Kanu Kanuten trainieren für Special Olympics

Ratingen · Schüler der Ratinger Helen-Keller-Schule wollen bei den Wettkämpfen für Menschen mit einer geistigen Behinderung zu Medaillen paddeln. Auf dem Grünen See trainieren sie auch bei Regen Schnelligkeit und Ausdauer.

 Katharina Lewen (vorne) und Lasse Brutscheidt (links) gehören bei den Special Olympics in Düsseldorf zu dem Gold-Favoriten. Auch Sebastian Neumann (rechts) will bei den Wettkämpfen gute Leistungen zeigen.

Katharina Lewen (vorne) und Lasse Brutscheidt (links) gehören bei den Special Olympics in Düsseldorf zu dem Gold-Favoriten. Auch Sebastian Neumann (rechts) will bei den Wettkämpfen gute Leistungen zeigen.

Foto: Achim Blazy

Versteckt unter ihren Sportgeräten, sind nur die in Neopren gehüllten Beine der sechs Kanuten zu erkennen. Der Regen prasselt leise auf die Unterseiten der knallig roten Boote, vorsichtig tasten sich die Jugendlichen die nasse Wiese am Grünen See hinunter. Heute werden sie schon vor dem Training nass - auch wenn der starke Regen rechtzeitig aufgehört hat.

"Wenn wir nicht wollen, werden wir beim Kanufahren gar nicht nass", sagt Sebastian Neumann, "denn reingefallen ist noch keiner von uns." Der 17-Jährige gehört zu den sechs aktuellen und ehemaligen Schülern der Helen-Keller-Schule, die für die Special Olympics trainieren. Die Sportorganisation für junge Menschen mit geistiger Behinderung lädt alle zwei Jahre zu nationalen Sommerspielen ein. Vom 19. bis 23. August finden die diesmal in Düsseldorf statt. Da wollen die Ratinger ihren quasi Heimvorteil auf dem Unterbacher See nutzen.

Zwei Mal stößt sich Sebastian Neumann mit dem Paddel kräftig vom sandigen Ufer ab, ein paar Ruckelbewegungen mit dem Oberkörper, schon ist das Einer-Kanu auf dem See - das Training kann beginnen. Rechts, links, rechts, links, Oberkörper gerade. Schnell findet der Schüler in seinen Rhythmus. Schnell ist er gut 100 Meter vom Ufer entfernt.

Bei den Special Olympics starten die Schüler im Einzel, zweier und dreier Kajak jeweils über 200 Meter. "Dafür braucht es genug Kraft und Ausdauer, deshalb üben wir jetzt - kurz vor dem Wettkampf - vor allem das schnelle Fahren, um mit den Sprints die Kraft zu trainieren", sagt Lehrerin und Trainerin Lislott Ibing, während ihr Kolleg Thorsten Assenmacher mit den ersten drei Schülern zum Endspurt ansetzt.

Mit feinen Hüftbewegungen hält Neumann das Boot auf Kurs - "gar nicht so einfach bei dem Wind", befindet er später. Sein bauchiges, gut drei Meter langes Kajak lässt sich einfacher steuern als das kleinere, vorne und hinten spitz zusammenlaufende Boot, das Neumanns Mitschüler Lasse Brutscheidt bereits gut im Griff hat. Dennoch machen die Wasserbewegungen dem Ratinger zu schaffen. "Hoffentlich haben wir in Düsseldorf Sonnenschein und glattes Wasser", sagt Katharina Lewen. Auch der 20-Jährigen liegt schmuddel Wetter so gar nicht. Trotzdem liebt sie auch an solchen Tagen ihren Sport, in dem sie bereits bei den Weltspielen der Special Olympics Gold gewinnen konnte. Das war 2011 in Athen.

In Düsseldorf will Lewen erneut Gold gewinnen, genauso wie Lasse Brutscheidt. Der 16-Jährige ist trotz des kühlen Regenwetters auch an diesem Tag kaum vom See zu bekommen. Bereits vor drei Jahren holte er als gerade 14-Jähriger in Athen Bronze. Bei den nationalen Sommerspielen in München wurde es die Silbermedaille. "Diesmal habe ich genug Kraft, um auch Gold zu gewinnen", sagt Brutscheidt selbstbewusst, als er doch mal eine Pause macht. Bei den Trainingsrennen gegen die Mitschüler ist er meist der Schnellste. Vor allem, weil er technisch richtig gut sei, sagt seine Trainerin: "Lasse sitzt super im Boot, hat einen guten Rhythmus und setzt Körper und Kraft richtig ein", sagt Ibing.

So auch jetzt. Erwartungsvoll hält Brutscheidt das rechte Ende des Doppelpaddels im Spitzenwinkel knapp über der Wasseroberfläche. Ein Pfiff, schon zieht der kräftige Schüler gleichmäßig schnell die Paddel durch das Wasser. Ruckzuck liegt er ein, zwei, drei Bootslängen vor seinen Mitstreitern Sebastian und Katharina - "und die sind auch richtig schnell", betont die Trainerin.

So intensiv wie jetzt trainieren die Schüler erst seit einem Jahr das Kanufahren. Denn seitdem ist aus der AG ein Wahlfach geworden. Immer donnerstags von 13.30 bis 15 Uhr geht es für die Schüler seit dem aufs Wasser. Im Winter im Schwimmbad, wo auch das sichere Aussteigen aus einem gekenterten Kajak geprobt wird, im Sommer eben auf dem Grünen See, wo das Bootshaus des ansässigen Vereins genutzt werden darf. "Früher gab es eher Tagesausflüge auf dem Baldeneysee zum Beispiel", sagt Ibing. Für die Wettkampfvorbereitungen sei das regelmäßige Training aber besser.

Wie gut sich das ausgezahlt hat, werden die Kanuten spätestens am 20. Mai wissen, wenn die ersten Qualifikationsläufe überstanden sind. Verstecken gilt dann nicht - egal bei welchem Wetter wollen alle sechs dann vor allem Spaß haben und Medaillen holen.

(RP)
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