Radevormwald Therapeuten helfen autistischen Kindern

Radevormwald · Ein neuer Kursus für Kinder mit dem Asperger-Syndrom beginnt im Juni in Hückeswagen. Das Angebot der Therapeutin Stefanie Wistuba und ihres Hannes Heribert Seidel ist kostenfrei, da es durch Fördergeld der "Aktion Mensch" finanziert wird.

 Stefanie Wistuba ist selbstständige Kunsttherapeutin und systemische Familientherapeutin mit Praxis in Hückeswagen. Zusammen mit ihrem Mann Heribert Seidel, Heilpädagoge und ebenfalls systemischer Familientherapeut, bietet sie ab Juni einen Kursus für Kinder mit dem Asperger-Syndrom an.

Stefanie Wistuba ist selbstständige Kunsttherapeutin und systemische Familientherapeutin mit Praxis in Hückeswagen. Zusammen mit ihrem Mann Heribert Seidel, Heilpädagoge und ebenfalls systemischer Familientherapeut, bietet sie ab Juni einen Kursus für Kinder mit dem Asperger-Syndrom an.

Foto: Weitzdörfer

Das Asperger-Syndrom ist durch Beispiele aus Film und Fernsehen eine in der Öffentlichkeit zumindest oberflächlich bekannte Krankheit. Diese spezielle Form des Autismus' wird etwa in Kinofilmen wie "Extrem laut & unglaublich nah" oder in Büchern wie "Das Rosie-Projekt" dargestellt. Dass die Erkrankung für die Betroffenen und auch ihre Familienangehörigen unter Umständen sehr belastend sein kann, wird da oft nur angerissen.

Stefanie Wistuba ist selbstständige Kunsttherapeutin und systemische Familientherapeutin mit Praxis in Hückeswagen - sie kennt sich mit dem Asperger-Syndrom aus. In Teilzeit arbeitet sie zudem seit sieben Jahren bei Harth-Therapie in Remscheid. "Dort suchen wir Familien auf, in denen autistische Kinder und Jugendliche leben und arbeiten mit ihnen", sagt die 50-Jährige.

In ihrem Atelier in der Schloss-Stadt kümmert sie sich hingegen hauptsächlich um die autistischen Kinder selbst. Kunsttherapie ist dabei ihr Mittel der Wahl: "Das hilft mir, mit den Kindern in Kontakt zu treten. Dadurch kann man das Spezialgebiet, das alle diese Kinder haben, gezielt aufgreifen." In diesen Spezialgebieten - das könne von der Comicfigur "Spongebob" bis zum Aufbau des Planetensystems reichen - sind die Kinder Experten. Aber oft auch in dieser Welt gefangen. Wistuba kann ihnen im Rahmen der Kunsttherapie dabei helfen, den Übergang in die wirkliche Welt zu schaffen: "Sie leben oft in ihrer eigenen Welt", erläutert sie. Ziel sei es, sich in der wirklichen Welt besser zurechtzufinden. Es gehe darum, Regeln kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und im Miteinander stressfrei leben zu können.

Gemeinsam mit ihrem Mann, Heribert Seidel, Heilpädagoge und systemischer Familientherapeut, bietet Wistuba ab Juni einen Kursus für autistische Kinder an. "Die Idee war, dass autistische Kinder im individuellen Therapiesetting an sich gut da stehen, aber der Umgang mit anderen Betroffenen in der Regel fehlt", sagt der 54-jährige Vorstand des Remscheider Vereins Autakk. Der Verein hat sich bei "Aktion Mensch" um Fördermittel für den Kursus beworben. Seidel: "Uns wurden jetzt 5000 Euro zweckgebunden überlassen, damit steht die Finanzierung des Kurses bis Januar."

Bis Anfang kommenden Jahres sollen nun ab Juni wöchentlich jeweils freitags zwei Stunden angeboten werden: "Für die Familien ist die Teilnahme kostenfrei. Am Kursus können maximal acht Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren teilnehmen; es sind noch einige Plätze frei", sagt Wistuba. Interessierte sollten sich bis Ende Mai angemeldet haben (s. Info-Kasten).

In ihrer Arbeit hat die Therapeutin die Erfahrung gemacht, dass Kinder mit Autismus in der Regel sich selbst gar nicht als "komisch" oder "anders" sehen würden. "Die Komischen, das sind ja die anderen. Dennoch passen Autisten sich unheimlich gut an", sagt Wistuba. In dem neuen Kursus sollen Autisten auf andere Autisten treffen, um zu sehen, dass es normal ist, so zu sein, wie man eben ist. "Es wird Angebote geben, Strukturen, die für Menschen mit Autismus notwendig sind", sagt Wistuba. Sie betont aber, dass es nicht um irgendeine Form der Leistung oder Bewertung gehe: "Wir werden uns im kreativen Bereich betätigen, der weit über das Malen oder Zeichnen hinausgeht." So können die Kinder im Atelier etwa sägen oder hämmern, im Freien könne Bogenschießen geübt werden.

"Letztlich geht es auch um die Entlastung der Betroffenen von ihrer dauerhaften Anpassung an die Umwelt", sagt Seidel. Wistuba ergänzt: "Keiner muss sich in der Gruppe anpassen oder etwas leisten. Niemand muss anders sein, um nicht aufzufallen."

(RP)
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