Guten findet in Schulen und Familien statt." Zugleich wies Klose darauf hin, dass es durchaus eine Vielzahl positiver Beispiele gebe, die allerdings in der überregionalen Presse nicht ausreichend erwähnt würden. Mit einem offenen Singen und dem schwungvollen Klang von "Les Messagers", einer Gruppe deren Mitglieder aus Zaire kommen und sich derzeit um ein Bleiberecht bemühen, endete der Abend in einer fröhlichen gemeinsamen Feier. KaTse

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort