Serie Meine Lieblingsorgel (4/4) Der Blick in die Ewigkeit

Düsseldorf · Auf der 40 Register umfassenden Orgel von St. Margareta in Gerresheim lassen sich viele Werke der Orgelliteratur prachtvoll spielen.

 Die Orgel der Basilika St. Margareta in Gerresheim.

Die Orgel der Basilika St. Margareta in Gerresheim.

Foto: privat

Was macht eine Orgel für mich interessant? Im Grunde immer noch das, was mich schon als Kind bei ihrem Klang berührt hat: der gefühlt ewig andauernde Klang, den Orgeltöne erzeugen, ein immerwährendes Ausatmen von Klang – für mich ein Blick in die Ewigkeit.

Genau dieses schöne Gefühl stellt sich beim Hören mancher Orgel sofort ein, bei mancher überhaupt nicht – und dazwischen gibt es viele Schattierungen. Es sind natürlich noch weitere Parameter nötig: der Raum, in dem die Orgel steht, und natürlich die organistische Spielkunst. Eine Orgel kann mich auch richtig nerven, wenn sie das gewisse Etwas nicht hat. Dann finde ich den Klang zu eindringlich und zu langatmig – und das schöne Gefühl bleibt aus.

Als ich vor 17 Jahren erstmals auf einer Bank am Gerricusplatz in Gerresheim neben der Basilika St. Margareta saß, hörte ich plötzlich jemanden auf der Orgel dort üben und ging, wie von einem Magneten angezogen, in die Kirche. Das schöne Gefühl war sofort da! Es lag nicht nur an der Orgel, sondern auch an dem Raum der Basilika, der einen in eine andere Welt eintauchen lässt und durch seine Größe und Akustik den Klang der Orgel optimal ausbreitet. Außerdem spielte der Student, der dort übte, sehr gut.

 Kantorin Evelin Affolderbach ist Organistin der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Gerresheim.

Kantorin Evelin Affolderbach ist Organistin der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Gerresheim.

Foto: privat

Die Orgel in St. Margareta wurde von der Orgelbaufirma Rieger 1982 gebaut, hat also in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Mit ihren 40 Registern ist sie in der Lage, die Zuhörer in einen wahren Klangrausch zu versetzen, das Ewigkeitsempfinden ist sozusagen programmiert. Ihr Bau war unter dem Orgelsachverständigen Josef Zimmermann geplant worden (damals Domorganist in Köln), der gerne Mischformen in der Disposition, also der Wahl der Registerklangfarben, durchgesetzt hat. Ergebnis: Die Orgel in St. Margareta hat eine deutsch-französische Disposition.

Wer sich erstmals darauf einlässt, könnte das womöglich als „Persönlichkeitsdefizit“ werten. Als ich selbst zum ersten Mal auf der Orgel spielen durfte, musste ich bei der Wahl der Register ziemlich rumbasteln, bis ich den gewünschten Klang hatte. Dann aber war das Spielgefühl für mich ebenso berauschend wie das Zuhören in der Kirche. Zudem erlaubt diese Misch-Disposition halt auch eine sehr breit gefächerte Literaturauswahl.

Wer gerne im Klang dieser schönen Orgel baden möchte, der sollte sich auf jeden Fall samstags um 11.15 Uhr mal eine kleine Orgelmatinee zu Gemüte führen oder im Herbst zu einem Konzert der dortigen Orgelreihe mit namhaften Organisten kommen. Es lohnt sich.

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