Lokalsport Ein Torjäger auf der Suche nach dem Glück

Ratingen · Der Fußball-Oberligist Ratingen 04/19 verpflichtete Chamdin Said im Sommer als neuen Stürmer. Er fühlt sich wohl und will auch mal längerfristig bei einem Klub bleiben – nur hat er viel Pech im Abschluss.

 Chamdin Said kam im Sommer vom VfB Homberg nach Ratingen, wo für ihn alles stimmt – nur noch nicht seine Torquote.

Chamdin Said kam im Sommer vom VfB Homberg nach Ratingen, wo für ihn alles stimmt – nur noch nicht seine Torquote.

Foto: Achim Blazy (Archiv)

Der Fußball-Oberligist Ratingen 04/19 verpflichtete Chamdin Said im Sommer als neuen Stürmer. Er fühlt sich wohl und will auch mal längerfristig bei einem Klub bleiben — nur hat er viel Pech im Abschluss.

Über Glück und Pech entscheiden bei Chamdin Said im Moment wenige Zentimeter. Es war so gegen Wuppertal, es war so in Oberhausen, und es war so gegen Sonsbeck. Said, Stürmer in Diensten des Oberligisten Ratingen 04/19, traf mit Schüssen und mit einem Kopfball aus kurzer Distanz nur auf Metall, entweder am Pfosten oder an der Latte. Und Ratinger Fans stöhnten auf. Alle drei Spiele endeten 1:1.

Es ist Dienstagabend im Ratinger Stadion, feuchte Kälte weht durch die Arena, und Said sitzt kurz vor Trainingsbeginn dort, wo bei Heimspielen sonst diejenigen Platz nehmen, die bei Pfostentreffern seine schärfsten Kritiker sind — er sitzt auf der Tribüne. "Wir haben etwas zu viele Unentschieden geholt, uns fehlen vier bis fünf Punkte", sagt Said und schaut dabei so freundlich und verbindlich, als könnte er damit den Pfosten überzeugen, Platz zu machen. "Da waren zu viele Spiele dabei, in denen ich nicht getroffen habe. Wenn ich nicht treffe und wir gewinnen, dann ist es zwar okay. Aber perfekt ist es nur, wenn ich ein Tor mache und wir gewinnen." Er bekennt: "Ich habe nach jedem Spiel eine schlaflose Nacht. Vor allem, wenn ich nicht getroffen habe."

Dies war in dieser Spielzeit vor allem aufgrund viel Pech zu oft der Fall. "Ich habe den Torriecher", sagt der 26-Jährige. Acht Tore machte der Deutsche mit libanesischen Wurzeln bisher für seinen neuen Klub in 17 Spielen, davon allerdings drei in seinem ersten Heimspiel gegen Rhede. 177 Minuten braucht er im Schnitt für ein Tor, in der Vorsaison waren es im Schnitt 152 Minuten. Keine herausragenden Werte für einen Stürmer. Doch es reicht nicht, einen Spieler allein daran zu messen, auch nicht einen Torjäger.

"Natürlich werden Stürmer in erster Linie nach Toren beurteilt", sagt sein Trainer Alfonso del Cueto. "Aber Chamdin läuft sehr viel, er ist spielerisch gut und ist ein absoluter Teamspieler." Der Spanier, der zuletzt aufgrund vieler vergebener Chancen mangelnden Killerinstinkt in seinem Team bemängelt hatte, ist überzeugt: "Said wird seine 15, 16 Tore machen." Er schätzt den 26Jährigen aber nicht nur wegen seiner Einsatzfreude. Del Cueto lobt die sehr professionelle Einstellung Saids. "Er hat noch nicht einmal beim Training gefehlt. Er weiß, worum es geht."

Für ihn selbst geht es in Ratingen um mehr als nur Tore. Er will endlich sein fußballerisches Glück finden. In den vergangenen Jahren war er viel unterwegs, hat nur bei seinem Stammverein Rot-Weiss Essen mehr als nur ein Jahr verbracht. Das soll sich in Ratingen endlich ändern. Deshalb hat er direkt einen für zwei Jahre gültigen Vertrag unterschrieben. Und er fühlt sich bisher bestätigt. "Ich fühle mich in dieser Mannschaft pudelwohl. Das Team ist intakt, charakterlich top und spielt super Fußball", sagt Said, dessen wichtigste Prüfung ihm in der kommenden Woche aber noch bevorsteht: Dann will er seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Essener Sportgeschäft erfolgreich abschließen.

Auch sein Coach gerät bei den menschlichen Tugenden seiner Mannschaft ins Schwärmen, die aber eben nur zu wenig Punkte bisher geholt hat — auch, weil Said eben oft nur wenige Zentimeter zum Glück gefehlt haben. "Wenn er ein Kopfballtor macht, geb ich einen aus", sagt del Cueto und lacht. Wohlwissend, dass beim 1:1 in Oberhausen nur die Latte im Weg war.

(RP)
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