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Neuss Der Umweltschild-Erfinder

Neuss · Ralf Geiling startete 1974 eine Initiative, die bundesweit für Aufsehen sorgte. Sein Schild "Beim Halten Motor abschalten" steht heute noch vor vielen Bahnübergängen. Reich geworden ist der Derikumer damit nicht.

 Dieses Schild hat Ralf Geiling erfunden, und damit aktiv zum Umweltschutz beigetragen.

Dieses Schild hat Ralf Geiling erfunden, und damit aktiv zum Umweltschutz beigetragen.

Foto: Andreas Woitschützke

Den Brief von Franz-Josef Strauß hat er noch. Der legendäre bayerische Ministerpräsident widmete ihm 1984 ein persönliches Schreiben. Ralf Geiling habe einen "wichtigen Beitrag" für den Umweltschutz geleistet, lobte der pfundige "Alpenkaiser".

Sicherlich zu Recht: Denn die Privatinitiative, die der Grevenbroicher, der heute in Derikum lebt, zehn Jahre zuvor in seiner Heimatstadt startete, sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Und auch heute noch steht seine "Erfindung" vor vielen Bahnübergängen in der Bundesrepublik. Und viele halten sich dran.

Es war die Zeit, als es den Elsbachtunnel noch nicht gab und die "Glück-auf-Schranken" mehr geschlossen als offen waren. Zu Stoßzeiten stauten sich Dutzende von Autos vor den rot-weißen Barrieren — und alle hatten eines gemeinsam: Sie qualmten manchmal bis zu 20 Minuten lang aus sämtlichen Auspuffrohren. "Das war unmöglich", erinnert sich Ralf Geiling (64): "Alles redete in den 1970er Jahren von der Energiekrise, man fürchtete sich vor Kraftstoff-Literpreisen von zwei Mark — und vor den Schranken wurde sinnlos der Sprit vergeudet."

Dagegen wollte der damals 27 Jahre alte Grevenbroicher etwas unternehmen. Seine Idee: "Die Autofahrer sollten mit einem Schild dazu aufgerufen werden, bei Wartezeiten ihre Wagen abzuschalten. Um etwas für die Umwelt zu tun, und natürlich um Sprit zu sparen — bis zu 15 Prozent im Jahr."

Als Werbe- und PR-Berater der (heute längst geschlossenen) Lange-Metallwarenfabrik in Wevelinghoven saß Geiling sozusagen an der Quelle, um seine Idee rasch umzusetzen. Denn das Unternehmen stellte auch Schilder her und produzierte — ganz nebenbei — den Prototypen seines Mitarbeiters: "Bei geschlossener Schranke: Bitte Motor abstellen. Danke!" stand darauf zu lesen. Später textete Geiling diesen Aufruf etwas griffiger in "Beim Halten Motor abschalten" um.

"Ich habe meine Initiative damals bundesweit mit einem Prospekt beworben — der Erfolg war enorm", erzählt Ralf Geiling. Viele Städte und Gemeinden zwischen Flensburg und Garmisch orderten das Schild, um es vor Bahnübergängen und an Baustellenampeln zu montieren. "Das hat mich richtig stolz gemacht — und das bin ich eigentlich auch heute noch", erzählt Geiling, der heute von Neuss aus als Wirtschaftsjournalist arbeitet. Reich geworden sei er mit seiner Idee jedoch nicht, sagt er: "Unterm Strich blieb nicht viel übrig."

Mit der Einführung des Abgas-Katalysators verschwanden Geilings Schilder zwar mehr und mehr aus den Städten, doch in vielen Kommunen sind sie auch heute noch zu sehen. Eines der ältesten Exemplare steht — leicht verwittert — auf der Talstraße in Kapellen. Und das freut Geiling: "Schließlich sind die Schilder nach wie vor gültig."

Ein Schild, das früher vor den "Glück-auf-Schranken" in Grevenbroich stand, hütet Ralf Geiling heute auf seinem Dachboden. Das Gegenstück hingegen wird mittlerweile im Deutschen Museum in München aufbewahrt — als Dokument für gelungene Umweltschutz-Initiativen. Franz-Josef Strauß hätte seine Freude daran.

(NGZ)
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