Einmaliges Projekt in Neuss Obdach für wohnungslose Frauen

Neuss · Die Stadt und die St.-Augustinus-Gruppe starten in der ehemaligen Klausur im Kloster der Alexianerbrüder ein einmaliges Projekt für Frauen in schwierigen Lebenslagen. Die Finanzierung konnte erst kurzfristig gesichert werden.

 Fee Kerstein (r.) und Constanze Schackert gehören zum ausschließlich weiblichen Team, das sich im ehemaligen Kloster der Alexianerbrüder um wohnungslose Frauen kümmert.

Fee Kerstein (r.) und Constanze Schackert gehören zum ausschließlich weiblichen Team, das sich im ehemaligen Kloster der Alexianerbrüder um wohnungslose Frauen kümmert.

Foto: Augustinus-Gruppe

Raus aus der Wohnungslosigkeit, zurück zur Eigenständigkeit: Im entstehenden Wohnquartier „Augustinus-Park“ finden Frauen in schwieriger Lebenslage ab sofort nicht nur eine Bleibe, sondern auch fachliche Unterstützung. Dafür haben sich die St.-Augustinus-Gruppe und das Sozialamt der Stadt zusammengetan. Das gemeinnützige Unternehmen stellt mit elf renovierten Appartements in der Klausur des ehemaligen Alexianerklosters an der Nordkanalallee den Wohnraum und mit Fachpersonal die nötige professionelle Unterstützung. Das Sozialamt wird gemeinsam mit den Fachkräften der Augustinus-Gruppe die betroffenen Frauen motivieren, das Angebot anzunehmen und über die „Fachstelle Wohnen“ den Bezug regeln.

Voraussetzung für dieses in Neuss bisher einmalige Projekt war, dass sich die Alexianerbrüder 2017 zur Aufgabe ihres kleinen Konventes entschlossen und das 1958 errichtete Gebäude an die Augustinus-Gruppe abgaben. 2800 Quadratmeter Nutzfläche waren neu zu ordnen, nur fünf kleine Appartements im Dachgeschoss blieben für indische Ordensfrauen reserviert. Die Augustinus-Gruppe entschloss sich, im Rest des Gebäudes Wohnungen zu schaffen – unter caritativen Voreichen. Einige Appartements richtete das Unternehmen für eigene Mitarbeiter her, elf stellte es der Stadt zur Verfügung. Die kann jetzt die Nutzungsvereinbarung gegenzeichnen, sagt Sozialamtsleiter Michael Theven, nachdem der Kämmerer, der den Etat derzeit über Haushaltsverfügungen bewirtschaftet, das Geld dafür freigegeben hat. „Darum mussten wir richtig kämpfen“, ergänzt Sozialdezernent Ralf Hörsken.

Der Bedarf an Wohnraum für obdachlose Frauen ist groß. 23 alleinstehende und wohnungslose Frauen werden aktuell durch das Sozialamt betreut. Sie sind in städtischen Übergangswohnheimen und einem Privathaushalt untergebracht. In dem neuen Wohnprojekt erhalten sie nach Darstellung von Sozialamts-Mitarbeiter Ernst Görtz eine Privatsphäre und gleichzeitig einen Rückzugsort. „Die Bewältigung ihrer persönlichen Schwierigkeiten soll langfristig einen Neustart mit der erforderlichen Eigenverantwortung ermöglichen“, sagt er.

Die Augustinus-Gruppe unterstützt diese ersten Schritte in ein eigenständiges Leben  durch Sozialarbeiterinnen, Pädagoginnen, Heilerziehungs- und Krankenpflegerinnen. „Bewusst besteht unser Team nur aus Frauen, um schneller eine Beziehung und Vertrauen aufzubauen“, sagt Fee Kerstein, Einrichtungsleiterin im Ambulant Betreuten Wohnen der Gruppe. Denn mit Männern hätten diese Frauen oft schlechte Erfahrungen gemacht.

An manchen Tagen bekommt das Team, das von 8 bis 20 Uhr vor Ort präsent ist, auch vierbeinige Unterstützung. Dann kommt Constanze Schackert mit Therapiehund Charly – einem großen Tröster.

(-nau)
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