RATINGEN Buntes und Nachdenkliches in der Kirche

RATINGEN · Beim Karnevalsgottesdienst in St. Peter und Paul ging es nicht rein närrisch zu.

 Farbenprächtiger  Anblick: Die Karnevalisten zogen mit ihren Standarten in die Pfarrkirche ein.

Farbenprächtiger  Anblick: Die Karnevalisten zogen mit ihren Standarten in die Pfarrkirche ein.

Foto: Blazy, Achim (abz)

(gaha) Wenn der Meister selbst – Ansgar Wallenhorst – die flinken Finger über die Tasten fliegen lässt (und von Lutz Kniep, Trompete, begleitet wird), dann haben weder Brings noch Bläck Fööss noch Höhner was in St. Peter und Paul verloren, auch keinen ihrer Töne, sondern dann langt der Orgel-Liebling in die erlesene Musikliteratur. Zum aktuellen, dem 13. Karnevalsgottesdient, waren es die drei britischen Barockkomponisten Purcell, Clarke und Greene, die ihre delikate Musik lieferten. Wunderbar, nicht zum Schunkeln geeignet.

Fürs karnevalistische Volk gab es dann noch drei Lieder von und mit Heinz Hülshoff und ein paar umgedichtete Kirchengesänge, die für die Gemeinde gedacht waren. Alles in allem ein ausgefuchstes Musikprogramm mit einer Predigt, die voll ins Leben und ins Christentum griff (anzuhören unter www.pastor-daniel-schilling.de Predigten).

Und alles wurde von den bunten, organisierten Karnevalisten, den Mariechen und den dazu passenden Männern mit in eleganten Uniformen und gefiederten Kopfbedeckungen illuminiert, angeführt vom Ratinger Prinzenpaar Thomas III. und Traudl I. dem Kinderprinzenpaar Tom und Luisa und den Angermunder Tollitäten. Pastor Daniel Schilling hat seit seinem ersten Auftritt im Ratinger Karneval großes Gefallen an Talar und Rochett gefunden und krönt das Outfit mit einem Birett – so, wie schon Don Camillo seinerzeit die Kinobesucher vom Sitz riss.

Im Evangelium ging es um ein göttliches Wunder – die Brotvermehrung. Und in Schillings Predigt um viel Irdisches, auch Unseliges. Er erinnerte an den Kirchen-Skandal des Missbrauchs von Kindern, er nannte es beim Namen, wenn Kommunionkinder davon berichten, dass ihre Eltern dauernd streiten, dass geprügelte Frauen Hilfe suchen, dass auch in eigentlich wertgeschätzten Gremien Hochmut und Missgunst herrschen können. Natürlich gab es noch ein paar Häppchen Brauchtumsglocke.

Der Pastor hatte mit offenbar großem Einsatz das, was er seinen Schäfchen zu sagen gedachte, in eine Art Reimform gemeißelt und auch noch musikalisch umkränzt – die Ratinger machten mit. Eigentlich bräuchte er den Aufwand nicht zu treiben – kommen sie doch in einer heiteren Grundstimmung ins Gotteshaus und nehmen bereitwillig die Botschaften auf. Auch die nachdenklich stimmenden, wie diesmal beim Karnevalsgottesdienst. Ob es nun die geborenen oder die angelernten Kirchgänger waren: Gegen Ende der Feier löste sich Spannung und herzlicher Applaus kam auf.

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