Röntgenmuseum in Remscheid Spannende Versuche statt Kreidephysik
Remscheid · Seit zehn Jahren besteht das Schüler Röntgenlabor (RöLab) im Deutschen Röntgen-Museum in Lennep. Am Sonntag gab es neben einer kleinen Feierstunde auch einen Experimentiernachmittag für interessierte Besucher.
Was wäre die Medizin nur ohne Röntgens Entdeckung? Kaum auszumalen, wie es wäre, von einem Ärzteteam bei einer Operation blindlings aufgeschnitten zu werden, nur um auf Verdacht nachzuschauen, was im Inneren falsch sein könnte.
Doch nicht nur die moderne Medizin profitiert von den Röntgenstrahlen. Sie finden sich beispielsweise auch in den Scannern der Flughäfen an der Gepäckkontrolle wieder, in größeren Firmen bei der Materialüberprüfung oder im RöLab des Deutschen Röntgen-Museums, um Ü-Eier auf ihre Überraschung zu durchleuchten. Denn auf diese spielerische Art und Weise begeistern die Museumsmitarbeiter nun schon seit zehn Jahren Kinder und Jugendliche für die Wunder der Physik.
Durch Ferienkurse, Workshops und feste Kooperationen etwa mit dem Röntgen-Gymnasium durchlaufen Jahr für Jahr Hunderte Kinder und Jugendliche die Angebote des hauseigenen Labors und entdecken auf spannendste Art und Weise, dass Naturwissenschaften entgegen ihres allgemeinen Rufes sehr viel Spaß machen.
Eine Kostprobe davon erhielten interessierte Besucher am Sonntag anlässlich des Jubiläums. Schwebende Torten, eine große Plasmakugel, in der sich Stromblitze mit dem Finger leiten lassen, verschiedene Experimentierstationen zu Elektrizität, Magnetismus und Schwingungen sowie eine spannende Experimentshow wurden geboten, um zu zeigen, dass Physik alles andere als dröge ist.
Initiator und Ideengeber des Remscheider Erfolgsprojekts, der umtriebige Museumsdirektor Dr. Uwe Busch, der lange vor der Jahrtausendwende davon träumte, einen außerschulischen Ort zu schaffen, in dem Schüler durch spannende Experimente Naturwissenschaften für sich entdecken könnten, stand nun ein Jahrzehnt später vor den zahlreichen Unterstützern und Förderern und bedankte sich.
Heute von einem Erfolgsmodell zu sprechen falle angesichts der Resonanz und Standing, dass sich das Museum und Labor über die bergischen Grenzen hinweg erarbeitet habe, einfach, urteilte Professor Dr. Ulrich Mödder, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep. Doch ohne die Expertise und Ausdauer Buschs wäre ein solch ehrgeiziges Projekt nicht möglich gewesen, lobte er. Viele Hunderttausende Euro habe Busch für den Kauf von Geräten und Ausstattung des RöLabs im Laufe der Jahre eingeworben, sodass es heute nicht nur für Kinder und Jugendliche ein spannender und moderner Lernort ist, sondern auch Fachleute, die hier die ein oder andere Schulung durchlaufen.
Franz-Josef Lersch-Mense, Staatsminister a.D. und Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung lobte das RöLab als „besonderes Projekt“. Bereits seit 1993 stehe die Stiftung an der Seite des Röntgen-Museums und habe Labor und Museum über die Jahre mit rund 900.000 Euro gefördert. „Wir haben es aber gerne getan, weil die Geschichte Röntgens nicht nur für Remscheid wichtig, sondern auch für NRW und weit darüber hinaus für die ganze Welt ist.“
Aus eigener Erfahrung wisse er, dass es ein großes Versäumnis sei, Schülern in den Naturwissenschaften nicht das Experimentieren zu ermöglichen. Zu seiner Schulzeit habe er Physik als langweilig empfunden, weil der Lehrer nur Formeln an die Tafel schrieb.
Genau das, betonte Busch am Ende, wolle das RöLab nicht. „Wir wollen keine Kreidephysik vermitteln, sondern spannende Abenteuer, um den Nachwuchs für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern und so Fachkräfte von morgen zu gewinnen.“