Drei Szenarien liefen parallel Großübung fordert vollen Einsatz

Neuss/Dormagen · Blutende Verletzte versorgen, Sandsäcke füllen, Unterkünfte herrichten, Verpflegung kochen bei Regen, Sturm und heftigen Windböen. Das forderte bei einer Übung in Neuss und Zons die 250 Einsatzkräfte und 21 „Spontanhelfer“.

Tagelanger Regen und kräftiger Wind. Das ist die Ausgangslage für eine Großübung der Einsatzkräfte im Rhein-Kreis Neuss am Samstag. Drei Szenarien müssen dabei gelöst werden. Auf dem Kirmesplatz auf der Furth in Neuss sollen die Einsatzkräfte, die teilweise aus anderen Bundesländern zur Verstärkung kommen, untergebracht und versorgt werden, die sich am Grind in Stürzelberg um ein vom Wind zerstörtes Jugendferienlager und in Zons um einen Deichbruch zu kümmern haben.

Die Übung ist der Höhepunkt eines monatelangen Projektes, bei dem verschiedene Personen vom Rhein-Kreis, von verschiedenen Einsatzorganisationen und Experten beraten haben, wie man Spontanhelfer in Krisensituationen am besten einsetzen könnte. Durch die sozialen Medien sei es in den vergangenen Jahren vermehrt dazu gekommen, dass Helfer spontan an Krisenorten erscheinen und dort ihre Hilfe anbieten. Deshalb wurde im Vorfeld die Bevölkerung aufgerufen, an der Übung teilzunehmen. Am Ende haben sich 26 Helfer gemeldet, wovon 21 tatsächlich erschienen, um die 271 Einsatzkräfte zu unterstützen.

Sie wurden eingesetzt um Sandsäcke zu füllen, Zelte aufzubauen, aber auch als Betreuung von leichter verletzten Personen, natürlich nur begleitend zu den ausgebildeten Kräften. „Die Helfer sollten mit pinken Westen für alle erkenntlich sein. Das wurde am Grind aber leider nicht umgesetzt“, erklärt Dieter Guderley, Sprecher der Johanniter. Festgehalten wurden die Übungen mit Kameras und am Grind auch mit einer Drohne. Zudem war ein Team vor Ort, dass eine Evaluation vornahm. Und es gab Rückmeldebögen, die von allen ausgefüllt werden konnten.

Im Neusser Norden begannen die Einsatzkräfte um 10.30 Uhr auf dem Gelände der Kindertagesstätte Weltenentdecker Zelte und Bierzeltgarnituren aufzubauen. „Es wurden zudem 250 Lunchpakete gemacht und jede Menge Suppe gekocht“, berichtet Guderley. Währenddessen trafen in Stürzelberg am Grind die Ersthelfer am inszenierten Ferienlager ein. Mehrere zerstörte Zelte lagen auf der Wiese, dazwischen Personen, die Verletzte spielten. Dabei gab es eine Vielzahl von Herausforderungen. Von nicht verletzten, aber traumatisierten Personen, über Nasenbluten, bis zu Menschen, die ihre Gliedmaßen nicht mehr spürten. Während die Ersthelfer die Verletzten notdürftig versorgten und auf Decken legten, trafen nach wenigen Minuten weitere Einsatzkräfte von Johannitern, Feuerwehr und DLRG ein, inklusive Gerätewagen. Zu dem Bild von Verletzung und Zerstörung kam ein hoher Geräuschpegel von Weinen, Jammern und Gebrüll. Einige beschimpften die Einsatzkräfte, weil diese sich vermeintlich erst um unkritischere Fälle kümmerten, während andere angsterfüllt die Helfer anflehten, nicht wegzugehen.

In diesem Umfeld mussten die Ersthelfer, die eintreffenden Kräfte und die Einsatzleitung sich zunächst organisieren und einen kühlen Kopf bewahren. Weiteres Hindernis war später das Bergen der Verletzten über einen unwegsamen Feldweg. Ebenfalls in Stürzelberg trafen sich etwas später THW, Malteser, Johanniter und die Feuerwehr bei der Deichwacht, um Sandsäcke zu füllen. Die wurden am Mittag dann nach Zons an den Parkplatz Herrenweg transportiert. Dort wurden sie per Menschenkette an den Deich getragen und das fiktive Loch gestopft. Alle drei Szenarien wurden neben einer mobilen Einsatzleitung vor Ort noch von einem Einsatzstab in Grevenbroich zentral koordiniert.

Eine Auswertung der Großübung gibt es noch nicht. „Es wird mit Führungskräften und Spontanhelfern noch Gespräche geben. Aber es scheint, als wären die Helfer gut eingebunden und nicht stehen gelassen worden“, äußert sich Dieter Guderley ganz zufrieden.

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