Zuhause am anderen Ende der Welt 65.000 Einwohnerin von Neuss lebt in Australien

Neuss · Bei ihrer Geburt hat Inge Danaher gleich für Schlagzeilen gesorgt: „Neuß hat auf Inge gewartet“ und „Inge-Änne war ein Glückskind“ titelten die Zeitungen.

 Auf dem Weg nach Australien mit Eltern und Geschwistern.

Auf dem Weg nach Australien mit Eltern und Geschwistern.

Foto: Inge Danaher

Von der Verwaltung gab es Geschenke und Glückwünsche. Darunter auch ein Schreiben des damaligen Oberstadtdirektors Josef Nagel, das er Peter und Hedwig Röhlen überreichte: „Ihr Kind Inge wurde als der 65.000 Einwohner der Stadt Neuß geboren. Aus diesem Anlass spreche ich Ihnen meine und die des Oberbürgermeisters Frings herzlichen Glückwünsche aus.“ Das war am 25. September 1950. „Von meinen Eltern habe ich es als Kind erfahren“, erzählt die mittlerweile 69-Jährige Inge Danaher. „Meine Mutter hat die Zeitungsartikel aufbewahrt. Hin und wieder strunze ich damit, dass ich schon von Geburt an berühmt war und keiner will es mir glauben, bis ich die Artikel zeige.“

Ereignisreich ging es im Leben der 65.000 Neusser Einwohnerin auch nach ihrer Geburt weiter: Die ersten vier Jahre wohnte sie mit ihren Eltern an der Azalienstraße im Haus ihrer Großmutter. Als Inges Schwester geboren wurde, zog die Familie an die Bergheimer Straße, dort gingen die Kinder auch zur Schule. Später besuchte Inge das Theodor-Schwann-Gymnasium. Zu jener Zeit, sie war damals etwa zehn Jahre alt, fassten die Eltern den Entschluss, nach Australien auszuwandern. „Ich habe den Globus rausgeholt und gefragt: Weiter geht es wohl nicht“, erinnert sich Inge Danaher.

 Der Kinderwagen wurde von dem Sparkassen-Geschenk gekauft.

Der Kinderwagen wurde von dem Sparkassen-Geschenk gekauft.

Foto: Inge Danaher

Wenig später ging es mit dem Schiff auf die große Reise: „Fünfeinhalb Wochen waren wir unterwegs“, erzählt sie. „Für uns Kinder war das alles wie ein Abenteuer, nur später hat man vieles vermisst.“ In Australien hat ihr Vater beim Bau der Oper in Sydney geholfen. Er war gelernter Schreiner und hat zuvor im Düsseldorfer Opernhaus als Kulissenbauer gearbeitet. Auch in Australien wurde er bald von einer Theaterfirma aus Melbourne als Kulissenbauer engagiert und wurde später zum Technical Director.

Inge Danaher arbeitete in einer IT-Abteilung, in der sie ihren späteren Mann kennenlernte. Zusammen leben sie in einer Kleinstadt im Süden von Australien, haben Kinder und Enkel. Die 69-Jährige arbeitete erst als Programmiererin, wurde Projektleiterin und gab in Asien und Australien Schulungen. In ihrer Freizeit schreibt sie gerne Gedichte.

 Familientreffen im vergangenen Jahr in Australien: Inge Danaher sitzt mit ihrem Mann, Tochter Haylee und Enkelin Melissa zusammen.

Familientreffen im vergangenen Jahr in Australien: Inge Danaher sitzt mit ihrem Mann, Tochter Haylee und Enkelin Melissa zusammen.

Foto: Inge Danaher

Den Bezug zu ihrer Heimatstadt, von der sie immerhin die 65.000 Einwohnerin ist, hat Inge Danaher nie verloren. Hin und wieder hat sie sich das Schützenfest im Fernsehen angesehen und Weihnachten haben sie und ihre Familie oft so gefeiert, wie sie es aus Deutschland kennen. Ein Teil ihrer Verwandten wohnt noch in Neuss. Und wenn Inge Danaher sie besucht, sitzt sie mit Vorliebe in Neusser Cafés oder im Kaufhaus. „Ich höre gerne zu, wie die Älteren Platt reden.“ Auch ihr Vater habe es öfters gesprochen. Um den Kontakt nicht zu verlieren, ist Inge Danaher in Neusser Facebook-Gruppen aktiv. „Ich bin die einzige von meinen Geschwistern, die so stark an Neuss hängt. Die anderen waren vielleicht noch zu jung. Aber, wenn ich in Neuss bin, fühle ich mich richtig zu Hause.“

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