Wohnen, leben und arbeiten in Neuss Der Bauverein ist auch ein Baumverein

Neuss · Zum Portfolio der Bauverein AG gehören 8500 Bäume. Überhaupt zeigt das größte Neusser Wohnungsunternehmen seinen grünen Daumen. Mietergärten und Insektenhotels sind gefragt. Energetische Komponenten werden Standard.

 Die Natur im Blick: Urban Gardening mit Umweltpädagogin Gundula Kerekes (l.) in einem Mieter-Begegnungsgarten an der Straße Am Kotthauserweg in der Nordstadt.

Die Natur im Blick: Urban Gardening mit Umweltpädagogin Gundula Kerekes (l.) in einem Mieter-Begegnungsgarten an der Straße Am Kotthauserweg in der Nordstadt.

Foto: Neusser Bauverein AG

Er nennt mehr Bäume als Wohnungen sein Eigen. Das überrascht. Der städtische Bauverein, der größte Wohnungshalter in Neuss, führt einen Bestand mit insgesamt 7015 Einheiten in 877 Häusern. Laut Baumkataster stehen aber 8500 Bäume auf Grund und Boden des kommunalen Unternehmens.

Mag sein, dass in diesem konkreten Fall Äpfel zu Birnen ins Verhältnis gesetzt werden. Dennoch sagt das Ergebnis eine Menge aus. Auf jede Wohnung kommt beim Bauverein ein Baum oder anders gerechnet: zu jedem Wohnhaus gehören zehn Bäume. Welcher Immobilieneigentümer kann das von sich behaupten? „Wir wollen nicht nur bauen und Wohnungen vermieten“, sagt Vorstandsvorsitzender Frank Lubig, „sondern auch das Umfeld ökologisch sinnvoll grün gestalten“.

Zahlen belegen die nachhaltige Grün-Offensive des Bauvereins. Insgesamt organisiert er rund 70 Hektar im Sinne von Umwelt- und Naturschutz, die zugleich auch als Zonen für eine hochwertige Freizeit-Kultur dienen. Als nach dem „Ela“-Sturm am Pfingstmontag 2014 der Schaden sichtbar wurde, mussten 100 Bauverein-Bäume gefällt werden. „Dafür haben wir 150 Neue gepflanzt“, sagt Lubig. Das Unternehmen vergrößere seinen Baumbestand kontinuierlich um durchschnittlich 50 Exemplare im Jahr. Allein im neuen Augustinus-Park („Alexianer“-Gelände) kommen laut Lubig 250 Bäume hinzu.

Eine besondere Variante ist entlang der Bahntrasse an der Siedlung Südliche Furth zu studieren: Dort gedeihen Obstbäume. Die Idee geht auf den verstorbenen Bauverein-Prokuristen Harald Denner zurück: Anwohner, insbesondere Kinder, können verfolgen wie die Natur von der Blüte bis zur Ernte für gesunde Nahrung sorgt.

Einen pädagogischen-didaktischen Ansatz hat der Bauverein auch mit seinen Mietergärten im Blick, die er verstärkt anlegen lässt. Zum Beispiel an der Straße Am Kotthauserweg in der Nordstadt. Ziel sei eine grüne Vielfalt, „nicht nur Gras und Wiese“, sagt Lubig. Gerade die Mieter im Erdgeschoss nehmen das Garten-Angebot gern an. Dazu gehört auch eine Anlage mit dreißig Schrebergärten. Die werden zu Begegnungsorten, bringen die Menschen ins Gespräch: Was blüht denn hier? Wer krabbelt denn dort? Selbst durchs Fenster oder vom Balkon aus können Pflanzen und Tiere beobachtet werden.

Begegnungen im Grünen und Gespräche über die Natur organisiert Umweltpädagogin Gundula Kerekes. Sie zeigt, wie ein Garten ohne Chemie und Torf bewirtschaftet wird. Der Erfolg stellt sich laut Bauverein schon ein: Die Larven von mehreren 100 verschiedenen Käferarten wurden inzwischen (wieder-)entdeckt, darunter auch der „große, faszinierende Nashornkäfer, ein Verwandter des Hirschkäfers“. Der Bauverein versucht umzusetzen, worüber die Gesellschaft spricht: In der Urbanität der Stadt der Natur Lebensraum zu geben. So bietet der Bauverein Insektenhotels an, die Interessenten für zehn Euro kaufen können. Das Wohnungsunternehmen setzt seine Grün-Offensive aber ganzheitlich an, denn energetische Aspekte werden auch beim Neubau oder der Sanierung zum Standard. Stichworte sind Dachgrün und Heizung. 700 Wohnungen im Augustinus-Park sollen demnächst über nur eine zentrale Anlage beheizt werden – zum Preis von 70 Cent plus X pro Quadratmeter.

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