Kölner Kabarett-Star mit "Kunstsalon-Orchester" Beckers "Krösken mit der Knöllches-Frau"

Es ist schön, wenn gestandene Kabarettisten auch mal etwas Neues probieren. Und es ist noch bemerkenswerter, wenn das alte Format nicht komplett verloren geht. Jürgen Becker ist genau diesen Weg gegangen. Bekannt durch "Mitternachtsspitzen" und eigene Soloprogramme, gehört der Kabarettist seit Jahren zu den Größen seines Metiers. Wer kennt ihn nicht? Jürgen Becker gastierte im Neusser Landestheater. -->

Es ist schön, wenn gestandene Kabarettisten auch mal etwas Neues probieren. Und es ist noch bemerkenswerter, wenn das alte Format nicht komplett verloren geht. Jürgen Becker ist genau diesen Weg gegangen. Bekannt durch "Mitternachtsspitzen" und eigene Soloprogramme, gehört der Kabarettist seit Jahren zu den Größen seines Metiers. Wer kennt ihn nicht? Jürgen Becker gastierte im Neusser Landestheater. -->

Ihn, den "Platzhirschen", der in seiner unnachahmlichen, kölsch-dreisten Art, auch noch das letzte Haar in der Suppe spitzfindig herausfiltert. Politik und Gesellschaft, Klüngel und Promis, vor Jürgen Becker ist niemand sicher. Neusser Fans seiner liebenswerter, spitzen Zunge, rieben sich am Freitag Abend im RLT verwundert die Augen. Da hatte ein ganzes Orchester auf der Bühne Platz genommen, von Jürgen Becker fehlte jede Spur.

Frühem Entsetzen wich bald darauf durchgängigem, erwartungsvollem Staunen. Denn das "Kunstsalon-Orchester" fällt vor allem durch sein Anderssein auf. Zunächst ist da Klaus von Wrochem zu nennen. "Klaus der Geiger" sieht aus wie ein Hausbesetzer, hüpft herum wie ein Rumpelstilzchen und beherrscht sein Instrument mit einer Brillanz, dass es eine wahre Freude ist. Als musikalischer Kopf des Orchesters, ist er Dirigent und erste Geige in einer Person. Ihm zur Seite stehen Hobby- und Berufsmusiker, die alle eins gemeinsam haben: die Lust am Experimentieren.

Und so ist auch die Symbiose mit Jürgen Becker zu erklären. Der kommt nach kurzer musikalischer Einleitung dann doch noch auf die Bühne und setzt seine Duftmarke in altbekannter Prägnanz: "Ich wollte ja erst in meinem Schützenkönig-Jäckchen auf die Bühne kommen, aber das ist in Neuss ja momentan nicht so angebracht. Doch Jürgen Becker in Neuss, dass war eben ein bisschen mehr als launige Sprüche und gepfefferte Schoten. Jürgen Becker in Neuss, dass war der Versuch, Kabarett und Musik miteinander zu verbinden.

Ein Experiment eben, mit sehr unterschiedlichem Ergebnis. Jürgen Becker ist kein Sänger und wird es wohl auch nie mehr werden. Und so litten seine süffisanten Texte, gepaart mit überraschend gutem Jazz oder Swing, unter der fehlenden Durchschlagskraft seiner Stimme. So dauerte es eine ganze Weile, ehe auch bei den musikalischen Einlagen, der Funken übersprang.

Doch wenn Jürgen Becker von seinem "Krösken mit der Knöllches-Frau" singt, dann verbreitet er einfach diesen gewissen Charme, dem sich niemand entziehen kann. Freilich wirkt der Becker'sche Humor ohne festgelegte Einsätze direkter, natürlicher - einfach besser. Jürgen Becker bleibt ein erstklassiger Entertainer. Auch mit einem Orchester, das - erfrischend anders und unkonventionell - eine Empfehlung wert ist. Peter Böttner

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort