St.-Martinus-Kirche in Neuss muss saniert werden Das jüngste Baudenkmal braucht Hilfe

Uedesheim · Die gerade erst unter Schutz gestellte Martinuskirche in Uedesheim muss saniert werden. Doch die Kosten explodieren.

Arm wie die sprichwörtliche Kirchenmaus ist die Kirchengemeinde St. Martinus. Sie hat keine Rücklagen, um den nötigen Eigenbeitrag bei Investitionen aufbringen zu können, berichtet Martina Kamp vom Kirchenvorstand. Aber ein großes Problem: Heizung, Lüftung, Fußboden und vor allem die Fenster des erst seit kurzem in die Denkmalliste der Stadt aufgenommenen Gotteshauses müssen erneuert werden. Gesamtkosten: mindestens eine Million Euro.

 Die St.-Martinus-Kirche muss saniert werden. Vor allem die allem die Betonwabenfenster sind problematisch.

Die St.-Martinus-Kirche muss saniert werden. Vor allem die allem die Betonwabenfenster sind problematisch.

Foto: Stefan Büntig

Weil vom Generalvikariat nur die Kostenübernahmeerklärung für die musterhafte Instandsetzung von einem der sechs Fenster vorliegt, will Kamp erst einmal abwarten. Denn schon dieser erste Test lässt eine Kostenexplosion erwarten. Die Instandsetzung des Fensters wird mindestens 50 Prozent teurer als veranschlagt. So zumindest hat es die Paderborner Glasmalerei Peters vorgerechnet, die mit den 1960 von Günter Grote geschaffenen polychromen Betonglasfenstern doch mehr Arbeit hat als zunächst angenommen. Konkret: Beton und Glas sind nicht so einfach zu trennen.

Sie werde keine Sanierung für ein Munsterfenster mit einem Auftragswert von 100.000 Euro durchwinken, sagt Kamp, wenn am Ende das Gesamtvorhaben Sanierung nicht zu finanzieren ist. Die Sorge des Kirchenvorstandes ist dabei, dass das Generalvikariat angesichts der Kostenentwicklung schon beim ersten Schritt am Ende negativ entscheiden könnte.

Als die Gemeindegremien in Uedesheim erstmals mit dem Thema Sanierung zu tun hatten, stand als Idee im Raum, die aus dreieckigen Glasbausteinen in einem Betongerüst zusammengesetzten Fenster durch große Glasscheiben zu ersetzen, auf die die abstrakten Ornamente der Grote-Fenster in den Farben Rot, Blau, Gelb und Grün projiziert werden sollten. Doch davon habe man im Kölner Generalvikariat nichts hören wollen, sagt Martina Kamp. Und inzwischen scheide eine solche preisgünstige Variante ohnehin aus Gründen des Denkmalschutzes aus.

Die Unterschutzstellung der Kirche Anfang 2019 war durch das Erzbistum angeregt worden. Der neue Status der katholischen Kirche im Ort sei aber nicht an die große Glocke gehängt worden, sagt Kamp. „Wir waren anfangs nicht so begeistert“, erklärt sie, aber der Austausch mit der Denkmalbehörde der Stadt sei gut. Das Erzbistum hätte auch Zuschüsse aus Mitteln des Landes-Denkmalschutzes für die Sanierung beantragt. Ob daraus aber etwas werde, sei offen.

Das jetzt unter Denkmalschutz gestellte Bauwerk entstand auf dem Reißbrett des Ratinger Architekten Kurt Schweflinghaus. Er sollte anstelle des alten Kirchleins der Bauernschaft, das nur 70 Gottesdienstbesuchern Platz geboten hatte, ein modernes Bauwerk für die nach dem Krieg auf 1300 Seelen angewachsene Gemeinde schaffen.

Das Gebäude, das durch seine Lage unmittelbar hinter dem Rheindamm den Schiffen auf dem Rhein als echte Landmarke dient, ist nicht das erste Uedesheimer Gotteshaus. Urkunden erwähnen schon im Jahr 1274 eine Kapelle, die vermutlich zu dem Sprengel des untergegangenen Ortes Quinheim gehörte. Kurz nach 1300 wurde Uedesheim zur Pfarre erhoben, die 1453 die alte Kapelle durch einen größeren Sakralbau ersetzte. Von diesem ist nur der Turm erhalten, der nach einem Brand im Jahr 1661 um ein Geschoss aufgestockt wurde. Das Langhaus und das Seitenschiff wurden zunächst erneuert, doch 1783 brannte es wieder, so dass wieder neu gebaut werden musste. Diese Backsteinkirche wurde 1900 um ein Querhaus erweitert und am Ende des Zweiten Weltkrieges durch Artilleriegeschosse schwer beschädigt. Sie wurde noch einmal instand gesetzt, erwies sich aber als zu klein, so dass sich der Kirchenvorstand Ende der 1950er Jahre zu einem Neubau entschloss.

Was aus diesem jetzt wird, kann der Kirchenvorstand nur mühsam erörtern. Sitzungen sind nicht möglich, so dass in digitalen Besprechungsrunden getagt wird. Deren Beschlüsse, so hat sich Kamp vom Bistum bestätigen lassen, seien aber gültig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort