Schlepperbande Honsberg Ein Ereignis, nicht nur für Traktor-Liebhaber

Radevormwald · Zum zweiten Mal verwandelte sich die beschauliche Ortschaft Honsberg übers Wochenende in Pilgerstätte für Fans schwerer Traktoren. Die rüstigen Gefährte lockten nicht nur Kenner aus der Region an.

Max Lietzau (l.), Moritz Preyer und Michael Vieth (r.) waren aus der Wermelskirchener Ortschaft Eipringhausen gekommen.

Max Lietzau (l.), Moritz Preyer und Michael Vieth (r.) waren aus der Wermelskirchener Ortschaft Eipringhausen gekommen.

Foto: Jürgen Moll

Rostig schimmert die Haube des blauen Lanz D 5006, der eher unscheinbar auf dem weitläufigen grünen Feld der Familie Wiesemann in der Ortschaft Honsberg in einer Reihe mit anderen alten Gefährten steht. Ein landwirtschaftliches Gerät, das seine besten Tage vermeintlich längst hinter sich hat. Doch wie manch rüstiger Pensionär, der nach einem vollendeten Arbeitsleben noch etwas von der Welt sehen will, ist auch dieser Trecker von 1955 mit seinem Besitzer offensichtlich noch viel unterwegs. Von Duisburg aus hat dieser unter 80 Traktoren, die beim diesjährigen nunmehr zweiten Treckertreffen der Interessensgemeinschaft „Schlepperbande Honsberg“ am Samstag dabei sind, die weiteste Anreise hinter sich gebracht. Fast 90 Kilometer Landstraße, mit 50 PS unter der Haube und einer Höchstgeschwindigkeit von 32 Kilometern pro Stunde. Eine Tour, auf die man – im Schneckentempo und mit hupenden Autos im Rücken – deutlich Lust haben muss. Eine lange, zeitlich aufwendige Fahrt, um bis nach Radevormwald zu gelangen. Eine Mühe, die sein Besitzer, anerkennenderweise, aber nicht gescheut hat, bloß um ein Wochenende unter Gleichgesinnten zu verbringen.

Für Außenstehende mag das exzentrisch klingen. Für die meisten auf dem Platz allerdings ist das gängige Praxis, wie Organisator Nils Paas deutlich macht. „Das ist schon ein besonderer Schlag Mensch“, sagt er lachend. Dass diese Tour durchaus herausfordernd ist, macht eine Panne deutlich: „Die sind zu zweit aus Duisburg losgefahren. Einer von ihnen hat in Schwelm einen Feuerwehreinsatz ausgelöst, weil er liegengeblieben ist und Öl verloren hat“, berichtet Paas. Doch in solch einer Situation stehen sich selbst fremde Treckerfreunde offensichtlich bei. „Der kannte das Bergische überhaupt nicht und war begeistert, wie schnell er von einem Bauern abgeschleppt wurde und sein Trecker nun übers Wochenende dort in seiner Scheune unterstellen kann.“

Im vergangenen Jahr organisierte Paas mit seinen Mitstreitern das erste Treckertreffen in Honsberg. Ein absolut überraschender Erfolg für den Radevormwalder, wie er sich gerne zurückerinnert: „Wir hatten 100 Traktoren auf dem Platz und unser Bierwagen wurde völlig überrannt.“ Nach diesem erlebten Zuspruch war klar, dass es eine Wiederholung geben würde. „Diesmal haben wir uns noch etwas mehr ins Zeug gelegt und haben mehr Rahmenprogramm im Angebot.“

Das lockte viele Familien an, die weder privat noch beruflich irgendwas mit Landwirtschaft und Traktoren zu tun haben, wie etwa Michelle (30) und Freundin Lena (31) mit ihren Familien. „Wir sind über unseren Schwimmverein auf die Veranstaltung aufmerksam geworden und sind einfach mal gekommen“, berichtet Lena amüsiert. „Das Angebot für die Kinder ist großartig, mit Karussell und Hüpfburg, alles kostenlos. Und wenn dann noch ein Traktor vorbeifährt, ist das für die Kinder ein großes Highlight“, schwärmt die Mutter.

Dass sie mit ihren Gefährten bei solchen Treffen für Furore sorgen, sind die Treckerjungs aus Eipringhausen sowie auch die Traktorenfreunde „Einzylinder“ aus Wipperfürth gewöhnt. Luis Köser (24) etwa fährt fünf bis sechsmal im Jahr auf Traktorentreffen. Seit 22 Jahren gibt es den Verein und fast so lange ist der Wipperfürther dabei. „Andere haben eine Modelleisenbahn, ich habe einen Traktor. Damit kommt man raus aus dem Alltag. Das ist sehr entschleunigend“, sagt er lachend. Zusammen mit drei weiteren Traktoreigentümern ist er die Strecke mit seinem Eicher von 1959 und 19 km/h in der Spitze bis nach Radevormwald angetreten. „Wir haben eine gute Stunde hierhin gebraucht.“

Für den 24-Jährigen ist es ein reines Hobby. Sein Traktor der Marke Eicher, ein Hersteller, den es nicht mehr gibt, hegt und pflegt er. Die Gefährte sind kostbar, auch wenn sie alt sind. An Ersatzteile, weiß Köser, kommt man im Zweifel nur sehr schwer dran. „Es gibt einige wenige Firmen, die Ersatzteile für Motor und Getriebe nachproduzieren, aber nicht alles.“ Einige besonders talentierte Schrauber und Bastler, verrät Paas, „gießen ihre Kolben auch schonmal selber.“

Für die angereisten Treckerfreunde aus Wipperfürth ist das Treffen in der Nachbarstadt ein gut organisiertes Ereignis, sagt Köser anerkennend: „Wenn man weiß, dass das nur eine Handvoll Leute organisiert haben und es sogar noch größer geworden ist, als im vergangenen Jahr, dann ist das einfach nur bemerkenswert. Denn das ist schon eine Hausnummer.“

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