Kriminalitätsrate in Neuss Weniger Einbrüche dank neuer Technik

Neuss · In Neuss sind Einbrecher zuletzt seltener in Gebäude eingedrungen. Das liegt auch an immer besseren Maßnahmen zum Einbruchschutz.

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In den kommenden Wochen wird die Einbruchstatistik für das zweite Halbjahr 2019 erstellt. Der Trend in Neuss war zuletzt positiv: Im ersten Halbjahr gab es laut Polizei in Neuss zwar 146 Wohnungseinbrüche beziehungsweise Einbruchversuche, denn knapp die Hälfte der Taten blieb im Versuch stecken. Aber insgesamt sind die Fallzahlen zurückgegangen: Im ersten Halbjahr 2018 waren es noch 204 Einbrüche beziehungsweise Versuche. Dieser Rückgang soll nach Möglichkeit auch in der dunklen Jahreszeit weitergehen. Das würde bedeuten: Neuss ist sicherer geworden.

Dass Täter immer häufiger erfolglos von dannen ziehen, hat vor allem einen Grund: Immer mehr Bürger setzen auf wirksamen Einbruchschutz. Die Polizei bietet hierzu eine umfassende Beratung an. Kriminalhauptkommissar Uwe Wagensonner und seine Kollegen sind gut ausgelastet. Wer einen Termin haben möchte, sollte zwei bis drei Wochen Vorlaufzeit einplanen. Dafür gibt es dann aber auch ein „Rundum-Informationspaket“.

Uwe Wagensonner hat sein „Büro“ im Gebäude der Kreispolizei an der Jülicher Landstraße 178. Dort steht auch jede Menge Anschauungsmaterial. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Fenster und Türen, die technisch so gestaltet sind, dass Einbrecher es schwer haben, sie aufzuhebeln. Und das ist laut Wagensonner schon einmal der erste Schritt in die richtige Richtung. „Ein unzureichend gesichertes Fenster haben die Täter in der Regel innerhalb weniger Sekunden aufgehebelt“, sagt der Experte. Gelingt ihnen das nicht, ziehen sie häufig weiter. Denn Einbrecher haben vor allem eines nicht: Zeit. Je länger sie brauchen, um in ein Gebäude einzudringen, desto größer ist die Gefahr, beobachtet zu werden. Zumal die Mehrzahl der Einbrüche laut Polizei nicht von „Profis“ verübt wird, sondern von Gelegenheitstätern.

Wie diese dabei in der Regel vorgehen, ist in der sogenannten Kölner Studie abgebildet. Sie wird regelmäßig fortgeschrieben, die Zahlen basieren – die Daten der aktuellen Studie stammen aus 2017 – auf der Auswertung realer Wohnungseinbrüche im Kölner und Leverkusener Raum. „Die Erfahrungen decken sich aber mit unseren Eindrücken aus dem Rhein-Kreis Neuss“, sagt Wagensonner. Die Studie gibt dabei auch Aufschluss über die Schwachstellen an Häusern und wie Einbrecher diese ausnutzen.

Rund 50 Prozent der Täter gelangen durch sogenannte Fenstertüren, wie man sie an Balkon oder Terrasse findet, ins Gebäude, etwa 27 Prozent hebeln Fenster auf, in 18 Prozent der Fälle sind es Haustüren, fünf Prozent kommen durch den Keller. In Mehrfamilienhäusern werden vor allem die Wohnungstüren (52 Prozent) aufgebrochen. „Einbruchhemmende Fenster und Türen können ein wirksamer Schutz sein“, sagt Wagensonner. Denn diese sind entsprechend fest verankert und mit Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet. Die Polizei-Experten sprechen von sogenannten Widerstandsklassen und empfehlen mindestens Widerstandsklasse 2. In der persönlichen Einbruchschutz-Beratung schauen sich Wagensonner & Co. mit den Bürgern gemeinsam an, wie ein Gebäude möglichst sicher ausgestattet werden kann. Auch ein Hausbesuch gehört dazu, schließlich fallen die Lösungen höchst individuell aus.

Grundsätzlich unterscheiden die Einbruchschutz-Experten der Polizei zwischen Nachrüstung vorhandener Fenster und Türen und dem Einbau gänzlich neuer Produkte, wie sie zum Beispiel bei Neubaumaßnahmen oder größeren Sanierungen Sinn machen. Beim Landeskriminalamt NRW gibt es zudem eine Liste mit Adressen von Firmen, die mechanische Sicherungseinrichtungen anbieten und bestimmte Kriterien erfüllen.

Der größte Schaden durch einen Einbruch ist das verlorene Sicherheitsgefühl. „Das geht vielen sehr nahe“, sagt Wagensonner.

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