Hansefest in Neuss Gemeinsam feiern und Freunde treffen

Neuss · Das 31. Hansefest am Wochenende war ein voller Erfolg. Nach Dauerregen im vergangenen Jahr zeigte sich der Spätsommer jetzt von seiner schönsten Seite. Die Besucher kamen in Scharen – und sie bekamen einiges geboten.

Wie aktuell die Idee der Hanse ist beziehungsweise werden kann, machte Professor Thomas Decker von der Rheinischen Fachhochschule Köln deutlich: „Eventuell sind alte Wirkmechanismen auf die Neuzeit zu übertragen.“ Ein vollwertiger Ersatz für die EU könne die Hanse aber nicht werden, bemerkte er und erinnerte daran, dass sie einst den Versuch darstellte, Frieden durch Handel zu schaffen.

Rachid Hamdaoui ist Vorsitzender der Jugendhanse Neuss. Die hatte ebenfalls einen eigenen Stand. „Die Resonanz war größer als im vergangenen Jahr und größer als ich erwartet hätte“, sagte Hamdaoui. Es gehe um Handel, um Netzwerken – und um die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit. Im Mittelpunkt stehe dabei nicht die Verbindung von Land zu Land, sondern die zwischen Mensch und Mensch. In 16 europäischen Ländern gebe es insgesamt 195 Mitgliedsstädte.

Eine davon ist Neuss, es präsentierten sich an eigenen Ständen neben der Quirniusstadt unter anderem auch Kalkar, Wesel, Hattingen und Brilon (Sauerland). Am Briloner Stand wurden Prospekte gereicht, in denen die Schönheit der Landschaft und der historische Ort gleichermaßen beworben wurden. Da Hanse auch mit fairen Handel zu tun hat, war auch die Eine-Welt-Initiative mit einem Stand vertreten.Ein interessanter Hotspot war der Freithof. Dort fühlten sich die vielen Besucher in eine längst vergangene Zeit versetzt. Während die Kinder das Bungee-Trampolin für sich entdeckten und sich mit der bunten Murmelbahn beschäftigten, ließen sich die Erwachsenen von Heiko Sichelschmidt aus Hagen, Oliver Bethke-Pohl aus Heppenheim und Michael Steinebach aus Hennef begeistern. Die verkörperten den Deutschen Orden um die Zeit von 1300 bis 1500, hielten eine Prozession durch die Stadt ab und sangen die Stundengebete.

„Die Leute sind hier sehr wissbegierig und neugierig, wir haben viele gute Gespräche geführt“, bemerkte Michael Steinebach. Walter Keil aus Erftstadt-Gymnich bot einen Einblick in das Handwerk des Stellmachers. Vor den Augen des interessierten Publikums arbeitete er an einem großen Rad aus Holz, wie es einst für Kutschen üblich war, während sich wenige Meter weiter ein Spanferkel am Spieß drehte.

Dietheld Büscher aus Zülpich in der Voreifel führte die die mittelalterliche „Buchbinderey“ vor, präsentierte Beispiele alter Buchbindekunst, während nur wenige Meter davon entfernt Schwertkämpfer in mittelalterlichen Kostümen die Klingen kreuzten – das Aufeinandertreffen des Metalls war schon von weitem zu hören.

Auf der großen Bühne am Ende des Rathausplatzes war ständig was los, die Außengastronomie profitierte eindeutig vom Hanse-Fest und als die Geschäfte gestern Mittag öffneten, zog auch das die Besucher an, und sie nutzten die Gelegenheit zu einem ausgiebigem Sonntags-Shopping.

Die Marktstände boten so manches ungewöhnliche Angebot. Zwei Beispiele: Ein künstliches Wespennest, das echte Wespen in einem Umkreis von zwölf Metern zuverlässig abhalten soll sowie Seife aus Eselsmilch.

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