Ratingen Zum Finale spielt ein Gast aus Paris

Die Ratinger Orgelwelten in und um St. Peter und Paul lassen das Jahr 2019 ausklingen.

 Die Orgel von St. Peter und Paul Ratingen mit dem alten Spieltisch.

Die Orgel von St. Peter und Paul Ratingen mit dem alten Spieltisch.

Foto: Blazy, Achim (abz)

(RP) Eine Saison voller Geheimnisse liegt hinter den Ratinger Orgelwelten: Das Unsagbare, das hinter allen Worten und Sprachversuchen liegende Geheimnis in Tönen, war das Leitmotiv von insgesamt 30 Veranstaltungen in und um St. Peter und Paul in der Innenstadt.

Kultstatus hat schon längst der samstägliche orgel.punkt12 mit kurzweiliger Unterbrechung zur Marktzeit und Einstimmung auf den Sonntag. Renommée haben die internationalen Konzerte des organistivals, zu dem seit dem Jahr 1998 nicht nur Gäste aus mehr als 20 Staaten an der Seifert-Orgel gespielt haben, sondern auch Hörer weit über den Raum Rhein-Ruhr nach Ratingen pilgern. Das orgelFORUM als Emporentalk bietet dazu Informatives und Tiefsinniges wie in diesem Jahr Einblicke in das Geheimnis des Unterbewussten aus psychoanalytischer Sicht oder die Klangwelt Messiaens.

Junge Literaten, Studenten der umliegenden Hochschulen, kreative Crossover-Propheten und auch immer wieder spannende Begegnungen wie unlängst Gregorianik, Saxophon und Percussion machen das Ratinger Festival zu einem Unikat. Einstieg ins Thema boten in diesem Jahr  in der Fastenzeit „Geheimnisse des Glaubens in eigenen Worten“ von Christen aus St. Peter und Paul formuliert und vorgetragen mit Kommentaren an der Orgel. „Wir ziehen nicht nur viele Register, sondern spielen auch auf unterschiedlichsten Kanälen, um möglichst viele Menschen zu berühren mit Orgelklängen. Es gibt selbstverständlichen den klassischen Repertoirebereich, aber eben auch das Klanglabor, wo man hinterher selbst erstaunt ist, was die eigene Orgel an Klang-Geheimnissen hervorzaubern kann“, bekennt Kantor Ansgar Wallenhorst.

Was das Angebot in Ratingen in der Szene bekannt gemacht hat, ist zum einen seine innovative Entwicklung der Seifert-Orgel von 1953, die seit 2012 von einem Spieltisch-Prototyp angesteuert wird, der mittlerweile in andere Orgelzentren Europas exportiert wurde.  Zum anderen sind die theologisch-programmatischen Jahresthemen ein Markenzeichen der Orgelwelten „Eine klare und konsequente Programmgestaltung liegt mir am Herzen“, erläutert der Kantor. „Die Botschaft in diesem Jahr war der Raum des Geheimnisvollen, nicht Eindeutigen. Nur wer Geheimnisse zulässt und sich ihnen öffnet, hat was zu sagen!“

Französisch wird es zum Finale an diesem Samstag unter dem Gewölbe von St. Peter und Paul: Schließlich ist die französische Orgelkultur seit Jahrhunderten mit der Farbe verbunden. „Die französische Musik ist quasi eine geheimnisvolle Wolke aus Klängen. Dabei geht’s aber raffiniert zu und trotz viel Parfum sehr überlegt und in feinen Pinselstrichen. Eine Perfektion der Farbe!“, schwärmt der Ratinger Kantor. Einer, der das verinnerlicht hat, ist Thomas Ospital. Der junge Star der Pariser Orgelszene wurde 1990 im französischen Baskenland geboren und hat sich nach glanzvollem Abschluss am Pariser Elite-Conservatoire einen Wettbewerbspreis nach dem anderen erspielt mit Literatur wie mit kreativer Improvisation.

Am Samstag ist Thomas Ospital zum zweiten Mal zu Gast in St. Peter und Paul: 2016 führte er die 6 Choral-Etüden über deutsche Kirchenlieder auf, die sein Lehrer Thierry Escaich für das „Ratinger Orgelbuch“ komponiert hat. Diesmal stellt er mit Marcel Duprés Cortège et Litanie Prozession und Litanei als Zeichen der Geheimnisse des Glaubens vor. Die Klanggeheimnisse der Orgel werden dann in impressionistischen Farben vorgeführt, etwa in der Transkription Faurés berühmter Sicilienne oder dem Zyklus „Ma mère l’oyre“ von Ospitals Landsmann Maurice Ravel.

 Thomas Ospital, der junge Star der Pariser Orgelszene spielt diesmal in St. Peter und Paul.

Thomas Ospital, der junge Star der Pariser Orgelszene spielt diesmal in St. Peter und Paul.

Foto: RP/Veranstalter

Das Konzert beginnt um 20 Uhr am Samstag, 16. November, in St. Peter und Paul. Der Eintritt zu dem Finalkonzert ist wie immer frei. Der Förderverein Musica sacra freut sich jedoch über Spenden wie auch über weitere Mitglieder. Einlass ist ab 19.30 Uhr am Nordportal an der Kirchgasse.

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