Neuss Discos fürchten neuen Musiktarif

Neuss · Die Musik-Verwertungsgesellschaft Gema will neue Tarife einführen, die vor allem Großveranstaltungen und Diskotheken stärker belastet. Auch das Neusser Schützenfest könnte betroffen sein, warnt der Gaststättenverband.

So viel müssen Veranstalter bisher für Live-Musik an die Gema abführen
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So viel müssen Veranstalter bisher für Live-Musik an die Gema abführen

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Foto: gms

Eduard Kerberer ist wütend: "Wenn die Gema ihre Pläne durchsetzt, gehen wir alle pleite", sagt der Kaufmännische Leiter der Diskothek "Revolution" in Neuss. "Unverständlich und ungerecht", meint Bayram Avucu, Veranstalter der Neusser Tribehouse-Parties. Grund für den Ärger ist die geplante neue Tarifstruktur der Gema, die große Veranstaltungen und Diskotheken stärker belastet.

"Auch für das Schützenfest und den Neusser Karneval schließe ich Teuerungen nicht aus", sagt Rainer Spenke, Geschäftsführer des Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein mit Sitz in Neuss. Er warnt massiv vor möglichen Gebührensteigerungen, die nach Berechnungen seines Verbands bei bis zu 500 Prozent liegen können. In der vergangenen Woche hatte die Gema ihre neuen Tarife vorgestellt mit dem Versprechen, ihr Berechnungsmodell werde einfacher und — vor allem für kleine Veranstaltungen — billiger.

Das dürfte zum Beispiel Gaststättenbetreiber freuen, die von der Gema bereits zur Kasse gebeten werden, wenn sie nur ein Radio in ihrem Betrieb laufen lassen. "Die Gema arbeitet mit einem wahren Tarif-Dschungel", sagt Spenke. So müsse bei Radios etwa angegeben werden, ob ein Kassettendeck oder ein CD-Player eingebaut sind. "Je nachdem variiert dann die Höhe der Gebühren", erläutert Spenke. Dementsprechend begrüßt er Vereinfachungen. "Aber die geplanten Teuerungen sind unverständlich", sagt der Gastronomieexperte.

Informiert worden von den Plänen der Gema ist bereits der Neusser Karnevalsverein, wie BKG-Geschäftsführer Carsten Dorweiler unserer Zeitung sagte. Genaue Abrechnungsdetails für die Neuerungen, die ab dem 1. Januar 2013 gelten sollen, stehen aber noch aus, so dass auch der Neusser Bürgerschützenverein zunächst weiter abwarten möchte, wie Musikbeauftragter Ralf Berger mitteilt.

Die Dehoga hat indes eigene Berechnungen angestellt, die vor allem für jene Veranstaltungen Mehrkosten ausweisen, die auf Flächen von über 200 Quadratmetern bei einem Eintrittspreis von über zehn Euro stattfinden. "Da reichen die Erhöhungen von 40 bis 500 Prozent", sagt Spenke. "Der neue Tarif verläuft linear je 100 Quadratmeter Raumgröße und je 1 Euro Eintrittsgeld", teilt die Gema mit. Soll heißen: Je größer die Veranstaltung, umso teurer. Der Dehoga Bundesverband hat bereits angekündigt, gegen die Pläne klagen zu wollen.

"Bereits in den letzten Jahren sind die Gebühren immer teurer geworden", sagt Eduard Kerberer von der Disco "Revolution". Jedes Jahr zahle die Betreibergesellschaft Emox einen hohen fünfstelligen Betrag allein für Gema-Abgaben. "Wird so massiv erhöht wie geplant, wäre das eine Katastrophe für uns", sagt Kerberer.

(NGZ/rl/top)
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