Stadt Neuss ist „etwas irritiert“ MaximNoise verteidigt gefeuerten Xavier Naidoo

Neuss · Xavier Naidoo wurde wegen mutmaßlich fremdenfeindlicher Aussagen aus der DSDS-Jury geworfen. In den sozialen Medien hat ihn der Neusser Rapper MaximNoise verteidigt. Seine Stellungnahme sorgt für viel Aufsehen. Auch die Stadtverwaltung ist „etwas irritiert“.

 MaximNoise, der unter anderem des Öftern von der Stadt gebucht wird, bei einem seiner Auftritte.

MaximNoise, der unter anderem des Öftern von der Stadt gebucht wird, bei einem seiner Auftritte.

Foto: Maximnoise

Es sind Textpassagen, die derzeit bei vielen Menschen Stirnrunzeln hervorrufen – und die Xavier Naidoo seinen Job beim Sender RTL gekostet haben: Im Netz sind jetzt Videos des deutschen Musikers aus dem Jahr 2018 aufgetaucht, in dem er Sätze in die Kamera singt wie: „Ich hab’ fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt?“ oder „Weit und breit ist hier kein Mann, der das Land noch retten kann. Hauptsache es ist politisch korrekt, auch wenn ihr daran verreckt..

Mit diesen Texten sorgte Naidoo sogar für Irritation im eigenen Fanlager. Auch RTL zog die Reißleine, distanzierte sich öffentlich von dem Sänger und warf ihn aus der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).

Doch es gibt auch Menschen, die den Sänger öffentlich in Schutz nehmen. Einer davon ist Max Jäger, besser bekannt als MaximNoise. Bei der Online-Plattform Instagram veröffentlichte der Neusser Musiker eine Stellungnahme auf der Seite von Naidoo, die für Aufsehen sorgte. Darin heißt es unter anderem „Wer Dir ernsthaft Fremdenhass und Rassismus vorwirft, dem ist nicht mehr zu helfen“ (der komplette Post ist im Screenshot nachzulesen). Für seine Naidoo-Unterstützung erhielt der Neusser bislang über 9000 Gefällt-mir-Angaben (Stand Donnerstagabend), die bei Instagram in Form von Herzen verteilt werden. Zum Vergleich: Der unterstützende Post von dem Schauspieler und Regisseur Til Schweiger an derselben Stelle hat rund 6500 Gefällt-mir-Angaben.

Sowohl die Worte von MaximNoise als auch von Schweiger wurden unter einem Text von Xavier Naidoo veröffentlicht, in dem der Sänger auf die Fremdenhass-Vorwürfe eingeht und sich verteidigt. Darin heißt es unter anderem: „Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander“ (komplettes Statement ist bei Instagram nachzulesen). Aber der Sänger liefert in diesem Statement keine Erklärung, wie er die umstrittenen Textpassagen gemeint hat.

Auch MaximNoise geht in seinem Post nicht darauf ein. Darum hat unsere Redaktion bei dem Neusser, der auch als Werbefigur für die Stadtverwaltung aktiv ist, nachgefragt. Angesprochen auf die Zitate schreibt der Musiker: „Was man nicht weiß, ist, woher diese kurzen Videoausschnitte aus denen zitiert wird, stammen. In welchem Zusammenhang sind sie entstanden? Sind es etwa Songnotizen, die erst im Gesamtkontext Sinn machen? Es handelt sich hierbei nicht um ein fertiges Musikstück oder Video, das offiziell von Xavier Naidoo veröffentlicht wurde.“ Als Beispiel einer möglichen Fehlinterpretation nennt MaximNoise einen seiner eigenen Songs: „Wären damals erste Entwürfe meines Songs ,Mit offenen Armen’ erschienen und man hätte nur aus der ersten Strophe zitiert: ,Deutschland, Du bist meine Heimat, Vaterland und Identität – ich spreche deine Sprache, sing dein Lied, hab deine Mentalität’, hätte man sich über derart patriotische Zeilen von mir sicherlich ebenfalls gewundert. Dass ich in der zweiten Strophe allerdings selbst zum Flüchtling werde und eben durch dieses Bild für mehr Verständnis sorgen wollte, hätte vorerst niemand erfahren.“

 Sänger Xavier Naidoo musste die DSDS-Jury verlassen.

Sänger Xavier Naidoo musste die DSDS-Jury verlassen.

Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Dass rechte Netzwerke Naidoos „zusammenhangslosen Videoschnipsel“ eines Künstlers nun nutzen, „um für ihre menschenverachtenden Ziele zu werben“, sei zu erwarten gewesen, „aber sicher nicht von Xavier Naidoo gewollt“, schreibt MaximNoise, der gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass er mit seinem Instagram-Post lediglich die Stellungnahme des Künstlers Xavier Naidoo zu den Vorwürfen gegen ihn lobt, nicht jedoch die Aussagen in den kürzlich aufgetauchten Videos (komplettes Statement auf seiner Facebook- und Instagram-Seite).

Die Stadt Neuss, die mit MaximNoise zusammenarbeitet, schreibt auf Nachfrage: „Die Stadtverwaltung zeigt sich etwas irritiert, weil MaximNoise auch dafür bekannt ist, dass er sich als Neusser Künstler für eine friedliche Stadtgesellschaft und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert.“

Anderer Meinung als MaximNoise ist auch die Staatsministerin und Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz (CDU). Sie bezeichnete die Videos von Naidoo im Gespräch mit der Funke Mediengruppe als „brandgefährlich“. Auch ein Teil der deutschen Hip-Hop-Szene kritisiert den Künstler scharf. Hinzukommen Promis wie Jan Böhmermann und Naidoos frühere Band „Die Söhne Mannheims“. Es ist nicht der erste Skandal um Xavier Naidoo. 2014 sprach der Sänger vor dem Berliner Reichstag vor rund 300 „Reichsbürgern“, die die staatliche Ordnung in Deutschland ablehnen. 1999 sorgte er in einem Interview mit dem Musikexpress zudem mit der Aussage „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“ für Aufsehen.

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