Stadtmauerkonzept für Neuss Neuer Rundwanderweg nach dem Hogenbergplan

Neuss · Der im Jahr 1586 entstandene Hogenbergplan, eine Ansicht der mittelalterlichen Stadt aus der Vogelperspektive, beflügelt noch heute die Phantasie der Stadtplaner. „Er ist die Basis, an der wir uns orientieren“, sagte Planungsamtsleiter Christian Unbehaun, der mit seiner Kollegin Martina Winandi und Planungsdezernent Christoph Hölters am Donnerstag ein Stadtmauerkonzept vorstellte.

 An den Grenzen, die die mittelalterliche Stadtansicht von Neuss  aus dem Jahr 1586 aufzeigt, orientiert sich das Projekt, mit dem die Mauer rund um die Stadt nachgezeichnet und neu erlebbar gemacht werden soll.

An den Grenzen, die die mittelalterliche Stadtansicht von Neuss  aus dem Jahr 1586 aufzeigt, orientiert sich das Projekt, mit dem die Mauer rund um die Stadt nachgezeichnet und neu erlebbar gemacht werden soll.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Wer hinter diesem technischen Begriff Pläne wittert, die Mauer wieder aufzurichten, liegt natürlich falsch. Es geht vielmehr um ihre Neuinszenierung, die Betonung der erhaltenen Reste der Stadtbefestigung und ihre „Nachzeichnung“ an den Stellen, wo sie abgetragen oder gar überbaut wurde. Grundidee des Konzeptes ist ein 2,5 Kilometer langer Rundweg.

 Am Rheintor und Burggraben blieb das größte Mauerstück erhalten.

Am Rheintor und Burggraben blieb das größte Mauerstück erhalten.

Foto: Ja/Andreas Woitschützke

Das Coronavirus vereitelte die Absicht der Verwaltung, ihr Konzept dem Planungsausschuss vorzustellen. Aber der bekommt das ganze Vorhaben ohnehin noch einmal zu sehen – spätestens, wenn die Umsetzung beschlossen werden muss. Über das Geld muss die Politik  nicht streiten. Das kommt zum Großteil aus dem Innenstadtstärkungsfonds. Mit dem wird schon das Lichtkonzept bezahlt, aus dem mit der Illuminierung des Blutturmes und der Brücken über den Erftmühlengraben in diesem Jahr weitere Bausteine fertig werden. Der Zusammenhang zwischen Licht- und Stadtmauerkonzept ist ein gewollter. Sie sind zwei Seiten der gleichen Medaille.

 Planungsdezernent Christoph Hölters, Martina Winandi und Christian Unbehaun (v.l.) stellten am Modell.

Planungsdezernent Christoph Hölters, Martina Winandi und Christian Unbehaun (v.l.) stellten am Modell.

Foto: Ja/Andreas Woitschützke

So fügt das Stadtmauerkonzept  viel zusammen, was schon fertig ist. Die frei gelegte Mauer am Romaneum und damit oberhalb des mittelalterlichen Hafens gehört ebenso zum Projekt wie der Stadtmauerweg vom Freithof bis zum Glockhammer, oder der neu akzentuierten Mauerreste am Burgwallgraben. Aber an einigen Stellen muss noch an der alten Stadtkante gearbeitet werden, wenn sie sich in natura überhaupt nachzeichnen lässt. Das wird gerade auf der Ostseite der mittelalterlichen Stadt schwierig, sagt Winandi. Im Westen, Richtung Gründerzeitviertel, seien die Altvorderen mit der Stadtmauer schon sehr sensibel umgegangen, auf der Gegenseite aber sei viel verschwunden – zum Beispiel an der Stelle, wo sich heute das Tranktorparkhaus auftürmt. Aber auch dort, gleich hinter der AOK, gebe es Überraschendes zu entdecken, ergänzt Unbehaun. Darauf sollen die Rundwegs-Nutzer auch ein wenig gestoßen werden. 19 Erklärstationen entlang des Weges sollen Standort und Historie erläutern und einen Einstieg an jedem beliebigen Punkt der Tour möglich machen. Modelle und viel Licht, das gestaltend eingesetzt wird, kommen hinzu. Wenn Neuss 2022 den Hansetag ausrichtet, soll der Rundweg fertig sein, sagt Hölters. Aber er weiß schon jetzt: „Am schönsten erlebt man ihn im Dunkeln.“

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