Ratingen Ratingen ist ein gutes Pflaster für Lesebegeisterte

Ratingen · Beim Büchertrödel im Medienzentrum ist der Andrang traditionell riesig.  Kein Wunder angesichts der Schnäppchenmenge.

 Auf der Suche nach spannender Lektüre: Jana Lewerenz mit Anni (10) und Ole (6).

Auf der Suche nach spannender Lektüre: Jana Lewerenz mit Anni (10) und Ole (6).

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ole ist erst sechs, aber Ole kann schon richtig gut lesen. „Ich habe schon ein Ninjagobuch und ein Buch über Lego“, erklärt der Erstklässler sehr stolz und lacht, Bücher findet er ganz, ganz toll und hier im Medienzentrum gibt es heute unzählige, vor allem eine riesige Auswahl an Kinderbüchern.

Auch seine zehnjährige Schwester Anni liebt das Lesen. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass beide Kinder Bücher mögen“, sagt Mutter Jana Lewerenz und widmet sich wieder der Kinder- und Jugendsachbuchreihe „Was-ist-was?“. Piraten, Der menschliche Körper, Dinosaurier, Planeten, Naturgewalten- über 140 themenspezifische Ausgaben gibt es bereits, rund 50 davon werden heute beim günstigen Abverkauf angeboten.

Die Ratingerin hat bereits rund zehn in ihren Einkaufskorb gepackt. „Ich bin auch im Förderverein der Astrid- Lindgren-Grundschule und da wir gerade dabei sind eine schuleigene Bibliothek aufzubauen, ist das hier natürlich ein perfekter Ort um günstig an viele spannende Bücher zu kommen“, freut sich die junge Mutter. Neben ihr steht eine ältere Dame, die intensiv in einem bunten Bilderbuch blättert. „Mama, wie bin ich in deinen Bauch gekommen?“, steht auf dem Cover. „Ob das was für meinen Enkel ist, der bekommt doch jetzt ein Geschwisterchen?“, fragt sie eine neben ihr stehende Frau mit einem kleinen Jungen, die nickt. „ist doch süß gemacht, die Geschichte.“ Den Abverkauf ausgemusterter Bücher gibt es bereits seit Jahren, früher war er zweimal im Jahr, seit einiger Zeit nur noch Anfang des Jahres. Der Andrang ist immer groß, weiß Bibliothekarin Sabine Köchling. „Es gibt zwei Gruppen von Besuchern, die einen kommen einfach her und gucken was es so gibt, die anderen suchen gezielt nach einem speziellen Buch oder einem speziellen Thema.“

So wie ein junger Mann, der heute spanische Literatur sucht, ein Mitarbeiter des Medienzentrums ist sich sicher: es gibt einiges, was ausgemustert wurde, nur wo steht es nochmal genau? Gemeinsam wird gesucht und gefunden. Zwar sind die meisten Bücher grob nach Themen aufgeteilt, etwa die Reiseliteratur oder das Thema Gesundheit, trotzdem herrscht teilweise leichtes Chaos: „Die Spendenmafia- schmutzige Geschäfte mit unserem Mitleid“ steht gequetscht zwischen „Ratgeber Schönheit“ und Stefan Zweigs historischer Monografie „Ein Gewissen gegen die Gewalt“, die „Lithografien Marc Chagalls zum antiken Liebesroman Daphne und Chloe“ verdecken auf einem Stapel die „Juraausgabe zum Thema Straßen und Verkehrsrecht“.

Und wenn man genügend Zeit mitbringt, um sich intensiv umzuschauen, erkennt man sogar, dass viele Bücher-obwohl schon älteren Erscheinungsdatums- plötzlich wieder aktueller denn je zu sein scheinen, etwa „Zechensterben- ein historischer Ruhrgebietskrimiroman aus den 70ern“ oder „Wenn Kinder rechtsextrem werden- Mütter erzählen“, ein Buch, dessen Hardcover ein paar schwarze Springerstiefel zeigen.

Es sei ein wildes literarisches Potpourri, was man hier vorfindet, bemerkt ein Besucher. Allerdings, bei einem dermaßen großen Angebot und den vielen Besuchern lässt sich das teilweise kaum vermeiden und wer gezielt etwas sucht, sollte sich nicht scheuen, die Mitarbeiter anzusprechen, so wie diese Frau. „Ich suche ganz dringend etwas vom Sams, wo genau finde ich das?“

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