Rhein-Kreis Neuss Computertechnik hilft bei Energiewende

Rhein-Kreis Neuss · Um den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung zu erhöhen, sind mehr Leitungen nötig. Neue Kabel zu verlegen, ist jedoch teuer. Das Unternehmen RWE Deutschland setzt daher darauf, die Netzauslastung besser zu steuern.

 Die RWE-Tochter Westnetz setzt bei der Kontrolle von Leitungen und Masten kleine Drohnen ein - sogenannte Hexacopter. Im Umspannwerk im Neusser Hafen wurde der Einsatz demonstriert.

Die RWE-Tochter Westnetz setzt bei der Kontrolle von Leitungen und Masten kleine Drohnen ein - sogenannte Hexacopter. Im Umspannwerk im Neusser Hafen wurde der Einsatz demonstriert.

Foto: Andreas Woitschützke

Rund einen Meter breit und einen halben Meter hoch ist das Fluggerät, das mit sechs kleinen Propellern und einer Kamera ausgestattet ist und dessen Form an ein sechsblättriges Kleeblatt erinnert. "Hexacopter" heißt es. Per Fernsteuerung kann es ganz dicht an Stromleitungen und Masten heranfliegen, wie Eric Blandfort und Maik Neuser vom Stromnetzbetreiber Westnetz in der Umspannlage im Neusser Hafen demonstrieren. Sie mussten dafür eigens einen Führerschein bei dem Hersteller aus Kassel machen. Denn die Drohne kostet immerhin 35 000 Euro.

RWE - die Muttergesellschaft von Westnetz - ist nach eigenen Angaben der erste Energieversorger, der diese Fluggeräte flächendeckend zur Kontrolle seiner Leitungen einsetzt. Und nicht nur dazu. "Wir können damit auch überprüfen, ob beispielsweise Photovoltaikanlagen auf privaten Hausdächern richtig funktionieren", sagt Heinz-Willi Mölders, Vorstandsmitglied von RWE Deutschland.

Innovative Technik sei elementar, um die Energiewende zu bewältigen. Denn wenn - wie von der Bundesregierung gewünscht - immer mehr regenerative Energiequellen in die Stromnetze eingebunden werden sollen, sei zum einen ein Ausbau des Leitungsnetzes nötig, zum anderen eine andere Steuerung. Doch das Verlegen neuer Kabel ist teuer. "80 Prozent der Kosten gehen allein für den Tiefbau drauf", erklärt Peter Mathis, Westnetz-Leiter des Regionalzentrums Neuss. "Für das eigentliche Kabel nur 20 Prozent." Daher versuche man, durch neue Computertechnik das Verlegen neuer Kabel, wo es geht, überflüssig zu machen.

Die Technik soll die jeweilige Last in dem Netz ermitteln und bei hohem Energiebedarf - wie am Abend, wenn alle zu Hause sind - Primärenergie hinzuschalten. Mit Sonnen- und Windenergie könne zwar schon ein großer Teil des Energiebedarfs gedeckt werden - aber eben nur bei Sonne und Wind. Zugleich fließt der Strom nicht mehr nur vom großen Erzeuger zum Verbraucher, sondern zunehmend auch umgekehrt.

"Letztes Jahr hatten wir allein in Neuss 30 000 Anfragen für Stromeinspeisungen", berichtet Mathis. 1879 Sonnenenergieanlagen verzeichne Westnetz im Rhein-Kreis Neuss (außer Grevenbroich und Jüchen). Hinzu kommen 43 Biomasse-, 27 Windenergie- und 166 sonstige Anlagen. Mathis sieht noch weiteres Potenzial bei Photovoltaikanlagen im Rhein-Kreis.

Um Energie möglichst effizient zu nutzen, seien geeignete Speicher nötig. "Nachtstromspeicher sind deshalb heutzutage wieder eine Option, um die Wohnung zu heizen", sagt Mathis. Anders als früher würden sie jetzt aber so gesteuert, dass sie sich nicht nachts aufladen, sondern dann, wenn viel Energie zur Verfügung stehe.

Die Schattenseiten des Energiewandels: Jobverlust in den Braunkohle-Abbaugebieten von RWE Power im Rhein-Kreis. "Es gibt aber keine Entlassungen. Alles erfolgt sozialverträglich", sagt Sprecher Jürgen Esser. In Neuss müsse sich kein Mitarbeiter um seine Stelle sorgen. "Westnetz erzeugt keine Energie, sondern verteilt sie nur."

(NGZ)
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