Sankt Martin in Remscheid Tinker Milo bleibt die Ruhe selbst

Strahlende Kinderaugen sind für Sascha Heidtmann der schönste Lohn für seinen Aufwand. Mit seinem imposanten Wallach führt er als Sankt Martin insgesamt neun Umzüge an.

Sankt Martin 2023 in Remscheid: Martinszüge in der Übersicht
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Martinsumzüge in Remscheid 2023

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Foto: Michael Schütz

Aufgeregtes Stimmengewirr, bunt leuchtende Laternen, flackernde Fackeln und Gesang – und mittendrin ein imposantes geschecktes Pferd, das in der Tat an die früheren Römerpferde erinnert: Spannung liegt in der Luft – für viele Kinder bedeutet der jährliche Laternenzug hinter Vorreiter Sankt Martin und seinem Pferd einen der Höhepunkte des Jahres.

Während bereits die Lautstärke, die vielen Menschen und das Gewusel der Kinder für viele Pferde eher ein Grund zur Flucht wäre, scheint der große Milo die Aufmerksamkeit, die für ihn dabei abfällt, fast schon zu genießen: Selbst in all der Aufregung um ihn herum dürfen die Kinder ihn nach Herzenslust streicheln. Das Pferd vertraut seinem Reiter Sascha Heidtmann völlig – und hat dazu auch allen Grund. Denn auch Milo hat seine ganz eigene Geschichte von Barmherzigkeit und einen Retter zu erzählen.

Bereits auf den ersten Blick wirken die beiden wie ein eingespieltes Team, obwohl sie sich noch nicht einmal furchtbar lange kennen. „Ich habe Milo vor rund zwei Jahren als klapperdünnes Häufchen Elend aus einer Beschlagnahmung übernommen“, erzählt „Sankt Martin“ Heidtmann. „Wir haben ihn aufgepäppelt und früh gemerkt, dass er sich durch sein sehr ruhiges Wesen und seine extrem liebe Art auch sehr für Kinder eignet, die in Kontakt mit Pferden kommen möchten.“

Nach einem behutsamen Training mit Laternen, Fackeln und Feuertonnen konnte Milo dann im vergangenen Jahr seinen Vorgänger als Martinspferd ablösen und hat sich wunderbar geschlagen. Für seinen Reiter ist 2018 bereits das vierte Jahr als „Sankt Martin“ – eine Aufgabe, an die er eher durch Zufall gekommen ist. Im „echten“ Leben selbstständig und eher im handwerklichen Bereich unterwegs engagierte sich Sascha Heidtmann in der Welle in Lennep und hat dort mit Kindern jongliert.

Viele der Kinder wollten gerne einmal auf einem Pferd sitzen, und es dauerte nicht lange, bis dann über Eltern für verschiedene Umzüge ein zuverlässiger Sankt Martin gesucht wurde. Die kommenden Tage bedeuten Hochsaison für Pferd und Reiter – alleine für dieses Team stehen neun Umzüge an. Und nicht nur Sankt Martin liegt seine Aufgabe am Herzen: „Milo geht von ganz alleine in den Hänger und scheint seinen Job fast schon zu genießen“, sagt sein Besitzer und strahlt. „Mir kommt es immer so vor, als würde Milo seine Dankbarkeit für seine Rettung quasi zeigen wollen und mit mir durch dick und dünn gehen.“

Der imposante fünfjährige Tinker-Wallach mit Fesselbehang lässt selbst im größten Trubel am Feuer Kinder auf sich Probe sitzen und auch die verschiedenen Abläufe der Umzüge sind für ihn kein Problem. „Bei manchen Umzügen teile ich den Mantel, bei anderen spielen die Kinder die Martinsgeschichte“, berichtet Sascha Heidtmann: „Wir passen uns den jeweiligen Wünschen an.“

Die Reiter mit den geeigneten Pferden für solche Aktivitäten sind rar geworden und die eingespielten Teams dementsprechend begehrt. „Das Schöne ist, dass mit den Martinsumzügen Kinder aller sozialer Schichten erreicht werden“, sagt „Sankt Martin“ Heidtmann. Für den 41-Jährigen sind die strahlenden Kinderaugen der schönste Lohn für den Aufwand. „Solche Aufgaben kann man nur mit viel Liebe und Leidenschaft erfüllen.“ Und einen Lieblingsumzug haben die Beiden auch: „Der für uns schönste Umzug ist der in Menninghausen.“ Sascha Heidtmann freut sich schon jetzt auf seinen persönlichen Höhepunkt der Saison.

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