Radevormwald Eine Expertin für den guten Ton

Radevormwald · Feine Dekorationen - die waren gestern. Heute achtet Marion Drensek auf Vielfältigkeit ihrer selbstgetöpferten Kreationen. Aus eigener Werkstatt mit angrenzendem Laden bietet sie praktikable Gebrauchskeramik.

 An vier Tonscheiben arbeitet Marion Drensek in ihrer Werkstatt in Oberschmittensiepen. Zwei Scheiben verfügen über einen Motor, was eine große Erleichterung für sie ist. Körpereinsatz sei in ihrem Beruf immer gefragt.

An vier Tonscheiben arbeitet Marion Drensek in ihrer Werkstatt in Oberschmittensiepen. Zwei Scheiben verfügen über einen Motor, was eine große Erleichterung für sie ist. Körpereinsatz sei in ihrem Beruf immer gefragt.

Foto: jürgen moll

Da stehen sie alle, sauber in Reih und Glied, die frisch getöpferten Tassenrohlinge auf dem Holzbrett. Sie lassen sich die Sonne auf ihre gewölbten Leiber scheinen. Doch das Sonnenbad in freier Natur wird von Marion Drensek abrupt beendet.

"Die Sonne meint es heute zu gut. Die Tassen trocknen viel zu schnell, was nicht gut für den Ton ist", erklärt sie. Dieser könne schnell reißen, würde ihm zu schnell Feuchtigkeit entzogen. "Die fertig geformten Tonartikel trocknen bis zu vier Wochen und werden bei 1230 Grad gebrannt", sagt die Expertin. Behutsam hebt sie das Brett mit seiner schweren Last an und trägt es in den Schatten gleich vor ihrer Werkstatt in Oberschmittensiepen.

Die ausgebildete Töpfer- und Keramikdesignerin hat sich die ländliche Gegend für ihre Handwerkskunst ausgewählt. "Ich liebe die Natur und lasse mich gerne von ihr inspirieren", sagt sie. Viele Jahre habe sie in Hückeswagen gelebt und familienbedingt nur in sehr kleinem Rahmen getöpfert. Vor vier Jahren wechselte sie ihren Wohnort nach Radevormwald und gestaltete sich gleichzeitig eine kleine Werkstatt mit Ladenfläche. "Hier kann ich herrlich arbeiten und mich ganz auslassen", schwärmt sie.

Zu ihren "Lieblingen" zählen kleine getöpferte Butterdosen, die über eine ausgefeilte Technik verfügen. Das zweiteilige runde Gefäß wird zum einen Teil mit streichfähiger Butter gefüllt, zum anderen Teil mit Wasser. Werden die beiden Teile zusammengefügt, so steht die Butter im Gefäßdeckel auf dem Kopf. Sie bleibt ohne weitere Kühlung lange frisch und streichfähig."Diese Technik kommt noch aus der Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab", sagt Marion Drensek.

Auch ihre durchlöcherten Keramikschalen haben es in sich. Sie bieten Obst einen geeigneten Lagerplatz. "Die Luft kann gut durch das Lochmuster zirkulieren, und auch das Waschwasser tropft gut ab", sagt die Handwerkerin. Das Tonmaterial verschafft dem Obst gleichzeitig eine Kühlung und damit eine längere Haltbarkeit.

"Mein Material ist spülmaschine- und mikrowellengeeignet", hebt sie hervor. Neben Dosen fertigt Marion Drensek Kannen, die Milch länger kühlen, aber gleichzeitig auch für Blumensträuße geeignet sind. Dicke Kugeln in filigraner Beschaffenheit oder auch riesige Salatschüsseln gehören zu ihrem Angebot. Marion Drensek zaubert immer wieder neue Gefäße, die häufig eine doppelte Nutzungsmöglichkeit haben. "Mir gefällt es nicht, wenn Gefäße irgendwann in Schränken verschwinden. Sie müssen einfach rund ums Jahr nutzbar sein", lautet ihr Fazit.

Zur Töpferei kam sie auf Umwegen, erzählt sie. Das Kunststudium strebte sie nach dem Abitur an und landete dabei in der Werkstatt einer Töpferin. "Nur mal schnuppern. Doch da entdeckte ich meine Liebe zur Töpferei", berichtet sie.

Nach langem Suchen fand Marion Drensek eine Ausbildungsstätte im Bergischen. "Das war schon eine richtige Plackerei. Das Tonmaterial ist wirklich sehr schwer, und man braucht viel Muskelkraft", sagt sie. Noch heute fährt sie in den Westerwald, um Tonmaterial einzukaufen. Diesen schlägt sie dann in Blöcke und zerkleinert ihn mühevoll zu Handstücken, um ihn schließlich zu einem Tonbrei verarbeiten zu können.

An vier Tonscheiben arbeitet sie in ihrer Werkstatt. Zwei Scheiben verfügen über einen Motor, was eine große Erleichterung für sie ist. Körpereinsatz sei in ihrem Beruf immer gefragt.

"Es ist einfach ein uraltes Handwerk, das ich verrichte. Schon vor 3000 Jahren hat man so getöpfert, wie ich es heute mache", sagt Marion Drensek. Steinreich könne man in diesem Handwerk nicht werden, wohl aber sehr glücklich und ausgeglichen.

(sig)
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