Analyse Neusser Woche Demmer zieht das grüne Trumpf-Ass

Neuss · Einem Verkauf der Regiobahn-Anteile schieben die Grünen einen Riegel vor. Auch die CDU ist dagegen. Hat der Disput Potenzial einen Keil zwischen die rot-grüne Kooperation zu treiben?

 Die Regiobahn S28 fährt von Neuss zum Kaarster See und zurück.  Foto: Andreas Woitschützke

Die Regiobahn S28 fährt von Neuss zum Kaarster See und zurück. Foto: Andreas Woitschützke

Foto: Andreas Woitschützke

Wer beim Kartenspiel die höchste Karte auf den Tisch legt, der gewinnt den Stich. Dabei ist ein Trumpf-Ass kaum auszustechen. Den politischen Stich der Woche machte Erhard Demmer, ein Meister der Strategie, der mit sicherem Gespür seine grünen Trumpf-Asse ins Spiel bringt. Der Sprecher der Neusser Grünen witterte die Gefahr, dass in Neuss der Ausstieg aus der Regiobahn vorbereitet wird. Flugs zog Demmer die rote Linie: Der Verkauf der 11,6-prozentigen Beteiligung ist mit den Grünen nicht zu machen.

Da auch Sven Schümann, Chef der CDU im Stadtrat, einen Rückzug aus dem erfolgreichen Betreiber der Schienenstrecke von Kaarst über Neuss und Düsseldorf nach Wuppertal für ein falsches Signal in Zeiten der Mobilitätswende hält, wird das Verkaufsansinnen kaum eine Ratsmehrheit finden.

Namentlich pfeift Demmer in seiner Stellungnahme Stadtwerke-Chef Stephan Lommetz zurück. Der kommunale Versorger hält die Neusser Anteile für die Stadt und hatte eine Prüfung angekündigt, ob die Regiobahn-Beteiligung noch Sinn mache. Vermutlich operiert aber Lommetz, wenn nicht auf Hinweis, so doch zumindest mit Wissen des SPD-geführten Rathauses. Mit anderen Worten: Die Frage von Verkaufen und Behalten besitzt das Zeug, einen Keil zwischen die Kooperationspartner Rot und Grün zu treiben.

Soweit werden es die Akteure kaum kommen lassen, denn Demmer hat nicht ein grünes Junktim in die Welt gesetzt, sondern der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses im Kreis hat uneingeschränkt Recht: „Wir brauchen schlicht und einfach mehr Bahn.“

Die SPD, die sich als Partei der Solidarität sieht, wird Demmer zustimmen müssen, der die Position der Stadt Wuppertal als „abenteuerlich“ bezeichnet: Erst lasse man die Verlängerung der Regiobahn bis Wuppertal durchführen, dann steige man einfach aus. Hinzufügen könnte er: Und überlässt die betriebswirtschaftlichen Haftungsrisiken den verbleibenden Kommunen. Was für Wuppertal gilt, gilt auch für Neuss: Der lange geforderte Haltepunkt Morgensternsheide ist beschlossene. Jetzt wo er gebaut werden kann, denkt Neuss über Ausstieg nach – Solidarität geht anders.

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