Säure-Einsatz macht Kunstsymbiose möglich Ätzende Kreativität aufs Papier gebracht

Die Poesie von Zink und Salpetersäure zeigt der Schweizer Thomas Ruch im Buch- und Kunstkabinett Mönter in Osterath unter dem Titel "Sehbücher und Musikinstrumente". Allerdings werden nur wenige spontan auf Salpetersäure kommen, wenn sie etwa eines der Sehbücher des 40-jährigen Künstlers betrachten.

Es handelt sich nämlich um Radierungen, die das Grundmotiv, jeder einzelnen Seite dieser blätterbaren Kunstwerke bedecken, und die sind nun einmal dadurch entstanden, dass Thomas Ruch die Motive zuvor mit Salpetersäure in kleine Zinkplatten eingeätzt hat. Hinzu treten Zeichnungen in Bleistift oder Aquarell, die auf jedem Blatt aus dem völlig Gleichen etwas vollkommen Unterschiedliches entstehen lassen. Und jedes Sehbuch ist ein Unikat.

Die zum Druck benutzte Zinkplatte ist nämlich in den Einband des jeweiligen Sehbuches eingearbeitet. In der Auswahl seiner Motive und Darstellungsformen hat sich der frühere Meisterschüler an der Kunstakademie Düsseldorf ganz auf den Osterather Ausstellungsort eingestellt. Auf diese Symbiose aus Buch, Kunst und Kultur habe er seit zwei Jahren hingearbeitet, verrät Ruch. Immer wieder sei er nach Osterath gekommen, habe andere Kulturveranstaltungen in der früheren Dampfmühle beobachtet.

Auf einigen Bildern sind es daher die eigenwillig-anmutigen Linien durchgebogener Seiten eines aufgeschlagenen Buches, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Ihre einfache Anmut hat Ruch völlig fasziniert. Aber auch der Steinway-Flügel und eine Querflöte sind im Großformat verewigt. Dabei erscheinen die Instrumente durchsichtig, fast wie eine Konstruktionszeichnung - und sie scheinen vor lauter Musik zu schwingen. Denn dasselbe Motiv ist mit einer leichten Abweichung von den Konturen des Originals mehrfach in einem Bild zu sehen.

Ruch hat diese beiden Objekte deshalb verewigt, weil während der Ausstellungsdauer ein Konzert mit eben diesen Musikinstrumenten geplant war. Der Steinway gehört außerdem zum festen Inventar des Kunstkabinetts. Diese - trotz aller Schwingungen bestechend klaren Strukturen sind ein Markenzeichen und Anliegen Ruchs, der selbst sagt, er wolle den Menschen mit seiner Kunst etwas Gutes tun, etwas schaffen, das den Sinnen gut tue.

Neben den Themen Buch und Instrumente sind auch biografische Elemente in einzelnen Vitrinen ausgestellt. Dazu gehören Arbeitsmaterialien des Künstlers wie die unverzichtbare Zinkplatte oder auch informative Materialien zu seinen früheren Ausstellungen. Bei Mönter sind diese eindrucksvollen Arbeiten von Thomas Ruch noch bis zum 21. Januar zu sehen. kun

(NGZ)
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